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In unseren Breiten und in weiten Teilen Europas dominieren in Wohn- und Bürohäusern Zentralheizungssysteme, die mit Warmwasser betrieben werden. Diese setzen sich aus drei Bestandteilen zusammen: Erstens der Wärmeerzeugung oder -bereitstellung, wozu etwa Heizungskessel gehören, zweitens der Wärmeverteilung, worunter man die Rohrleitungsnetze versteht, und drittens der Wärmeabgabe, womit Heizkörper oder Heizflächen gemeint sind. Auf letztere wollen wir heute ein Auge werfen und nachzeichnen, auf welche Weise sich technisch gesehen im Laufe der Zeit verändert haben.

Anders als in den Jahrzehnten zuvor hatten Heizkörper in Form von klobigen Radiatoren aus Gusseisen zu Beginn der Siebziger an Bedeutung verloren und waren durch leichtere und preisgünstigere aus Stahl ersetzt worden. Diese wurden in verschweißten Gliederblöcken geliefert und konnten mittels Gewindenippeln je nach Bedarf zu größeren Gebilden verbunden werden. Die „Nabenabstände“ betrugen 300 bis 1.000 mm, die Bautiefen variierten – so ich mich richtig erinnere – zwischen 75 und 300 mm. Diese Heizkörper wurden mit Grundierung geliefert, lackieren musste man sie bauseits.

Radiatoren, auch aus der Steiermark

Es gab eine breite Reihe von Produkten, von sehr hoher Qualität waren die des deutschen Herstellers „Brötje“, aber man konnte auch Erzeugnisse aus der Steiermark wählen: „Vogel & Noot“ aus der Obersteiermark war ein traditioneller und ist heute noch aktiver Hersteller, es gab aber auch einen recht kurzlebigen, „Pesch“ aus St. Radegund bei Graz. Die Firmenbezeichnung war eine Namens-Abkürzung des Gründer-Eigentümers Peter Schuster. Man erzählte sich, die Heizkörper seien auf ehemaligen Maschinen des Elin-Werks in Weiz gefertigt worden, die früher Radiatoren für den Zweck von Transformatoröl-Kühlungen selbst erzeugt hätten. Ob das den Tatsachen entspricht, weiß ich nicht. „Pesch“ ist jedenfalls seit Jahrzehnten Industriegeschichte.

Weiterentwicklungen

Fast alle Hersteller boten auch bald Platten-Heizkörper an, in ein- zwei- oder dreilagiger Ausführung, teilweise mit Konvektionslamellen. Die Firma „Hoval“ erzeugte solche in zeitloser – bei Architektur-Freaks sehr beliebter – Form, die in unterschiedlichsten Größen und Ausführungen angeboten wurden. Ab den Achtzigern kamen immer stärker die optisch gefälligen Kompaktheizkörper auf, mit Seitenverkleidung und oberer Abdeckung, eine Bauart, die heute noch den Löwenanteil an Heizkörpern ausmachen dürfte. Selten eingesetzt hingegen wurden Konvektoren, dies vor allem wegen ihrer Staubempfindlichkeit.

Berechnungen statt „Regula fausti“

Noch anfangs der Siebziger empfanden die meisten Installateure Heizlastberechnungen nach Norm als Zumutung. Ihnen reichten Faustregeln wie 100 kcal/h je Quadratmeter oder 50 kcal/h je Kubikmeter Wohnraum, Punkt. Abenteuerliche Heizkörpergrößen waren oft die Folge. In unserem Betrieb hingegen wurde gerechnet. Das war zeitaufwendiger, weshalb angesichts steigender Aufträge bald jedes verfügbare zweihändige Lebewesen in der Familie den Rechnungsgang nach DIN 4701 beherrschen lernte. Sogar meine Mutter musste immer häufiger Kochlöffel gegen Rechenschieber tauschen. 1983 hielt ein IBM System /23 Einzug, das wir noch selbst programmieren mussten, aber damit ging alles wesentlich flotter vonstatten.

Fußbodenheizungen

Die Achtziger brachten auch den Durchbruch der Fußbodenheizungssysteme mit Kunststoffrohren, erst aus Polypropylen, dann aus Polyäthylen und Polybuten. Rohre aus letzterem Werkstoff wurden vom österreichischen Hersteller „Salen“ (Heute: „Pipelife“) geliefert, sie erwiesen sich als gut biegsam, wenig empfindlich gegen Beschädigungen (Ausnahme: Glosende Zigarettenstummel), waren schweißbar und wurden schnell zu unserem bevorzugten Produkt. Ein gewisser Nachteil der estrichverlegten Fußbodenheizungen war ihre größere Trägheit. In Einfamilienhäusern wählte man daher sehr oft für das Erdgeschoß mit den Hauptwohnräumen Fußbodenheizungen, im weniger genutzten Obergeschoß mit den Schlafräumen wurden Kompaktheizkörper eingesetzt, die sich schnell ein- und ausschalten ließen.

Kurzlebige Modetrends

Wie in der Bekleidungsbranche gab und gibt es auch in der Haustechnik gewisse Mode- oder Nischenerscheinungen, für Außenstehende natürlich nicht so sehr wahrnehmbar. Eine davon waren Wandheizungen, die eine Zeitlang Interesse fanden, von denen man aber wegen offensichtlicher Nachteile bald wieder abkam. Wasserführende Deckenheizungen gab und gibt es in Einfamilienhäusern so gut wie nicht, wohl aber in sehr vielen Bürogebäuden, wo die Deckenleitungen im Sommer zur Kühlung verwendet werden können. Aber das zählt dann schon zum Kapitel Klimatisierung, das wir uns später ansehen wollen.

Dauerthema Niedertemperaturheizflächen

Seit den Achtzigern und heute noch mehr Thema sind Niedertemperatur-Heizflächen, die so heißen, weil sie mit niedrigen Vorlauftemperaturen betrieben werden können. Die sind zum Beispiel überall dort erforderlich, wo Wärmepumpen eingesetzt werden. Dazu gehören naturgemäß in erster Linie Fußbodenheizungen, die zumeist so ausgelegt sind, dass sie mit etwa 35°C auskommen. Aber auch Heizkörper, solche mit hohem Strahlungsanteil und ohne Lamellen sind von Vorteil, wobei sie auf jeden Fall die Heizlast des Gebäudes mit maximaler Vorlauftemperatur von 45°C oder höchstens 55°C abzudecken imstande sein müssen.

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