Sonnek

Nebenjob Gutachter

22.09.2023
SV

Der Titel klingt zugegeben ein wenig schnoddrig, wenn man unter einem „Job“ lediglich eine Beschäftigung zum Zweck des Geldverdienens versteht. Denn im Gegensatz zu einem so verstandenen „Job“ setzt die Tätigkeit als Gutachter – oder Sachverständiger – nicht nur entsprechende Eignung voraus, sondern verlangt auch ein gewisses Herzblut. Richtig aber ist die Zuordnung, dass die Beschäftigung als Gutachter einem Beruf ähnelt. Für sich gesehen stellt sie aber keinen eigenständigen Beruf dar. Das einfach deshalb, weil sie auf Wissen, Einsicht und Erfahrung aus einer laufenden Berufstätigkeit zurückgreifen muss.

Dass ich den Titel trotzdem gewählt habe, liegt darin, dass ich genau solche Berufstätige herausfordern möchte, sich mit dem Gutachter- und Sachverständigenwesen auseinanderzusetzen. In Kenntnis meines Wirtschaftsumfelds gehe ich davon aus, dass es sehr viele Selbstständige gibt, aber auch Unselbstständige, die das Potential zum Sachverständigen hätten. Sie verfügten über alle formalen Voraussetzungen, könnten auf die dazu erforderliche Ausbildung verweisen und hätten die nötige Erfahrung. Aber sie lassen eine große Chance zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung ungenützt.

Denkanstöße

Warum das so ist, kann ich nicht sagen. Ich vermute, dass den meisten der Erwähnten dieser mögliche Seitwärtsschritt in eine parallele Laufbahn berufsähnlicher Art nicht bekannt ist. Oder aber ihnen ist die Möglichkeit dazu zwar bekannt, sie empfinden sich aber nicht als geeignet. Oder sie besitzen für den entscheidenden Schritt zu wenig Selbstvertrauen. Für alle diese Leute will ich einige Denkanstöße geben, die ihnen Hilfe sein könnten, sich aus einer scheinbar bequemen, aber in Wahrheit lähmenden Untätigkeit zu erheben und den Pfad in eine in vieler Hinsicht lohnendere Zukunft einzuschlagen.

1. Aussicht auf Zuverdienst

Manche fragen sich: Was habe ich davon, vor allem in materieller Hinsicht? Antwort: Richtig gemachte und daher erfolgreiche gutachterliche Tätigkeit wird gut entlohnt! Das ist besonders deshalb interessant, weil dazu in erster Linie Wissen und Erfahrung, die schon vorhanden sind, besser genutzt werden können. Heute verwendet man den Begriff „Monetarisierung“ für das Zu-Geld-Machen von immateriellen Werten. So gesehen liegt enorm viel an Personen gebundenes Wissen brach, das für bestimmte Auftraggeber – und dazu gehören nicht nur Gerichte – von hohem Nutzen sein könnte.

2. Zweites Standbein für Selbstständige

Viele selbstständig Tätige sind auf der Suche nach Erweiterung ihrer Geschäftsfelder. Man spricht von Diversifizierung, was nichts anderes bedeutet als seine Aktivitäten auf verschiedene Schwerpunkte aufzuteilen, um z. B. konjunktur- oder saisonbedingte Schwankungen der Auftragslage auszugleichen. Gutachterliche Beauftragungen kommen zwar anlassbezogen und sind daher nicht voraus planbar, lassen sich gemäß eigener Erfahrung aber üblicherweise sehr gut in den Arbeitsablauf integrieren. Dies hauptsächlich deshalb, weil für Gutachtenserstellungen fast immer ein ausreichender Zeitraum zur Verfügung steht.

3. Neue Perspektiven für Unselbständige

Selbstverständlich haben auch Interessierte in einem Arbeits- oder Angestelltenverhältnis die Möglichkeit, Sachverständige zu werden und die dazu notwendigen Schritte zu setzen. Es empfiehlt sich aber, mit dem Arbeitsgeber diesbezüglich Einvernehmen zu suchen. Eine Vereidigung als Gerichtssachverständiger kann auch eine Aufwertung in der beruflichen Stellung oder eine Änderung der Karriere-Laufbahn mit sich bringen. Zu bedenken ist allerdings, dass die Arbeit als Gutachter außerhalb der regulären Arbeitszeit erfolgen wird müssen. Auch kann die Terminsetzung etwa für örtliche Befundaufnahmen Beurlaubungen erfordern.

Anstoß für positive Veränderungen

Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Beschäftigung als Sachverständiger und die damit verbundene Übernahme von Verantwortung in Menschen Reifungsprozesse und gravierende Veränderungen auslösen können: Manch ein Angestellter fühlt sich in seiner Stellung zunehmend eingeengt und drängt in die Selbstständigkeit. Mancher Selbstständiger wiederum lagert ein Mehr an seiner Tätigkeit in den Sachverständigen aus, weil er sieht, dass seine Expertise anderen hilft und von ihnen wertgeschätzt wird. Gemeinsam ist allen, dass Sachverständiger sein mehr für sie ist als ein bloßer „Job“. Es ist eine Berufung, die zu neuen Erfahrungen und Erlebnissen führt, die man – im Rückblick gesehen – nicht missen möchte.

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