Sonnek

Lernen

Techniker lieben Diagramme. Zumindest für Maschinenbauer gilt das. Ich behaupte, dass die Stimmung eines schlecht gelaunten Technikers rasch aufzuhellen beginnt, wenn man ihm eine x- und eine y-Achse zeichnet. Er wird dann ganz ruhig, freundlich und interessiert und wartet friedlich auf das, was jetzt kommt. – Der kleine Scherz sei erlaubt. – Ich will hier ein Diagramm vorstellen als Abschluss aller Überlegungen und Gedanken aus den letzten Blogbeiträgen, in denen es um Kompetenz und Selbstvertrauen ging. Es fasst alle unsere bisherigen Erkenntnisse in einer grafischen Darstellung zusammen.

Wesentliche Anregungen zur Erstellung der Grafik habe ich aus einigen Internet-Quellen übernommen, deren Studium ich hier ausdrücklich empfehle*. Die folgende bildliche Darstellung soll helfen, einen kritischen Blick auf den eigenen Wissensstand zu erhalten. Sie kann dem Neuling etwa im Sachverständigenwesen helfen, auf seinem Weg ohne große Stolpersteine weiterzukommen, wenn er bereit ist, sich seines Bedarfs an Bildung und Erfahrung stets vor Augen zu halten. Genauso wird sie dem „altgedienten“ Experten von Nutzen sein, weil sie zeigt, dass die Lernkurve auch in der Spätphase der Karriere noch ansteigen soll – Des Lernens ist tatsächlich kein Ende!

Die dynamische Lernkurve

Im Diagramm findet sich also diese rot eingezeichnete Lernkurve. Gleich zu Beginn verläuft sie steil nach oben – der Anfänger neigt zur Selbstüberschätzung seines Wissens, die Gefahr des Dunning-Kruger-Effekts besteht. Wenn dann die große Ernüchterung eintritt, dass es mit dem tatsächlichen Wissensstand noch nicht weit her ist, wie man so sagt, dann stürzt das Selbstbewusstsein ziemlich rapide ab, um in dem zu landen, was wir schon als „Tal der Tränen“ kennengelernt haben. Tiefer geht es dann nimmer, sondern langsam und stetig steigt der Weg dann an, der gegen Ende hin zwar etwas abflacht, aber immer noch steigende Tendenz aufweist.

Kompetenz-Diagramm 1

Hürden und Gefahren auf dem Weg

Neben dem Dunning-Kruger-Effekt, den es naturgemäß zu meiden oder zumindest rasch zu verlassen gilt, lauert im Gelände noch ein übles Sumpfgebiet, die Zone des Hochstapler-Syndroms, in die ein Sachverständiger aber nur dann geraten kann, wenn seine Selbsteinschätzung nicht mit seinem Lernfortschritt in Gleichklang kommt. Dann bewegt sich sein Selbstbewusstsein auf unangemessen niedrigem Niveau und er kommt dadurch beruflich gesehen nicht so gut voran, wie dies der Fall sein könnte. Wie wir gesehen haben, leiden darunter nicht nur sein Selbstwertgefühl und damit sein Auftreten, sondern auch sein Einkommen.

Auch die Kompetenzstufen sind vertreten

Unter der waagrechten Achse sind die weiteren Merkmale von fortschreitender Kompetenz angegeben, wie es sich aus dem Zunehmen von Wissen und Erfahrung ergibt: Der noch Ahnungslose ist sich seiner Inkompetenz gar nicht bewusst. Erst mit fortschreitendem Lernen ändert sich dies, die Inkompetenz drängt sich auf unangenehme Weise ins Selbstbewusstsein und belastet dieses sehr stark. Im nächsten Abschnitt steigt es aber wieder an, wenn die Kompetenz allmählich bewusst wird. Zu guter Letzt wandelt sich die bewusste zur unbewussten Kompetenz, der Experte handelt weitgehend intuitiv, was die Selbstsicherheit wiederum weiter anwachsen lässt.

Modelle sind keine Gesetze, aber mitunter wertvolle Hilfen

Eine kleine Warnung sei aber angebracht: Bei der gezeigten und beschriebenen Darstellung handelt es sich um ein gedankliches Modell. Modelle dieser Art können immer nur Versuche sein, der Wirklichkeit und ihren Wirksamkeiten und Zusammenhängen möglichst nahe zu kommen. Modelle sind somit keine unumstößlichen Gesetze, denen man zwecks „Selbstoptimierung“ zwangsläufig und notfalls widerwillig folgen muss. Wohl aber liefern sie wertvolle Denkanstöße, Hilfen zur Selbstkontrolle und Hinweise, in welche Richtung persönliche Verbesserungen gehen könnten.

*) https://www.reif.org/blog/dunning-kruger-effekt/ und https://karrierebibel.de/dunning-kruger-effekt/

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