Sonnek

Frage

Als Angehöriger des Geburtsjahrgangs 1948 bin ich in einer Zeit aufgewachsen, in der alles knapp zu sein schien. Spielsachen gab es kaum, Bescheidenheit war angesagt. Eltern und wir Kinder waren zufrieden, weil trotz Kargheit das Notwendigste da war: Essen und Kleidung, ein Dach über dem Kopf. Die Erwachsenen schienen froh zu sein, dass der Krieg mit all seinen Gräueln vorbei war. Sie schonten sich nicht, sondern krempelten die Ärmel auf und arbeiteten körperlich hart. Den Blick nach vorne gerichtet verbreiteten sie Hoffnung und Zuversicht. Euch Kinder soll und wird es einmal besser gehen, hörten wir immer wieder.

Welch ein Unterschied zu heute! Dabei ist die Hoffnung der Erwachsenen von damals in materieller Hinsicht in der Realität weit übertroffen worden. Wir leben in der Zeit eines damals unvorstellbaren Wohlstandes und sind Nutznießer technischer Erleichterungen, die das tatsächliche Aufkrempeln von Ärmeln vom Körperlichen ins Sprichwörtliche verschoben haben. Materieller Überfluss an allen Ecken und Enden. Aufstiegsmöglichkeiten, Bildung, Berufschancen. Gesundheitliche und soziale Absicherung. – Was aber bekommen Heranwachsende heute vermittelt? Das genaue Gegenteil von Hoffnung: Angst.

Angstmache

Angst vor der Pandemie, Angst vor Ansteckung, Angst vor dem Mitmenschen. Angst vor Andersdenkenden, Angst davor, nicht auf der richtigen Meinungsseite zu stehen und in sozialen Medien oder im Freundeskreis fertiggemacht zu werden. Angst vor der Klimakatastrophe, vor CO2, vor dem Treibhauseffekt, vor schmelzendem Eis in der Arktis. Angst vor der Auslöschung der Menschheit, Angst vor Überbevölkerung und Nahrungsmittelknappheit. Angst vor Plastik, Gentechnik, fossilen Brennstoffen, Fleischkonsum, Urlaubsflügen und wasweißichnochwelchen herbeigefürchteten existenzbedrohenden Gefahren.

Menschenbild früher …

Es scheint auch in anderer Art und Weise ein drastischer Wandel in der von Medien vermittelten Sicht auf den Menschen stattgefunden zu haben. Der hat nicht nur mit geänderten Werten zu tun, sondern geht tiefer. In meiner Jugend hatten zentrale Glaubenssätze der Christenheit einen hohen Stellenwert. Dazu gehörte die Rolle des Menschen in der Welt: Macht euch die Erde untertan – der Herrschaftsauftrag. Und Gott setzte den Menschen in den Garten, ihn zu bebauen und zu bewahren – der Kulturauftrag. Gott setzte den Menschen im letzten Schritt seiner Schöpfung als dessen Krone ein.

… und heute

Junge Menschen bekommen heute eine beklemmende Sicht auf sich selbst aufgezwungen: Der Mensch ist schuld an allem! Allein schon seine Existenz schadet der Umwelt, gefährdet das Klima, hat die Ausbreitung der Wüsten zu verantworten. Er verursacht Wetterkatastrophen aller Art, Wirbelstürme und Überschwemmungen. Er verbraucht Ressourcen. Er erzeugt Abfall und Schmutz. Er verursacht das Artensterben, vernichtet den Regenwald, verfrachtet Plastik ins Meer und Mikroplastik in Lebensmittel. Er fährt Auto und verbreitet Feinstaub. Er vermehrt sich zu rasch. Er ist schuld, dass viele hungern müssen. Kurz gesagt: Er ist das Krebsübel der Erde.

Neuheidentum

Und der Blick des Menschen richtet sich nicht mehr nach oben, zu einem Gott der Hoffnung und Liebe, nein, niedergeschlagen verliert sein Kopf den Halt und sein Blick senkt sich zu Boden. Hinunter zu Mutter Erde, zu Gaia, der Götzenfigur des Neuheidentums. Er beugt sich vor einer säkularen Religion, die die Umwelt über den Menschen erhebt und dem Menschen vermittelt, dass ebendiese Mutter Erde ohne ihn besser dran wäre. Eine menschgemachte Klimakatastrophe werde ihn demnächst ausrotten, wenn er nicht opfert, entsagt, sich kasteit, sich einschränkt, auf Kinder verzichtet, bereitwillig höhere Steuern zahlt und seinen CO2-Fußabdruck auf null stellt. Mit Aussicht auf ein deprimierendes, bevormundetes und sinnentleertes Dasein.

Metanoia

In seinem tiefsten Inneren sehnt sich aber jeder Mensch nach Sinn, nach Erfüllung und Ermutigung, nach Zuversicht, nach Glauben, Hoffnung und Liebe, einfach nach einem Leben, das lebenswert ist. Metanoia ist eine griechische Bezeichnung und bedeutet so viel wie Umkehr. Im Christentum ist damit der Begriff Buße verbunden. Aber nicht eine Art religiöser Übung ist damit gemeint, sondern ganz praktisch eine grundlegende Änderung der Lebenseinstellung. Eine entschiedene Wendung weg vom unwürdigen Subjekt und hin zur biblischen Sicht, dass der Menschen ein gewollter Teil der Schöpfung ist, für den sein Schöpfer einen guten Plan hat. Vom Krebs zur Krone – genau diese Umkehr brauchen wir heute. Das ist zwar kein populärer Appell, jedoch der einzig richtige.

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