Sonnek

Te

Es gibt für Sachverständige in der Haustechnik besondere Anlässe, in denen sie völlig auf sich gestellt sind. Beispiel: Ein Rechtsanwalt „überweist“ einen Klienten, weil er mit dessen eher diffusen Angaben und Äußerungen nicht viel anfangen kann. Klar ist nur das häufig vorkommende Szenario, dass der Installateur a) nicht alles geliefert hat, dass b) nicht alles funktioniert, c) auf Reklamationen nicht mehr reagiert, sondern d) vehement seinen Werklohn fordert. Der emotional aufgeheizte Klient verlangt ein Gutachten, will wissen, was es kostet, weiß aber nicht, welchen Zweck es haben soll…

Mit all dem Durcheinander konfrontiert ist der Sachverständige gefordert, kühlen Kopf zu bewahren und Ordnung in die Szenerie zu bekommen. Das ist nicht immer einfach, aber es gibt meines Erachtens eine gute und einfache Methode, sich in noch so verworrenen Situationen rasch eine übersichtliche Struktur der Gegebenheiten zurechtzulegen. Voraussetzung dafür ist, dass der Sachverständige sich soweit Aufmerksamkeit schaffen kann, dass ihm die Parteien folgen und sich an der jetzt kommenden Situationsanalyse beteiligen, die die drei Ebenen Technik, Wirtschaft und Recht, kurz „TeWiRe“ umfasst.

Technik

Als erster Schritt wird die Sachlage dahingehend untersucht, wie sie sich aus rein technischer Sicht darstellt. Alle im Fall relevanten Fakten werden gesammelt, insbesondere jene, zu denen Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der qualitativen und quantitativen Anforderungen bestehen. Dazu werden Wünsche und Erwartungen notiert, alles rein bezogen auf die „greifbaren“ Gegebenheiten. Persönliche Befindlichkeiten sollen in dieser Phase erst einmal ausgeklammert werden. Am Ende dieser Phase sollte klar sein, worüber Einigkeit besteht und worüber nicht.

Wirtschaft

Wenn die Streitpunkte technischer Art nun einmal feststehen, kann man darangehen, sie kommerziell zu bewerten. Auch hier wird man letztlich zu unterschiedlichen, aber klar definierten Beträgen kommen: Man wird etwa noch offene oder definitiv nicht erbrachte Leistungen beziffern, ebenso abweichende oder dazugekommene, desgleichen Reparaturen, sollten solche erforderlich sein oder Ergänzungs- und Fertigstellungsleistungen. Ziel der Phase ist die Benennung der gegnerischen Standpunkte und der technischen Differenzen in Geldbeträgen.

Recht

Erst nach technischer und kaufmännischer Klärung der Standpunkte ist die Diskussion rechtlicher Konsequenzen dran, sinnvollerweise unter Beiziehung von Rechtsanwälten. Jetzt geht es darum, Verantwortlichkeiten zu definieren und die Unterschiede in den Auffassungen der Parteien zu klären. Wenn diese Standpunkte gut dokumentiert vorliegen, kann entweder ein Einigungsversuch gestartet werden etwa in Form einer Mediation oder einer direkten Verhandlung der Beteiligten oder – wird keine Einigung erzielt –  die Angelegenheit wird auf den Rechtsweg gebracht.

Anmerkung aus der Praxis

Die Anwendung der drei Ebenen dient dazu, in geregelter Vorgangsweise rascher einen Überblick über die technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Standpunkte in Konfliktsituationen zu bekommen. Im Zuge der Gespräche können außerdem Kleinigkeiten ausgeräumt und aus der Auseinandersetzung eliminiert werden, sodass wirklich nur die „dicken Brocken“ am Tisch verbleiben. Auch besteht im Rahmen eines so strukturierten Gesprächs immer die Möglichkeit, sich zu einigen und eine kostspielige Auseinandersetzung zu vermeiden.

Antworten

Copyright ©2012 Ing. R. Sonnek GmbH