Sonnek

Blitz

Nehmen wir einmal an, wir hätten eine dringende Angelegenheit zu erledigen und sind daher ganz auf diese konzentriert. Wir befinden uns auf dem Weg ins Büro, wo – so hoffen wir – genug Ruhe und Gelegenheit zu finden sein werden, die Sache zu erledigen. Da begegnet uns ein guter Bekannter, der sofort die Gelegenheit ergreift, uns wortreich sein Problem zu schildern, das aus seiner Sicht hohe Priorität hat. Einwände, wir hätten im Moment keine Zeit, ignoriert der Betreffende, der neben uns herläuft und immer neue Details zur Sprache bringt, ohne endlich auf den Kern der Sache zu kommen.

Weil der Mitläufer immer wieder einwirft, uns eh nur „ganz kurz“ zu beanspruchen, geben wir nach, bleiben stehen und hören zu. Irgendwann dämmert uns, was sein Problem sein könnte und wir stellen deshalb eine Frage. Die Antwort hilft uns und uns dämmert, dass wir höchstwahrscheinlich der falsche Adressat sind. Freundlich stoppen wir den Redeschwall mit dem Einwand, nicht der Richtige zu sein und geben zugleich einen Ratschlag, an wen er sich wenden könnte. Der Gesprächspartner ist jetzt etwas enttäuscht, erkennt aber, dass er jetzt vielleicht anderswo besser aufgehoben sein könnte und verabschiedet sich.

Weitschweifigkeit kostet Energie

Wir selbst müssen uns jetzt wieder sammeln, um uns um unser eigenes Problem kümmern zu können. Wieviel einfacher wäre die Begegnung wohl verlaufen, wenn unser Bekannter von vornherein exakt hätte artikulieren können, was sein Punkt ist und was er von uns erwartet. Das hätte einen Bruchteil der Zeit benötigt und ebenso einen Bruchteil unserer Aufmerksamkeit. Alles in allem hat uns das jetzt Energie gekostet, die wir anderswo gebraucht hätten. Der Gedanke lässt uns nicht los, dass wir vielleicht zu effektiv miteinander reden wollen, zu sachbezogen, zu technokratisch und zu wenig auf die Menschen eingehend, mit denen wir reden.

Hauptsache soll Hauptsache bleiben

Zumindest was mich betrifft stelle ich fest, dass ich zunehmend unduldsam bin gegen mehrmaliges und aus meiner Sicht überflüssiges Wiederholen gleicher Sachverhalte, noch dazu, wenn diese wenig Bedeutung haben oder völlig nebensächlich sind in der gemeinsamen Sache, um die es geht. Für mich gilt: Hauptsache ist, dass die Hauptsache die Hauptsache bleibt. Natürlich ist es gut, wenn Dinge sicherheitshalber wiederholt werden. Das tut auch ein Handwerker, mit dem ich öfters zu tun habe: Er sagt jeden Satz grundsätzlich zweimal, bedächtig und genau gleich. Dem nehme ich das ab, es ist kein wortreiches Herumreden, er will einfach sicher gehen, dass er gehört und verstanden wird.

Schriftliche Kommunikation

Das vorhin Gesagte bezieht sich nicht nur auf mündliche, sondern auch auf schriftliche Kommunikation, durchaus auch auf die von Sachverständigen. Im Bemühen, nur ja nix zu vergessen oder unerwähnt zu lassen, können Sachverhalte betont detailliert betrachtet werden. Das ist üblich und löblich und in Gutachten selbst, in Mitteilungen unter Kollegen aber nicht zwingender Standard: Hier genügt meist eine etwas entspanntere Art. Anfänger legen vielleicht Wert auf umfangreiche Aktenvermerke mit großem Verteiler, abgeklärtere Kollegen begnügen sich mit einfachen Aktnotizen mit wenigen Worten über das wirklich Wichtige.

Gefahr des Zerredens

Auch die Gefahr des Zerredens liegt sehr oft in der Luft. Das gilt insbesondere für Besprechungen oder Beratungen mit vielen Teilnehmern. In unangenehmer Erinnerung bleiben mir nicht enden wollende Baubesprechungen. Reihum werden Meinungen zu einem Thema geäußert. Der Neuigkeits- und Originalitätswert der Mitteilungen sinkt dramatisch mit der Anzahl der allmählich ermüdenden Teilnehmer. Ein Kollege bemerkte einmal sarkastisch: „Es ist zwar schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ Zu meinem Glück gilt das nicht für örtliche Befundaufnahmen mit : Hier kann ich als Einladender die Art des Umgangs vorgeben.

Authentisch sein

Ich gebe zu, dass das alles nach Nörgelei klingen mag. Deshalb mein Versuch eines positiven Abschlusses: Es ist immer ein Zeichen der Wertschätzung, wenn Mitmenschen klar und deutlich aussprechen, was Sache ist und was nicht. Das kann man in angenehmem Tonfall tun, auch wenn es um kontroversielle Dinge geht. Wer es dabei schafft, rasch und ohne Umschweife auf den Punkt zu kommen, ist auf Dauer gesehen im Vorteil. Noch etwas: Den größten Eindruck hinterlässt jemand, der authentisch, geradlinig, ehrlich und wahrheitsgetreu agiert.

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