Sonnek

Team

Am 12.12.2022 hat Google einer besonderen Amerikanerin mit ungarischen Wurzeln ein Doodle gewidmet. Die Salzburger Nachrichten heben die Pionierarbeit dieser Wissenschaftlerin hervor, die sie in der Nutzung von Solarenergie geleistet hat (Artikel siehe hier). Sie war eine der ersten, der es gelang, mit Solarenergie ein Wohngebäude zu beheizen, das „Dover Sun House“, das nach Plänen der Architektin Eleanor Raymond bereits im Jahre 1948 errichtet worden war und für das sie das Energiekonzept entworfen hatte. – Vor vielen Jahren hatte ich das Vergnügen, ihr persönlich zu begegnen.

Mária Telkes wurde in Budapest geboren, studierte an der dortigen Universität physikalische Chemie und machte 1924 ihr Doktorat. Im gleichen Jahr wanderte sie in die Vereinigten Staaten aus. Ihr Tätigkeitsbereich war ihr ganzes Leben lang sehr vielfältig und nicht auf Solarenergie begrenzt. So arbeitete sie eine Zeitlang als Biophysikerin und entwickelte Apparaturen zur Messung von Hirnströmen, andererseits war sie auch in der Metallurgie tätig. Zu ihren Wirkungsstätten zählten Forschungseinrichtungen in der Industrie und an Universitäten wie dem Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Solare Destillation zur Trinkwassergewinnung

Wie sehr viele andere Wissenschaftler im zweiten Weltkrieg stellte auch sie sich in den Dienst ihrer neuen Heimat. Selbst in dieser Zeit ließ sich das Thema Nutzung der Solarenergie nicht los. Für Marine und Armee entwickelte sie ein kleines solarenergiebetriebenes Gerät, das in der Lage war, aus Meer- oder Schmutzwasser mittels Destillation sauberes Trinkwasser zu erhalten. Es sollte Schiffbrüchigen und Versprengten helfen, überleben zu können. Aus den vorliegenden Quellen geht nicht eindeutig hervor, ob das Gerät tatsächlich eingesetzt worden ist oder für den Kriegsdienst zu spät kam.

Nutzung latenter Wärme …

Als mir ihr Name das erste Mal unterkam, war ich gerade achtzehn Jahre alt. In einer Buchausgabe von Time Life mit dem Titel „Wunder der Wissenschaft – Die Maschinen“ fand sich ihr Bild, in ihrer Rechten ein Glas mit einer von ihr entwickelten Salzmischung, vor ihr ein Behälter für den Transport des empfindlichen Steuerungssystems einer Polaris-Rakete, der durch Ausnutzung der latenten Wärme des Salzgemisches ohne Zufuhr von elektrischer Energie fünf Tage lang auf konstanter Temperatur gehalten werden konnte. Telkes arbeitete damals in der Forschungsabteilung des Herstellers derartiger Transportbehälter.

… vor allem zur Speicherung von Solarwärme

Genau diese Salze waren ein wichtiger Angelpunkt im Schaffen von Maria Telkes. Schon beim „Dover Sun House“ hatte sie mit Salz gefüllte Speichertanks eingesetzt, die durch Sonneneinstrahlung direkt und durch in Kollektoren erhitzte Luft indirekt aufgeladen wurden. Das Salz schmolz, indem es Wärme aufnahm und erstarrte wieder, wenn es Wärme abgab. In der Praxis taten sich aber zwei Probleme auf: Erstens war das Salz chemisch aggressiv und griff die Stahlbehälter an, die leck wurden. Zweitens wurde das Salz nach einer bestimmten Zahl von Lade- und Entladezyklen fest und konnte nicht mehr verwendet werden. Aber Maria Telkes gab nicht auf.

Begegnung im „Solar One“

Im Mai 1976 bin ich ihr dann im Rahmen einer Reisegruppe begegnet. Wir, teils Wissenschaftler und teils Unternehmer, die sich für Solarenergienutzung interessierten, besuchten auch das „Solar One“, ein Solarhaus in Wilmington im Bundesstaat Delaware. Ein Haus mit Salzspeicher und Solarkollektoren, die nicht nur Wärme, sondern auch Strom erzeugten. Plötzlich stand sie da, geschmückt mit einer Halskette mit unübersehbarem Sonnensymbol und gab bereitwillig Auskunft über jedes Detail des Hauses, dem sie ihren Stempel aufgedrückt hatte und das von der Universität Delaware errichtet worden war. Die alten Probleme mit Instabilität der Salze schienen überwunden, auch Korrosion war für die rohrförmigen Kunststoffbehälter kein Problem mehr.

Bleibende Eindrücke

Meine damalige Frage, ob sie auch hin und wieder ihre alte Heimat besuche, bejahte sie lächelnd. Im Jahre 1995 ist sie dann – hochgeehrt und als Trägerin vieler Auszeichnungen – in Budapest gestorben. Zwei Eindrücke bleiben: Einmal meine Hochachtung für eine Frau, die konsequent alle sich bietenden Chancen genutzt hat, um ihre Ideen zu realisieren in einer Zeit, in der solche Karrieren für Frauen auch in Amerika nicht selbstverständlich waren. Und meine Bewunderung für das Land, das damals wie heute scheinbaren Außenseitern und Neuankömmlingen schier unbegrenzte Möglichkeiten zu bieten hatte und hat, so diese bereit waren oder sind, diese zu ergreifen …

Comments are closed.

Copyright ©2012 Ing. R. Sonnek GmbH