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Konflikt

Zivilgerichtsfälle sind Streitsachen um abweichende Ansichten und Standpunkte. Wie viele andere Auseinandersetzungen etwa im persönlichen Bereich sind auch dies selten frei von emotional aufgeladenen Szenen. Dabei ist der Sachverständige meist unbeteiligter Beobachter, bestenfalls – und sofern gewünscht – Vermittler. Es kann aber zu Situationen kommen, in denen Sachverständige in einen Konflikt hineingezogen werden oder gar selbst Auslöser eines solchen sind. Derartige Ereignisse können irritierend sein und es ist äußerst wichtig, richtig zu reagieren. Dazu ein paar Informationen und Gedanken.

In einem Artikel in Heft 4/2018 der Zeitschrift „Sachverständige“ geht die Juristin und Kommunikationstrainerin Mag.a Viktoria Bischof Robinson auf die erwähnten Herausforderungen ein. Sie unterscheidet dabei zwischen zwei charakteristischen Einsätzen: Zum einen die Befundaufnahme und zum anderen die Gutachtenserörterung. In der ersteren ist der Sachverständige dafür zuständig, ohne den Richter den Rahmen für eine Atmosphäre zu schaffen, in der er alle erforderlichen Informationen sammeln kann. In der zweiten ist es Sache des Richters, dem Sachverständigen den nötigen Raum zu geben.

Befundaufnahme

Für jegliche Auftritte im Zusammenhang mit dem Gericht ist gute und zeitgerechte Vorbereitung entscheidend. Dies sieht die Autorin als wichtige Grundregel, weil aus ihr die nötige Sicherheit und Gelassenheit entspringt, um in unvorhersehbaren Momenten ausreichende Selbstsicherheit zu empfinden und auch auszustrahlen. Kommt es im Zuge der Befundaufnahme zu Auseinandersetzungen zwischen den Parteien oder Parteienvertretern, benötigt der Sachverständige ausreichende Konfliktfähigkeit. Um die Situation in den Griff zu bekommen, ist auch ein hohes Maß an Sozialkompetenz – Stichwort Soft Skills – gefragt.

Gutachtenserörterung

Auch in Gutachtenserörterungen kann es zu Störungen kommen. Im Regelfall ist es Sache des Richters, diese zu unterbinden. Wie wohl jeder erfahrene Sachverständige weiß, kann es trotzdem zu Störungen kommen und der Sachverständige findet sich ziemlich alleingelassen in Auseinandersetzungen wieder. Hier kommt wieder die gute Vorbereitung ins Spiel. Man überlegt sich, welche Strategien die Parteien verfolgen. Die Befundaufnehme und der Akteninhalt lassen hier Schlüsse zu. Des Weiteren wird durchzudenken sein, welche Fragen und Argumente die Parteien ins Treffen führen könnten.

Wesen eines Konflikts

Bischof Robinson empfiehlt, sich eine Vorstellung davon zu machen, was ein Konflikt ist. Es geht hierbei um unvereinbare Handlungstendenzen, die als störend und blockierend empfunden werden. Er entsteht zwischen Einzelpersonen oder Gruppen, wenn mindestens ein Beteiligter Unvereinbarkeiten im Denken, Vorstellen, Wahrnehmen und/oder Fühlen und/oder Wollen mit anderen Beteiligten erlebt. Häufigste Ursachen dafür sind unterschiedliche Wertvorstellungen, Ziele, Methoden, Vorgangsweisen und gestörte zwischenmenschliche Beziehungen z. B. durch Mangel an Vertrauen, empfundene Benachteiligung etc.

Erleben von Konflikten

Im Konflikt erlebt man, dass seine Vorstellungen, Meinungen oder Ansichten von anderen nicht bereitwillig aufgenommen werden. Wir spüren Desinteresse, Widerstand oder Ablehnung und interpretieren dies als Angriff der Gegenseite und als Versuch, uns herabzusetzen. Beim Versuch, unsere Position durchzusetzen, laufen wir Gefahr, einen „Tunnelblick“ zu bekommen, der uns die Sicht auf mögliche gangbare Auswege aus dem Konflikt verstellt. Das wiederum bringt die Gefahr einer Eskalation mit sich. Um besser mit Konflikten fertig zu werden, meint die Autorin, dass es zuerst wichtig ist, den eigenen Standpunkt zu kennen.

Richtiges Verhalten in Konflikten

Die richtige Haltung ist weder Konfliktscheue, noch Flucht, sondern Konfliktfähigkeit. Das ist Selbstbehauptung mit der Fähigkeit, Konfliktphänomene rechtzeitig zu erkennen und mit ihnen umzugehen. Dann kann man sein Anliegen in einer Weise zum Ausdruck bringen, ohne die vielleicht gespannte Situation zu verschlimmern und kann auf diese Weise zur Klärung der Situation beitragen. Neben den genannten Soft Skills helfen dabei Kenntnisse menschlichen Verhaltens und passende Kommunikationstechniken. Es geht weniger um das „Was“, als vielmehr um das „Wie“ einer Aussage.

Praktische Tipps

Man hat es oft in der Hand, einen Fehdehandschuh aufzunehmen oder einfach zu ignorieren. Die Autorin empfiehlt das „Teflon-Verhalten: Alles prallt von Ihnen ab.“ Dazu können vielleicht diese Tipps hilfreich sein:

  • Niemals rechtfertigen oder verteidigen!
  • Schlagen Sie nicht zurück!
  • Bleiben Sie sachbezogen!
  • Geben Sie keine Erklärungen ab!
  • Werden Sie nie laut, nehmen Sie eher ihre Stimme zurück!
  • Reduzieren Sie ihr Sprechtempo!
  • Zweifeln Sie die Kompetenz des anderen nicht an!
  • Treiben Sie niemanden in die Enge!
  • Erzeugen Sie keine Schuldgefühle!

A

Fazit

Bei Angriffen ist es ratsam, deeskalierend zu kontern. Wenn man ruhig und gelassen bleibt, bedeutet das nicht, dass man schwach ist. Man darf sich nicht durch Provokationen aus der Ruhe bringen lassen. Man darf sich nicht anmerken lassen, wie sehr man sich ärgert. Wichtig ist, die eigenen Emotionen wahrzunehmen, zu kontrollieren und nicht in blinden Aktionismus zu verfallen. Es ist darauf zu achten, in dieser Situation weder anzugreifen, noch zu flüchten, sondern die Gegebenheiten nüchtern zu analysieren. Dann sollte man sich der Lösungssuche zuwenden. Entscheidend ist konstruktives Verhalten!

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