Sonnek

Energie

Diesen Ausdruck bekomme ich zurzeit täglich in der Regionalzeitung serviert, die eine Artikelserie gestartet hat mit dem Titel „Wege aus der Klimakrise“. Da wird vorgestellt, was Wissenschaft und Unternehmen tun, um die CO2-Emission zu vermindern. Und da gibt es ein Füllhorn von Ratschlägen, was und wie ich dazu beitragen kann. Alles löblich, fast alles verständlich, vieles zu unterstützen. Aber ich werde in all den Ausführungen des Blattes nicht schlau, worin denn nun für mich ganz konkret die Klimakrise bestehen soll, aus der ich hier den Weg gewiesen bekomme. Was ist gemeint mit „Klimakrise“?

Jaja, ich weiß schon, ich kenne sie auch, die Alarmschreie: Gletscher schmelzen, Polkappen auch, Eisbären ertrinken, Meeresspiegel steigen unaufhörlich, exotische Inseln werden überflutet, Stürme nehmen zu, Starkregen werden mehr, Überschwemmungen treten häufiger auf, Dürren treffen die ärmsten Länder, Frostgebiete tauen und setzen Methan frei, die Vegetation verändert sich, Krankheiten wandern ein, alles wegen der menschgemachten Erderwärmung, die verursacht durch den Anstieg von CO2 …

Gab’s das nicht schon früher einmal?

Aber Moment mal, bleiben wir in unserer Region. Hat es nicht auch bei uns in Österreich, in der Steiermark, wo ich seit meiner Kindheit lebe, immer wieder außergewöhnliche Witterungsereignisse gegeben? Ich bin alt genug, um mich an fürchterliche Flutkatastrophen zu erinnern, an nicht enden wollende Regengüsse, an angsterregende Gewitterstürme, an trockene Sommer mit Wasserknappheit, an Hagelschäden fürchterlichen Ausmaßes, die ganze Felder und Obstanlagen vernichtet haben? Und das lange bevor der CO2-Gehalt der Luft in Höhen gestiegen ist, die heute als bedrohlich gelten? Und keiner hat damals von einer Klimakrise geredet.

Wikipedia und das Klima-Krisenthema

Ich schau jetzt mal in Wikipedia nach. Interessant, das Krisenthema rund ums Klima ist hier üppig vertreten: Der Artikel „Klimakrise“ hat samt Quellenverweisen nach meiner Recherche (am 10.09.2021) genau 1.787 Wörter und schlägt damit knapp die „Klimakatastrophe“ mit immerhin schon 1.644. Der „Treibhauseffekt“ mit 6.807 und die „Versauerung der Meere“ mit 5.889 Wörtern liegen allerdings deutlich höher. Diese Wortspenden sind aber allesamt immer noch ein Klacks verglichen mit dem Artikel „Folgen der globalen Erwärmung“, der es bereits auf satte 22.869 Wörter bringt.

Der Weltklimarat präsentiert einen neuen Bericht …

Woher kommt der Begriff „Klimakrise“ und ist er überhaupt gerechtfertigt? – Endlich finde ich eine Antwort auf diese Fragen. Sie findet sich im neuesten Bericht des Weltklimarates der Vereinten Nationen, dem „Intergovernmental Panel on Climate Change“ oder kurz „IPCC“.  Der Bericht befasst sich mit dem Klimawandel und nennt sich “Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change” und umfasst in der mir vorliegenden elektronischen Form insgesamt 3.949 Seiten. Die Kurzbezeichnung des Berichts lautet „IPCC AR6 WGI“.

… mit fast viertausend Seiten …

Ein dickes Stück Lektüre, von dem man vermuten darf, dass sich kaum jemand die Mühe machen wird, es gänzlich durchzuackern. Freigegeben ist zwar erst der erste Teil davon, der nennt sich „Summary for Policymakers“ („Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger“). Dank einer Suchfunktion lassen sich doch einige Information gewinnen. Schließlich ist das das weltweit einflussreichste Dokument, das sich mit dem Klimawandel auseinandersetzt und Erkenntnisse einer Unzahl von Wissenschaftlern zusammenfasst. Aber diese Tatsache darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei diesem Bericht nicht um ein wissenschaftliches, sondern um ein politisches Dokument handelt.

… und er sagt auch etwas zur „Klimakrise“ …

Nun gebe ich in die Suchfunktion mein Stichwort „climate crisis“ („Klimakrise“) ein. Ich erwarte mir, dass der Begriff in diesem Bericht sehr oft auftaucht, gemessen an der schwerwiegenden Bedeutung, die dem Bericht in der Politik, in den Medien und in der Öffentlichkeit beigemessen wird. Es dauert eine Weile, bis die Suche die fast viertausend Seiten auf den Suchbegriff durchgekämmt hat.

Dann endlich das Ergebnis: Ein Treffer! Ein einziger Treffer! Er findet sich auf Seite 1-35 im Kapitel 1.2.3.4 Media coverage of climate change (“Medienberichterstattung zum Klimawandel“). Der zugehörige Satz lautet folgendermaßen:

“Also, some media outlets have recently adopted and promoted terms and phrases stronger than the more neutral ‘climate change’ and ‘global warming’, including ‘climate crisis’, ‘global heating’, and ‘climate emergency’.“

Übersetzt mit Google und semantisch geringfügig angepasst lautet der Satz deutsch:

„Außerdem haben einige Medien in letzter Zeit Begriffe und Formulierungen eingeführt und beworben, die stärker sind als die neutraleren ‚Klimawandel‘ und ‚globale Erwärmung‘, darunter ‚Klimakrise‘, ‚Erderhitzung‘ und ‚Klimanotstand‘.“

… aber nur einmal

Chapeau. Der Weltklimarat sieht nirgendwo eine „Klimakrise“, eine „Erderhitzung“ oder einen „Klimanotstand“ (oder wie man auch sagt: eine „Klimakatastrophe“). Der Weltklimarat weist vielmehr darauf hin, dass die besagten Begriffe nicht von ihm in die Welt gesetzt worden sind und auch von ihm nicht verwendet werden, sondern von den Medien aufs Tapet gebracht worden seien! Wir dürfen davon ausgehen, dass mehr dahinter steckt: Nämlich, dass diese Begriffe Gemeinschaftsprodukte von Politik, NGOs und Medien jeglicher Art sind, also jener umtriebigen Angstindustrie, deren Gedeihen davon abhängt, dass sie uns stets genug Schrecken einjagt. Und ein Mitglied dieser Angstindustrie ist zu meinem Leidwesen auch meine Regionalzeitung. Schade!

Comments are closed.

Copyright ©2012 Ing. R. Sonnek GmbH