Sonnek

Blitz

Eine angenehme Randerscheinung der Tätigkeit als Sachverständiger ist die Tatsache, dass er überwiegend mit Persönlichkeiten zu tun hat, die eine gewisse Professionalität besitzen. Mit solchen aus der Rechtssphäre, solchen aus dem praktischen Berufs- und Gesellschaftsleben, aber auch mit Privatpersonen, die durch entgegenkommendes Auftreten kennzeichnen. Alles Leute, die auch in heftigen Auseinandersetzungen sehr wohl zwischen Sache und Person zu unterscheiden wissen und auch in der Hitze des Gefechts die „Contenance“ nicht verlieren. Aber es gibt auch andere Zeitgenossen, mit denen der Umgang nicht ganz einfach ist.

Ausdrücklich nicht gemeint sind damit Personen, die sich in einer sozialen Umgebung wiederfinden, die nicht die ihre ist oder solche, die sich nicht leichttun, wenn sie etwas ausdrücken oder mitteilen wollen. Ich denke, dass gerade Sachverständige bemüht, ja geradezu berufen sind, hier helfend oder vermittelnd einzugreifen. Deshalb ist es eine Kernaufgabe des Sachverständigen, Sachverhalte so darzustellen oder Gutachten in einer Weise zu verfassen, dass sie Laien möglichst auf Anhieb verstehen. Mit der Praxis vertraute Sachverständige wollen grundsätzlich Menschen, die mit einem Problem konfrontiert sind, eine Stütze sein und ihnen bestmöglich dienen.

Negative Bilder von Mitmenschen

Aber es gibt unter dem geneigten „Publikum“ auch besondere Ausprägungen, für die weniger eine Lösung von Problemen im Mittelpunkt steht, sondern die selbst mehr oder weniger massives Teil eines Problems sind. Leute etwa, die grundsätzlich ein negatives Bild von jedem anderen Mitmenschen haben. “Sind eh alles Gauner!“ ist noch eine milde Ausdrucksform, wenn irgendwo auch nur der Schatten eines echten oder auch nur eingebildeten Konflikts auftritt. Dass sich solche Leute tendenziell vor Gericht wiederfinden, ist nicht verwunderlich. Wer nicht derselben – sich oft launenhaft ändernden – Meinung ist, macht sich sofort verdächtig.

Wenn Sachargumente ausgehen, wird‘s persönlich

Oder ein anderer Typus: Der rechthaberische Allwissende. Gestützt auf eine schwache Persönlichkeit oder einen massiven und sorgsam gepflegten Minderwertigkeitskomplex wird jeder fachlich-sachliche, auch noch so freundlich vorgebrachte Einwand sofort als persönlicher Angriff, als Verächtlichmachung und Verkennen eigener Bedeutung empfunden, den die verletze Seele selten lautstark, viel öfter aber durch zynisch-verächtliche Kommentare zu parieren versucht. Logik und Vernunft haben ausgedient, es geht hier um Recht haben und sonst nichts, der Gekränkte hält alle anderen ohnehin für Idioten, mit denen man nur Scherereien hat.

Fachlich Halbwissende

Während derlei Mitmenschen sich meist selber aus dem Spiel nehmen, ist eine andere Mischform aus Rechthaber und fachlich Halbwissendem mühsamer anzufassen. Das mehrere Seiten umfassende Elaborat eines solchen natürlich vorsichtshalber anonym bleiben wollenden „Experten“ ist mir unlängst als Beilage eines Gerichtsakt zur Stellungnahme übermittelt worden. Es strotzte von Ungereimtheiten und Fehlern, der Verfasser war sich aber als technischer Advokat der Partei seiner Sache sehr sicher. Ich habe freundlich reagiert und gemeint, dass ich gerne Stellung nehme, vorher aber eine genaue Erörterung mit dem Verfasser benötige. Bin mir fast sicher, dass ich von dem nicht mehr viel hören werde.

Rechtzeitig Grenzen setzen

Wie verhält man sich gegenüber solchen schwierigen Personen? Ich bin mittlerweile ein Feind von Patentrezepten. Ich stelle mich auf Person und Situation ein. Vorsicht ist bei solchen Personen geboten, die ein scheinbar freundliches, aber in Wahrheit manipulatives Verhalten zeigen. Zu viel Offenheit und Entgegenkommen kann sehr schnell sehr viel psychische Energie „absaugen“. Hier gilt es, rasch abzublocken und Grenzen zu setzen, unangenehme Gefühle kann man ruhig ansprechen. Ich habe manipulativen Menschen offen gesagt, dass ich ihr Verhalten nicht mag. Auch subtiles „Einschleimen“ gehört in diese Kategorie oder falsche, vielleicht sogar augenzwinkernde Kumpelhaftigkeit.

Die Goldene Regel nicht vergessen!

Generell habe ich mir aber festgelegt, dass ich beruflich bedingte Kontakte mit schwierigen Personen – anders als solche im privaten Bereich – so kurz wie möglich halte, es sei denn, ich hätte einen starken anderen Eindruck. Das ist nicht nur notwendiger Selbstschutz vor Verausgabung, sondern ruht auf der Erkenntnis, dass ich außerhalb eines gewissen dauerhaften Einfluss- und damit Verantwortungsbereichs nicht viel bewirken kann. Auch im Umgang mit schwierigen Menschen nie vergessen darf ich aber den zentralen Grundsatz der Goldenen Regel: Behandle den anderen so, wie Du selbst behandelt werden möchtest! Das gilt selbst dann, wenn es gar nicht so einfach ist …

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