Sonnek

Turm

In der Turmstube herrschte wohlige Ruhe. Das Flackern des Kaminfeuers sorgte für eine unnachahmlich heimelige Atmosphäre. Selbst das Ticken der schweren Pendeluhr im Hintergrund vermochte nicht zu stören, sondern glich in seiner Gleichmäßigkeit eher einem beruhigenden Herzschlag. Die Drei im Raum hatten seit einer Weile geschwiegen, jeder in Gedanken und bequemem Gestühl versunken. Hier war kein Platz für lautstarkes Debattieren. Kurze Diskussionen verebbten bald, so wie die Flammen im Kamin allmählich kleiner wurden, dann zu erlöschen schienen und bald nur noch ein orangefarbener Gluthügel dahingloste.

Der Neue erhob sich schwungvoll und legte ein großes Holzscheit nach. „Wir heizen hier mit Holz, daher umweltfreundlich und CO2-neutral“ meinte er mit zufriedenem Unterton.

Die Männer sahen dem Glosen schweigend zu, bis am Scheit die erste kleine Flamme hochzüngelte.

Der Eine, den sie hier den Professor nannten, räusperte sich: „Wer hat Dir den Unsinn erzählt?“

„Aber das ist doch Allgemeinwissen. Holzverbrennen wird sogar sehr gefördert. Es hinterlässt keinerlei CO2-Dings…“ wandte der Neue etwas verdutzt ein.

„Blödsinn!“ unterbrach der Professor barsch.

„Beim Verbrennen von Holz wird so viel CO2 frei wie von Kohle. Deutlich mehr als aus Öl oder Gas. Das zeigt eine einfache Verbrennungsberechnung. Dass man einheimisches Holz verbrennt, erspart natürlich Importe von Öl und Gas und macht uns weniger abhängig … nur dem sogenannten „Klimaschutz“ bringt das nichts, auch wenn das alle behaupten mögen. Denn CO2 ist und bleibt CO2, egal woher es kommt…“ Der Professor rückte seine Brille zurecht und fasste den Neuen ins Auge. „Du bist noch nicht lange hier, das verzeiht vieles. Es braucht eben Zeit, von den Halbwahrheiten draußen loszukommen.“

Der Neue gab nicht auf. „Aber das CO2 aus den Bäumen war doch vorher in der Luft, war dann im Holz, ist jetzt wieder in der Luft, ein Kreislauf also, und es wird dann wieder gebunden.“

„Wann ist dann?“

„Was weiß ich, irgendwann, bald, in ein paar Tagen vielleicht, oder Wochen, Monaten …“ Des Neuen Stimme klang jetzt unsicher.

„Die Verweildauer von CO2 in der Atmosphäre beträgt eher Jahrhunderte oder gar Jahrtausende!“ meldete sich von hinten die sonore Stimme der Eule.

„Sagt zumindest Wikipedia in seinem Artikel über globale Erwärmung.“ Der Gesichtsausdruck des Alten, den sie Eule nannten, ähnelte tatsächlich frappant dem antiken Symbol für Weisheit.

„Sofern man dieser Quelle in Hinsicht auf Beiträge zum Klima überhaupt trauen kann,“ fügte die Eule hinzu. „In Bezug auf den sogenannten menschgemachten Klimawandel gleicht diese Plattform ansonsten ja eher einem Propagandainstrument der Klimaaktivisten.“

Eine Weile herrschte angespannte Stille, nur das Knistern des Feuers und das Ticken der Uhr waren zu hören.

„Aber wenn es Jahrhunderte dauert und das CO2 wirklich so gefährlich ist, wie die Klima-Panikmacher sagen, dann sollte man ja besser gar nix mehr verbrennen …“ platzte es aus dem Neuen heraus. „Wieso wird dann das Verbrennen von Holz sogar gefördert, wenn das so viel CO2 macht wie Kohle? Und warum wird Verbrennen von Öl und Gas, das weniger CO2 als Holz verursacht, schlecht gemacht und bald vielleicht sogar verboten?“

„Nur ein Narr traut sich, so etwas zu fragen…“ seufzte der Professor nachdenklich. „Antwort hab‘ ich keine. Die musst Du draußen suchen…“

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