Sonnek

Frage

Auf der mühsamen Suche nach einem gangbaren Weg aus ihrer unliebsamen oder gar als quälend empfundenen Situation haben schon einige Wanderer auf meinen Besucherstühlen eine Zwischenrast eingelegt. Erstaunlich nur, dass es sich dabei samt und sonders um gestandene Männer handelte, altersmäßig angesiedelt irgendwo zwischen Mittdreißigern und Mittfünfzigern, in den besten Jahren also. Fast alle wiesen sich als glückliche Familienväter aus in gefestigter beruflicher Stellung, mit solidem Einkommen und beachtlichen Erfolgsnachweisen. Trotzdem waren sie höchst unzufrieden, teils sogar zutiefst frustriert.

Es wurde bei manchen gleich zu Beginn, bei anderen erst allmählich und im Laufe des Gesprächs deutlich, dass sie ihr Unbehagen schon längere Zeit mit sich trugen, jetzt aber der Punkt erreicht sei, wo es einfach nicht mehr so weitergehen könne und eine Entscheidung unumgänglich und möglichst rasch zu treffen sein werde und zwar die, aus ihrem gut, ja sogar überdurchschnittlich gut bezahlten uns scheinbar sicheren Angestelltenverhältnis auszusteigen und eine eher ungeschützte Existenz als Selbstständiger zu beginnen. Man habe es sich reiflich überlegt, man sehe keine Perspektive mehr in der gegebenen Situation.

Schleichende Veränderung

Wie hatte es dazu kommen können? Die Antworten darauf waren ähnlich: Nach Jahren der Einarbeitung und eines guten Vorankommens und dem Übernehmen von Verantwortungen über die fachliche Ebene hinaus habe man sich immer mehr vom eigentlichen Arbeitsfeld entfernt und Aufgaben übernommen oder übernehmen müssen, die als immer mehr belastend empfunden wurden. Mit oftmaligen Änderungen in der Managementstruktur habe man mehr und mehr die Freude verloren, wenn beispielsweise Aufgaben „verordnet“ wurden, deren Sinn man nicht mehr erkennen habe können.

Die nicht zu verleugnende Frage nach dem Sinn

Damit war ein Schlüsselwort gefallen: Sinn. Nicht nur einzelne Teile der Arbeit wurden als sinnlos erachtet, die Frage nach dem Sinn stellte sich allmählich für die gesamte berufliche Tätigkeit. Der Zweck der Berufslaufbahn, ein gutes Einkommen zu erzielen, war mehr als erfüllt, der Sinn dahinter aber ganz klar verloren gegangen. Ein Zustand, der zwar kein Burn-Out zur Folge hatte, dafür aber eine tiefe Unzufriedenheit durch das gefühlte Gefangensein in einer Situation, die den eigenen Werten zuwiderlief, auch wenn Insignien wie ein dicker Dienstwagen einen von anderen beneideten hohen Status vorspiegelten.

Konsequenzen und weitere Schritte

Was tun? Klar war eines: Der Austritt aus der Berufslaufbahn war unumgänglich und in Herz und Hirn schon längst ausgemachte Sache. Auch die Ehefrauen trugen die Entscheidung mit, waren doch auch sie besonders stark von der latenten Unzufriedenheit des Ehepartners betroffen. Materielle Not war danach nicht zu befürchten, denn Mittel waren ausreichend vorhanden für den Zeitraum etwa eines Jahres, den man ansetzen musste, bevor man mit ausreichend Einkommen aus der Tätigkeit als Selbstständiger rechnen durfte. Zu klären waren noch das Wann und Wie eines gut geregelten, weder überstürzten noch zu zögerlichen Umstiegs.

Einige Beobachtungen

Allen Gesprächspartnern waren geneinsam: Erstens eine fast überwältigende Vorfreude auf das Kommende, die stärker war als das Wissen um die bevorstehenden und wahrscheinlich eher unangenehmen Besorgungen, Besprechungen, Veranlassungen etc., die mit solchen Übergängen einhergehen. Zweitens die Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit, mit der die Zügel der Eigenverantwortung in die Hand genommen wurden, um auf den neuen und lebensverändernden Weg einzuschwenken. Und für den Beobachter war es ein schönes Gefühl, mitzuerleben, wie hier eine Persönlichkeit reifen und ihrer Berufung näherkommen würde.

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