Sonnek

Rufzeichen

Diese apodiktische Behauptung findet sich im Vorwort zu einem Vorlesungsskript mit dem Titel „Werkstoffe der Elektrotechnik“. Gehalten hat besagte Vorlesung ein Professor A. G. Fischer an der Universität Dortmund, und zwar im Jahre 1977. Das ist somit auch schon eine Weile her. Ein Auszug aus diesem Vorwort ist mir bereits vor etlichen Jahren zugekommen, mittlerweile ist der Text auch im Web zu finden. Die Darlegungen beschwören das hehre Ideal eines Berufsbilds, das in dieser Form wohl nicht mehr besteht, vielleicht aber auch gar nie existiert hat. Unterhaltungswert haben die Ausführungen allemal, aber lesen Sie selbst!

“Der Ingenieursberuf ist der edelste Beruf, den es gibt. Der Ingenieur (von Ingenium = schöpferischer Geist), als Inbegriff des homo faber, baut die Zivilisation auf diesem Planeten und verbessert die Lebensbedingungen des Menschen. Die Naturwissenschaften sind, anders als z. B. die Jurisprudenz oder die Theologie, “akkumulativ”, d. h. jeder Fortschritt, den Sie erarbeiten, geht in das kollektive Menschheitswissen unverlierbar ein und befruchtet weiteren Fortschritt. Der tätige Ingenieur braucht also nie über den Sinn seines Lebens nachzugrübeln, er ist das nützlichste Glied der Gesellschaft, auch wenn die Gesellschaft dies oft nicht zugibt.

Nur in diesem Bewußtsein kann man die Härte unseres Berufs durchstehen. Denn der Ingenieur muß ja das gesamte, von seinen Vorgängern erarbeitete Wissen seines Faches, als sein Rüstzeug, kennen, muß zwanzig Jahre seines Lebens in seine Berufsvorbereitung investieren. Während dieser Zeit amüsieren sich die anderen. Außerdem muß der Ingenieur eine breite Übersicht über alle menschlichen Wissensgebiete (einschließlich Psychologie, Soziologie, Management, Volkswirtschaft etc) besitzen, sonst geht er im Wettbewerb unter. Das erfordert lebenslanges Lernen, insbesondere auch deshalb, weil sich heute das wissenschaftlich-technische Wissen der Menschheit alle zehn Jahre verdoppelt, d. h. wenn Sie zehn Jahre nach Beendigung Ihres Studiums kein Buch mehr anrühren, sind Sie hoffnungslos veraltet.

Sie müssen also das Lernen zur Lebensgewohnheit machen! Alles, das Sie monatlich mindestens zehnmal tun, wird zur Gewohnheit, geht also ohne Willensanstrengung vor sich, sagen die Psychologen. Bauen Sie also ein System von gesunden, positiven Gewohnheiten auf! Kein erfolgreicher Ingenieur sitzt täglich stundenlang vor dem Fernseher, spielt Skat, trinkt, hat Frauen, das ist in dem Beruf nicht drin. Unser Beruf erfordert also ein gewisses Maß an Askese. Der Ingenieur weiß, daß er seinen Lebensbeitrag innerhalb von etwa 30 Berufsjahren leisten will, daß jede ungenutzte Stunde verloren ist, und daß er zur Erreichung seines Lebensziels ein wohlgeplantes, effizientes Leben, in allen seinen Aspekten, führen muß. Wem das zu hart ist, der möge sich rechtzeitig anders orientieren.

Nachdem Sie also die wichtigste Entscheidung Ihres Lebens, die Berufswahl, getroffen haben, denken Sie daran, daß die zweitwichtigste Entscheidung in Ihrem Leben die Gattenwahl ist. Während die meisten Frauen im Leben des Mannes die Nr. 1 sein wollen, geht beim richtigen Ingenieur die Arbeit vor allem anderen. Die ideale Ingenieursfrau versteht das, ist treusorgend und anspruchslos und gibt ihrem hart-arbeitenden Mann seelischen Beistand. Schon mancher begabte Ingenieur ist von seiner selbstsüchtigen Frau ruiniert worden. Treffen Sie daher Ihre Entscheidung erst nach Prüfung auch dieser Aspekte.

Als Belohnung winkt dem Tüchtigen die unbeschreibliche Freude, die man empfindet, wenn man eine schwere Arbeit wohlgetan hat, wenn man etwas Bleibendes geschaffen hat, der Entwicklung vorangeholfen hat. In diesem Sinne bitte ich, die Vorlesung “Werkstoffe der Elektrotechnik” zu verstehen. Wir sind keine Penne. Der Lehrstoff ist interessant. Arbeiten Sie aktiv, aus eigenem Antrieb mit, wir helfen Ihnen!”

Comments are closed.

Copyright ©2012 Ing. R. Sonnek GmbH