Sonnek

Rahmen

Gespräche mit mehreren Berufseinsteigern oder -umsteigern, aber auch mit berufstätigen Bekannten in Führungspositionen landeten sehr oft bei einem Thema, das zwar für jeden zentral wichtig ist, aber sehr selten bewusst angesprochen, ja oft nicht einmal wahrgenommen wird: Was ist wirklich wichtig in meinem Leben, in welcher Reihenfolge stehen Beruf und Familie, welche Bedeutung haben Freizeit und Hobby? Wie sehen es die Partner in einer Ehe, sind sie beide auf Linie oder sind ihre Ansichten stark unterschiedlich oder gar gegensätzlich? Können diese Unterschiede Ursache von Spannungen sein? Gibt es eine ideale Reihenfolge?

Es ist jetzt fast fünfundzwanzig Jahre her, dass ich im Rahmen eines Familienseminars von den Vortragenden aufgefordert wurden bin, meine Prioritätsliste für folgende Lebensbereiche zu nennen: Arbeit (Beruf), Familie (Kinder und nahe Verwandte), Sport (hier gehörte auch der ganze Bereich von Hobby und allen möglichen sonstigen Freizeitaktivitäten dazu) und Ehe (Beziehungen zur Ehefrau). Als überzeugter und gesellschaftlich aktiver Christ kamen in meinem Fall noch die weiteren Punkte Beziehung zu Gott (Zeit für Gebet oder Meditation) und Kirche (Tätigkeiten in Gemeinschaften von Christen und Leitungsfunktionen darin) dazu, insgesamt waren es also sechs Lebensbereiche.

Natürlich wird eine solche Reihung nicht völlig starr sein. Der einfache Grund liegt darin, dass es Zeiten gibt, wo zum Beispiel die Arbeit alles dominiert, man denke nur an die ersten Jahre einer Firmengründung oder den Zeitaufwand zum Lernen für ein neues Berufsfeld. Genauso wird die Familie alle Aufmerksamkeit benötigen, wenn ein neugeborenes Baby dazu kommt und häusliche Abläufe neu geordnet werden müssen. Man muss also nicht lang und breit darüber diskutieren, dass Ausnahmesituationen oder -zeiten das üblicherweise Vorrangige zurückdrängen und die schöne Reihung über den Haufen werfen können. Das enthebt uns aber nicht der Aufgabe, uns mit der Liste auseinanderzusetzen.

Wir hören heute sehr häufig von der Life-Work-Balance, die es ins Gleichgewicht zu bringen gilt. Die Prioritätenliste ist nicht nur ein Versuch, eine Art zeitlichen oder organisatorischen Ausgleich zustande zu bringen, sondern ein weitergehender Ansatz. Er möchte jene Wichtigkeiten austarieren, die für unsere Lebensführung von entscheidender Bedeutung sind. In meiner damaligen Situation hatte die Reihe folgendes Aussehen:

(1) Kirche, weil eine Leitungsfunktion einen sehr hohen Zeitaufwand erforderte,

(2) Arbeit, mit den Verantwortungen des Geschäftsführers eines kleinen Unternehmens

(3) Familie mit damals schon sechs Kindern

(4) Ehe, Zeiten für Zweisamkeit

(5) Beziehung zu Gott, Zeit für Bibel und Gebet

(6) Sport Zeit für Wandern, Radfahren u. a.

Dass aus einer solchen Reihung eine hohe Last auf die Familie zukommen muss und besonders auf die Ehefrau, ist offensichtlich. Die Folgen von Vernachlässigung können gravierend sein, bis hin zum Zerbrechen von Beziehungen, was in meinem Fall – Gott sei Dank! – nicht geschah. Aber eine Umkehr war jedenfalls dringend notwendig. Eine derartige Umorientierung braucht aber Zeit, weil sie nicht mit Reden und Versprechungen abgetan ist, sondern weil sie eine tiefgreifende Herzensveränderung infolge besserer Einsicht voraussetzt.

Wie aber sieht nun die anzustrebende optimale Reihenfolge aus? Wohl am ehesten so, wenn ich für einen Christen spreche und die Punkte etwas erweitere:

Beziehung zu Gott (1), Beziehung zur Ehefrau (2), Beziehungen zu Kindern und nahen Verwandten (3), Arbeit (4 – 5), Kirche (4 – 5), Sport und Freizeit (6).

Die Einhaltung dieser erstrebenswerten Reihenfolge bedarf ständiger Kontrolle und Aufmerksamkeit, damit sie nicht im Trubel der Alltagsereignisse untergeht. Nobody is perfect, aber wenn wir dranbleiben, wird es immer besser gelingen.

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