Sonnek

Energie

Wenn es um den Klimawandel geht, ist das Spiel mit existenziellen Ängsten mittlerweile fester Bestandteil der medialen Szene. Dazu kommt noch das hysterische Gehabe klebefreudiger Aktivisten, die uns das Bild eines knapp bevorstehenden Weltuntergangs vermitteln wollen. Was Wunder, wenn insbesondere junge Menschen von Klimaangst gebeutelt werden. Andere glauben das Gegenteil, halten den Klimawandel für Schwindel und wollen von der Sache überhaupt nichts wissen. Was in dieser Situation zu fehlen scheint, sind nüchterne Stimmen, die sich auf Tatsachen stützen und daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Zum Glück gibt es solche!

Wiederum greife ich zurück auf Vaclav Smil, den kanadischen Universitätsprofessor und auf sein Buch „How the World Really Works – A Scientist’s Guide to Our Past, Present and Future“. Smil hat eine wunderbare Gabe: Er versucht erst gar nicht, komplexe Sachverhalte bis ins letzte zu zergliedern und auf diese Weise verständlich zu machen. Er ist sich der Tatsache bewusst, dass dem Leser der dafür erforderliche Zeitaufwand und auch die nötige Aufmerksamkeit fehlen würden. Also geht er die Sache von einer anderen Seite an. Er sucht nach Antworten auf einige für unsere Existenz entscheidende Fragen, mit denen sich jeder denkende Mensch auseinandersetzen müsste, anstatt sich vorschnell in Ängste treiben zu lassen.

Werden die Grundbedürfnisse zu erfüllen sein?

Im Kapitel, das sich mit der Umwelt befasst, geht er ausführlich auf die Erderwärmung ein und die Mechanismen, die auf unsere Lebenssphäre einwirken. Die sich daraus entwickelnden Änderungen führen Vaclav Smil ganz schlicht zum Nachdenken, ob zur Erfüllung unserer Grundbedürfnisse ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen werden. Sein Denken gipfelt in der entscheidenden Frage: Werden wir als Menschheit in der kommenden Zeit angesichts des Klimawandels noch genug Sauerstoff zum Atmen vorfinden, ausreichend Wasser zum Trinken haben und hinlänglich Nahrungsmittel herstellen können?

Wird ausreichend Atemluft vorhanden sein?

Durch die Verbrennung fossiler aber auch nachwachsender Energieträger steigt der Gehalt an CO2 in der Atmosphäre. Für das menschliche und tierische Leben von Bedeutung ist der Sauerstoffgehalt der Luft, der im Lauf der Erdzeitalter schwankte und der zurzeit bei 21 Prozent liegt. Ergibt sich die Frage: Wird genug Sauerstoff vorhanden sein, selbst dann, wenn alle für Menschen verfügbaren Brennstoffe aufgebraucht sind, selbst diejenigen, die man zurzeit mangels Zugänglichkeit noch gar nicht nutzen kann? Vaclav Smil gibt Entwarnung: Selbst in diesem extremen und äußerst unwahrscheinlichen Fall wird sich der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre bloß um 0,25 Prozent vermindern, was keinerlei Auswirkungen auf irdisches Leben hätte.

Werden wir genug Trinkwasser haben?

Im Gegensatz zum Sauerstoff müssen wir die Lage um die Versorgung mit Gebrauchs- und Trinkwasser sehr ernst nehmen. Vor allem deshalb, weil wegen der wachsenden Erdbevölkerung der Pro-Kopf-Anteil verfügbarer Wasserreserven sinkt. Zwar werden wasserreiche Flüsse unter dem Klimawandel nicht leiden, etwa Mississippi, Donau und Ganges, im Gegensatz dazu aber sehr wohl das Tigris-Euphrat-Gebiet oder einzelne Flüsse Chinas. Dabei gibt es positive Ansätze. So hat etwa der Pro-Kopf-Verbrauch in den USA in den letzten Jahrzehnten abgenommen, trotz Bevölkerungswachstum und gesteigerter Wirtschaftsleistung. Andernorts wird Meerwasser genutzt, mittlerweile über 18.000 Entsalzungsanlagen. Unklar bleibt die Lage in der Landwirtschaft, die überwiegend auf Niederschläge angewiesen ist. Wird hier der Klimawandel Änderungen bringen?

Wird genug zum Essen da sein?

Die Erwärmung der Erdatmosphäre wird den Wasserkreislauf beschleunigen. Mehr CO2 in der Luft bewirkt, dass Pflanzen weniger Wasser benötigen. Das wird für das Pflanzenwachstum in trockenen Regionen ein Vorteil sein. Weizen und Reis profitieren von mehr Feuchtigkeit, für Mais und Zuckerrohr gilt das weniger. Die Methanabgabe aus der Tierzucht könne durch einen Umstieg von Rindfleisch auf Schweine, Geflügel und Milchprodukte verbessert werden. Die Ernährung von 10 Milliarden Menschen sei durchaus möglich, wenn man Landnutzung und Effizienz der Bewirtschaftung optimiere.

Fazit und Konsequenzen

Atemluft wird also keine Mangelware sein. Die Wasserversorgung könnte für manche Weltgegenden zum Problem werden und erfordert Aufmerksamkeit. Was die Nahrung für die Welt betrifft, wäre die Überproduktion in den entwickelten Ländern einzudämmen, außerdem hätten wir alle Möglichkeiten, um auch künftighin regionale Unterversorgungen auszugleichen. Gerade im Zusammenhang mit der Nahrungsmittelproduktion weist Vaclav Smil noch darauf hin, dass ohne massiven Einsatz fossiler Energie die Ernährung der Welt nicht aufrechterhalten werden könne. Das werde sich auch in den nächsten Jahrzehnten nicht ändern.

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