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Wenn man Holz verbrennt – sei es als Stückholz, Hackschnitzel oder in Form von Pellets – werden wie bei jedem Brennstoff Verbrennungsgase freigesetzt. Die Emission von CO2 wird dabei nicht als Belastung der Atmosphäre gesehen, da sie ja zuvor schon durch das Wachstum des Baumes gebunden worden war. Deshalb schneidet die Verbrennung von Holz und anderer Biomasse als erneuerbare Energieform umweltbezogen sehr gut ab. Es erhebt sich die Frage, ob dieser Kreislauf-Mechanismus des CO2 als Konstante gesehen werden kann oder ob sich gegenüber früheren Zeiten Änderungen ergeben haben.

Professor Dr. Hans Pretzsch ist langjähriger Leiter des Instituts für Waldwachstumskunde an der Technischen Universität München. Der studierte Forstwissenschaftler und Biostatistiker ist ein profunder Kenner der Entwicklung der mitteleuropäischen Wälder und der Veränderungen und Herausforderungen, denen diese ausgesetzt sind. Er erforscht die Gesetzmäßigkeiten des Wuchses von Rein- und Mischwäldern über die gesamte Lebensdauer der Gewächse. Besonders interessant ist dabei, dass er eine solide Datenbasis besitzt aus Waldversuchsflächen in Bayern, die seit dem Jahre 1860 unter wissenschaftlicher Beobachtung stehen.

Veränderungen innerhalb des letzten Jahrhunderts

Aus dieser langen Zeitspanne heraus verfügt das Institut über Holzproben über mehr als hundert Jahre für Fichte, Kiefer, Buche und Eiche. An diesen lassen sich die langfristigen Veränderungen gut erkennen. Eine grundsätzliche Feststellung ist dabei die, dass Holz ganz allgemein seit dem Jahr 1900 bis jetzt etwa um 8 bis 12 Prozent leichter geworden ist. In diesem Zeitraum hat sich auch das Volumenwachstum um 29 bis 100 Prozent beschleunigt. Laienhaft ausgedrückt bedeutet dies wohl nichts anderes, als dass Bäume zwar an Umfang oder Höhe gewonnen haben, dass das Holz aber dafür weniger dicht und damit leichter geworden ist.

Den Ursachen auf der Spur

Sehr sorgfältig hat man sich ob dieser Erkenntnisse mit der logischen Frage beschäftigt: Warum ist das so? Die Antwort ist mehrschichtig. Zum einen macht man den langfristigen Temperaturanstieg dafür verantwortlich. Letzterer hat auch dazu geführt, dass sich die Vegetationszeiten verlängert haben. Laienhaft gesagt „genießen“ die Bäume die Verlängerung der warmen Jahreszeit und wachsen dadurch stärker. Als weiterer Faktor wurden erhöhte Einträge von Stickstoff festgestellt, die aber nicht nur auf die Düngung der landwirtschaftlichen Flächen zurückzuführen sind, sondern die auch aus Verkehr und Industrie stammen.

Was bedeutet das für den natürlichen CO2-Kreislauf?

Nach Erkenntnissen der Forschungsgruppe um Professor Pretzsch haben die Veränderungen an der Wachstumsdynamik der Wälder auch Auswirkungen auf die Aufnahme- oder Bindungsfähigkeit von CO2, das ja derzeit im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit steht. Tatsächlich vermindert sich durch die festgestellten Mechanismen genau diese Aufnahmefähigkeit, was dazu führt, dass bislang die wirksame Kohlenstoffbindung zu hoch angesetzt wird. Zwar sagen absolute Werte nicht sehr viel aus, weil der direkte Vergleich mit markanten Größen fehlt, aber allein für Deutschland ist festzustellen, dass diese wirksame Kohlenstoffbindung um etwa 10 Millionen Tonnen pro Jahr überschätzt wird. Das heißt wieder laienhaft gedeutet: Der Wald tut sich mittlerweile schwerer mit seiner aus menschlicher Sicht zentralen Aufgabe der Lufterneuerung, als man denkt! Heißt aber tendenziell auch: Wir brauchen mehr Wald …

Quelle: Holz-Zentralblatt vom 17.08.2018, 144. Jahrgang, Nr. 33, Seite 1

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