Sonnek

Energie

Wahlwerbende Politiker werden sich in den nächsten Wochen in Vorschlägen zur Klimarettung überbieten. Von Verzicht auf Fleischkonsum, Beschränkung von Autofahrten, Umstieg auf Wasserstoff, Solarstrom für Behörden, Einführung von CO2-Steuern etc. wird die Rede sein. Allesamt noble Anregungen, als Maßnahmen zur Klimaentlastung aber bedeutungslos. Warum? Weil wir Österreicher, Europäer und Bewohner entwickelter Länder endlich einer ernüchternden Tatsache ins Auge sehen müssen: selbst wenn die gesamte industrialisierte Welt morgen alle ihre menschgemachten Emissionen einstellt, ist das Weltklima nicht zu retten.

Die Prognosen der Internationalen Energieagentur in Paris und der Energy Information Agency in Washington zeigen, dass bis 2040 der Energieverbrauch der Industrieländer ab-, der der Schwellenländer dafür drastisch zunehmen wird. Nur ein Teil davon wird über saubere Energiearten aufgebracht werden können. Im Jahr 2040 werden 75% der Emissionen von Schwellenländern kommen. Die Industrieländer – allen voran Europa – werden ein stattliches Maß an Primärenergiebedarf eingespart haben, die restliche Welt dafür mehr als das 10fache dessen zusätzlich benötigen.

Eine Halbierung der Emissionen ist nicht in Sicht

Die Hauptursache für die globale Erwärmung sieht der Weltklimarat im Ausstoß von CO2 aus Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. Wollte man das vom Rat angepeilte 1,5-Grad-Ziel erreichen, wäre bis 2040 die Halbierung dieser Emissionen notwendig. Die erwähnten Prognosen sehen eine solche aber nicht. Sie könnte auch nur dann gelingen, wenn Schwellenländer die notwendigen Maßnahmen treffen, weil – siehe oben – noch so strikte Bemühungen der Industrieländer nicht ausreichen. Wir sind so gesehen machtlos, die Entscheidung über unser Klima liegt in Ländern wie China und Indien.

Die Ursachen sind einfach

Die übrige Welt will ihren Lebensstandard an den westlicher Länder heranführen. Allein der Bedarf an elektrischem Strom in den vorhin genannten Ländern steigt enorm: China wird 2040 um jene Strommenge mehr verbrauchen, die heute die Vereinigten Staaten benötigen, Indien umso viel mehr, wie heute die Europäische Union. Und diese zusätzlichen Strommengen werden überwiegend aus Kohle erzeugt. Dazu wird zum Beispiel ab Oktober die ausschließlich diesem Zweck dienende neue Menghua-Bahn jährlich 200 Millionen Tonnen Kohle aus der inneren Mongolei nach Jiangxi in Ostchina transportieren.

Können wir trotzdem etwas tun?

Niemand geringerer als Bill Gates verweist in einem Twitter-Kommentar auf einen Beitrag des Journalisten David Roberts im Online-Journal „Vox“. Der Journalist kommt nach seinem Befund über die derzeitige Situation zum Schluss, dass der Menschheit nur grundlegende Innovationen helfen können, die zu neuen sauberen Energieformen führen. Die müssten noch dazu deutlich billiger sein als konventionelle, um Schwellenländern einen Anreiz zum Umstieg zu geben. Dafür seien geballte wissenschaftlichen Anstrengungen verschiedenster Disziplinen notwendig, die von den Industrieländern angeführt werden müssten. Die Forschungs- und Entwicklungsergebnisse sollten allen Ländern kostenlos zur Verfügung stehen.

Sind wahlkämpfende Politiker klug genug?

Demnach wäre auch unser Land aufgerufen, aktiv zu werden. Politiker erreichen nichts, wenn sie unter Anfeuerungen von Alarmisten wie aufgescheuchte Hühner irgendwelche Schlagworten nachgackern. Stattdessen sollten sie sich für Anstoß und Finanzierung eines internationalen Forschungs- und Entwicklungsaufbruchs einsetzen, der alle verfügbaren klugen Köpfe einbindet und dem sich andere Länder nicht verschließen können. Österreichs Universitäten, Hochschulen und Forschungsinstitutionen könnten dazu in hervorragender Weise beitragen. Zentrale Frage: sind unsere Politiker verantwortungsbewusst genug?

Quellen:

https://www.iea.org/weo2017/

https://www.eia.gov/outlooks/ieo/

https://www.vox.com/energy-and-environment/2019/7/11/20688611/climate-change-research-development-innovation?linkId=71122763

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