Sonnek

Energie

Wahrscheinlich ist es nur mein persönlicher Eindruck, aber mir kommt vor, dass in den Medien – aber auch bei Gesprächen in privaten Kreisen – eine früher gepflegte Diskussionskultur mit eigenen Gedanken und durchdachten Argumenten weitgehend abhandengekommen ist. Stattdessen werden vorgefertigte und fest verinnerlichte Meinungsblöcke präsentiert, die mit Zähnen und Klauen verteidigt werden. Insbesondere Klima- und Umweltthemen scheinen davon betroffen. Wer nicht der Mehrheitsmeinung ist, erntet Verständnislosigkeit, Widerstand, ja Verachtung. Nicht Argumente zählen, sondern allein Glaubenssätze sollen gelten.

Der Name Vince Ebert war mir bis vor Kurzem unbekannt, vielleicht deshalb, weil wir in unserem Haushalt keinen Fernseher besitzen. Er ist mir auf Twitter untergekommen. Irgendjemand hat einige Zitate von ihm weiterverbreitet, die sich mit dem religiösen Charakter der Umwelt- und insbesondere der Klimabewegungen auseinandersetzen. An Ebert ist bemerkenswert, dass er sich als Kabarettist umtut, aber diese seine Tätigkeit auf einem soliden beruflichen Hintergrund als Diplom-Physiker aufbauen kann. Das wiederum verleiht ihm unter anderem die Fähigkeit, seinem Publikum ungewöhnliche Sichtweisen und Schlussfolgerungen zu eröffnen, indem er unumstößliche Fakten mit Humor präsentiert.

Seine nachfolgend zitierten und in meinen Augen brilliant formulierten Äußerungen zum Thema habe ich aus zwei Twitter- oder Linkedin-Beiträgen aus dem Juni 2023 zusammengestellt, die Hervorhebungen sind von mir:

„Natürlich hat der Appell, das Klima zu schützen, eine wissenschaftliche Faktenbasis. Die Rhetorik von Klimaaktivisten erinnert jedoch eher an eine Religionsgemeinschaft als an eine wissenschaftliche Bewegung: Man droht mit einem (wissenschaftlich nie erwähnten) Weltuntergangsszenario, arbeitet mit Schuldgefühlen und verspricht gleichzeitig Erlösung durch Buße und Verzicht. Flugscham, weniger Fleisch essen, Gemüsenetze benutzen, bei geringeren Temperaturen waschen. Das hilft zwar nicht unbedingt dem Klima, aber vielleicht ja der eigenen Seele. Es sind rituelle Handlungen.

Selbstgeißelung durch veganes Essen, und Mülltrennen als moderne Form des Rosenkranzbetens. Personen wie Greta Thunberg werden zu Propheten stilisiert, man pilgert zu Klimademos und zelebriert jährlich wiederkehrende Feiertage wie den Earth Overshoot Day.“

“Im Grunde hat man das Fegefeuer durch die Klimahölle ersetzt.“

„So hat sich die Ökologie zu einem religionsartigen Lebensmodell entwickelt, das aus immer mehr Dogmen besteht, die nichts mehr damit zu tun haben, Umweltprobleme auf Basis einer wissenschaftlichen Analyse zu lösen.

Genau das ist das eigentlich Tragische an der Sache. Der zunehmende parareligiöse Aspekt der Umweltbewegung sorgte zwar dafür, dass der Klimawandel zu einem Massenthema wurde und ins allgemeine Bewusstsein unserer Gesellschaft eindrang, zum anderen verhindert gerade dieses parareligiöse Element eine sachlich-rationale Auseinandersetzung. Denn im Gegensatz zu wissenschaftlichen Systemen, die auf der ständigen Suche nach dem Zweifel aufbauen, basieren Glaubenssysteme auf dem Zweifelsverzicht.

So engagiert und so sympathisch viele Klimaaktivisten daherkommen, so sehr ignoriert man gemeinhin die teilweise autoritären und intoleranten Züge dieser Bewegung. Sachliche Kritik wird oft als persönlicher Angriff dargestellt, es gelten absolute Wahrheiten, über die so gut wie nicht mehr diskutiert werden darf, Menschen werden in Leugner und Wissende eingeteilt, Zweifler von außen werden als unmoralisch, ewiggestrig und rücksichtslos diskreditiert. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.

Die größten Fehler der Menschheit entstanden nicht, weil Menschen zweifelten. Sondern, weil sie sich absolut sicher waren, das Richtige zu tun.“

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