Sonnek

Pfeil

Im Rückblick gesehen waren die Siebziger Jahre für mich persönlich eine spannende Zeit mit vielen Umwälzungen: Studienabschluss als Maschinenbauingenieur, Berufseinstieg in das Familienunternehmen mit Technischem Büro und parallel dazu laufendem Installationsbetrieb. Und letztlich ganz privat: Familiengründung! – Im Betrieb gab es in technischer Hinsicht eine Menge zu lernen und zu erkunden, denn von der Praxis hatte ich – trotz beruflicher Praktika zuvor – anfangs wenig Ahnung. Ich lernte schnell, denn zum Glück war die Haustechnik damals wesentlich überschaubarer als heute.

Damit komme ich gleich zum Thema: Wärmeerzeuger. Darunter versteht man alle Geräte, die ein Gebäude mit Wärme versorgen, also beispielsweise Zentralheizungskessel und  -herde, elektrische Durchlauferhitzer, aber auch Wärmepumpen. Von letzteren war in den Siebzigern noch wenig zu bemerken. Bleiben wir bei den Kesseln: Gerade hatte erst der Ölheizungs-Boom begonnen, wer es sich leisten wollte, stieg um. Auch im Elternhaus musste der rundliche, mit blauem Hammerschlaglack versehene Hoval Minitherm aus den frühen Sechzigern einem moderneren Artgenossen weichen.

Steirische Zentralheizungskessel

Der Minitherm war ein steirisches Erzeugnis, wenn ich mich richtig erinnere, trug er eine Plakette mit dem Namen „E. Hopf, Knittelfeld“. Diese Firma hatte den Kessel offenbar in Lizenz gefertigt. Jahre später baute das Unternehmen seine eigene Fertigung von  Zentralheizungskesseln aus Stahl für Festbrennstoffe auf, die technisch noch angelehnt zu sein schienen an die des früheren Lizenzgebers. Sie trugen die Bezeichnung „EHK“. Bald zeigte sich, dass sich große Nachfrage entwickelte nach „Kombikesseln“ in Ausführungen als „Wechsel-“, „Umstell-“ oder „Doppelbrand“, die sowohl mit festen Brennstoffen, als auch mit Heizöl betrieben werden konnten.

Not macht erfinderisch

Als Verkaufsvertreter dieses Unternehmens war dessen damaliger Juniorchef oft Besucher unseres Hauses. Mein Vater kam mit ihm ins Gespräch, man hatte das Problem, dass man keinen geeigneten Doppelbrandkessel im Programm hatte und nicht recht wusste, wie man einen solchen bauen könnte, ohne die Konkurrenz zu kopieren. Mein Vater als alterprobter Maschinenbauer mit zahlreichen Patenten hatte gleich eine Lösung parat: eine einfache, wasserummantelte zylindrische Kammer für den Ölbrenner hinten an den normalen Festbrennstoffkessel anbauen! So geschah es auch, meines Wissens war das Gerät am Markt erfolgreich, eines diente sogar etliche Jahre in unserem Einfamilienhaus.

Glaubenskrieg Gusseisen gegen Stahl

In den Sechzigern und Siebzigern lief noch eine Art „Glaubenskrieg“ unter Installateuren und Kunden: Waren Zentralheizungskessel aus Stahl besser oder doch lieber die herkömmlichen aus Gusseisengliedern? Letzteres Segment wurde hierzulande dominiert von einem Unternehmen namens „Ideal-Standard“, viel später zu „Stelrad“ umbenannt. Diese Kessel bestanden aus „genippelten“ Gussgliedern  und erwiesen sich als sehr robust und langlebig, waren von eher schwererer Bauweise und hatten vielleicht nicht ganz so gute Wirkungsgrade wie die Stahlkessel, aber das ist nur meine persönliche Sicht.

Begegnung mit einem Monster …

Interessanterweise war es genau der Zusammenbau eines derartiger Gussgliederkessels, der sich mir – frisch in das Unternehmen eingetreten – als eine der ersten Aufgaben stellte. Diesfalls ein tonnenschweres Monster mit einer Heizleistung von vielleicht dreihunderttausend Kilokalorien pro Stunde (mit solchen Einheiten rechnete man damals noch), der in meiner ehemaligen Volksschule aufzustellen war. Die Montage erfolgte in den Sommerferien und unter starkem Zeitdruck. Die Gussglieder kamen einzeln und mussten vor Ort mittels rein metallisch dichtenden Pressnippeln verbunden werden. Für die Monteure eine schweißtreibende Arbeit. Dazu wies das Betonfundament mehrere Unebenheiten auf, die wir mit Blechstreifen auszugleichen hatten.

… und Herausforderungen an seine Montage

Zum meinem Glück hatte unser Obermonteur ausreichend Erfahrung im Umgang mit derlei Kolossen, er verlor nie Ruhe und Übersicht. Im Gedächtnis geblieben ist mir noch die erste Druckprobe, der Kessel war zwar an den montagebedingten Verbindungsstellen dicht, aber an einer Stelle eines der Kesselglieder trat tropfenweise Wasser aus. Der eher wortkarge Obermonteur besah sich die Stelle eine Zeitlang genau, murmelte etwas wie „kein Problem“, setzte die Spitze eines Schraubenziehers auf die Leckstelle und brachte mit einem kräftigen Hammerschlag auf den Schraubenziehergriff den Wasseraustritt zum Stillstand. „Grafitlamelle zugemacht, alter Installateurs-Trick“ meinte er nur achselzuckend.

Vom Umbruch in den Achtzigern …

Die Achtziger brachten recht rasch das Ende der Kombikessel. Ölkessel, die man  früher wegen Kondensations- und Korrosionsgefahr mit mindestens 60°C Heizwassertemperatur betreiben musste, wichen neuen, effizienten Niedrig- und Tieftemperaturkesseln. Von Kohlefeuerungen, deren Rauchschwaden früher unseren Wohnort überzogen hatten, ging man ganz ab. Reine Holzkessel kamen auf, sogenannte „Holzvergaser“, gefolgt von den ersten automatischen Hackschnitzelfeuerungen, von denen wir sogar welche selbst entwickelten und bauten. Wärmepumpen mit großflächigen Erdkollektoren kamen immer öfter zum Einsatz. Die Achtziger brachten auch einen Aufschwung an thermischen Solaranlagen, die hauptsächlich der Warmwasser- oder Schwimmbaderwärmung dienten.

… bis zur Einengung der Möglichkeiten in der Gegenwart

Wenn ich mich heute so umsehe, ist festzustellen, dass sich der Markt an Wärmeerzeugern aus energiepolitischen und umweltschutzrelevanten Gründen sehr eingeengt hat. Will man höheren Bedienungskomfort haben, bleiben für alleinstehende Einfamilienhäuser, die keine Möglichkeit eines Fernwärmeanschlusses haben, nur mehr zwei Optionen: Entweder eine Holzpellets-Heizung oder eine solche mit Wärmepumpenbetrieb, letztere sehr oft als Außenluftgerät und meist in Verbindung mit einer weiteren Wärmequelle im Haus, etwa einem Holzofen.

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