Sonnek

Ölheizung ade?

09.06.2023
Storno

In der Nachkriegszeit der 1950er-Jahre wurden mit beginnendem Wohlstand in der kleinstädtisch geprägten Gegend, in der ich aufgewachsen bin, mit viel Eigenleistung zahlreiche Einfamilienhäuser errichtet. Heizungsseitig gesehen waren sie noch recht einfach ausgestattet: Sie besaßen mit Holz und Kohle befeuerte Kaminöfen. Warmwasser gab es nur zu Badetagen, die damals üblichen Badezimmeröfen vertrugen ordentliche Mengen Brennstoff. Mit den Sechzigern kamen dann Zentralheizungen auf, anfangs ebenfalls noch mit Festbrennstoffen betrieben. Allmählich aber begannen sich bei denen, die es sich leisten konnten, Ölfeuerungen durchzusetzen.

Anfangs waren vor allem die größeren Anlagen noch mit leichten oder gar mittelschweren Heizölen befeuert, die elektrisch vorgewärmt werden mussten. Dennoch: Gegenüber Festbrennstoffheizungen war der Komfortgewinn enorm. Für kleinere Heizanlagen war Heizöl extra leicht in Verwendung, das sich dann ab den Achtzigern praktisch als Standard etablierte. Die Verbrennungstechniken wurden ständig verbessert, zahlreiche Hersteller betraten den Markt, auch kleinere, die nur regionale Bedeutung hatten.

Ölfeuerungen brachten konkurrenzlosen Komfort

Interessanterweise vermochten auch die sogenannten Ölkrisen 1973 oder 1979 und die aufeinanderfolgenden Preiserhöhungen in unserer ländlichen Gegend die Beliebtheit ölbefeuerter Zentralheizungskessel nicht zu mindern. Preisschwankungen konnte man durch geschicktes Abwarten vor der nächsten Tankbefüllung abfedern, außerdem gab es unter den Lieferanten noch so etwas wie Konkurrenz. Für das Heizöl als Energielieferant waren auch noch keine ernsten Mitbewerber in Sicht, Erdgas oder Fernwärme waren den größeren Städten vorbehalten und am Land kein Thema. Auch Flüssiggasanlagen waren seltene Ausnahmeerscheinungen.

Ersatz von Heizöl durch Holzfeuerung oder Wärmepumpen

Erste, zu Beginn noch zaghafte Herausforderer erschienen erst in den Achtzigern auf der Bildfläche: Einerseits automatisierte Holzheizungen in Form von Hackschnitzel- und später Pellets-Feuerungen und andererseits Wärmepumpen, anfangs überwiegend solche mit Erdwärmenutzung. Während die Anzahl an Holzheizungen seither stetig zunahm, hauptsächlich wegen der breiten Verfügbarkeit des heimischen Brennstoffs und wegen seines Kostenvorteils, war der Wärmepumpentechnik eher ein Wechselbad der Akzeptanz beschieden: Mal ging etwas, dann stagnierten die Absatzzahlen wieder.

Ersatz von Heizöl durch Fernwärme

Ebenfalls beginnend mit den Achtzigern kam in der kleinstädtischen und ländlichen Region ein weiterer Faktor ins Spiel: Fernwärme, hier wegen der Kleinräumigkeit auch oft als Nahwärme bezeichnet. Diese Anlagen werden fast ausschließlich mit Biomasse in Form von Holz-Hackschnitzeln befeuert und sind heute aus vielen Marktflecken und kleineren Städten nicht mehr wegzudenken. Da sie für den Wärmebezieher den Vorteil boten, sich praktisch nicht mehr mit Heizung beschäftigen zu müssen, sind im Lauf der Zeit auch viele Ölfeuerungsanlagen durch Fernwärmestationen ersetzt worden.

CO2-Emissionen sind kein geeigneter Maßstab

Im gesamten gesehen spielen aber die Ölfeuerungsanlagen immer noch eine bedeutende Rolle in der Wärmeversorgung von Einfamilienhäusern. Dass von EU- und nationaler Gesetzgeberseite ausgerechnet mit dem Argument der CO2-Reduktion den Ölheizungen nun der totale Krieg angesagt wurde, entbehrt nicht der Ironie: Die Verfeuerung von Heizöl verursacht pro Kilowattstunde Endenergie wesentlich weniger CO2- Emissionen als die von Holz, das deutlich mehr CO2-Emissionen verursacht als Heizöl, nämlich fast gleich viel wie Kohle!

Alte Abhängigkeiten nicht gegen neue eintauschen

Auch wenn die energiepolitischen Ho-Ruck-Methoden unnötigen zeitlichen und finanziellen Stress verursachen, darf man dennoch den langsamen Abschied vom Heizöl begrüßen, allein schon der Abhängigkeit von den Öllieferanten wegen. Nur muss der Übergang auf Neues mit Bedacht, Beachtung und Vermeidung möglicher Nachteile erfolgen, dies auch deshalb, um nicht alte Abhängigkeiten gegen neue einzutauschen. Ob im Hinblick darauf die als Mineralölersatz angedachten E-Fuels politisch und wirtschaftlich sinnvoll sein können und ob sich daraus ein neues Leben für Ölfeuerungen ergibt, wird erst die Zukunft zeigen.

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