Sonnek

Mission BOSSible

09.08.2019
Blitz

Warnen ist angesagt, wenn Auftraggeber sich etwas in den Kopf gesetzt haben, das nicht funktionieren kann oder nicht machbar ist. Das ist oft leichter gesagt als getan. Denn manche Kunden sind von ihren Vorstellungen in einer ihnen wichtigen Angelegenheit so sehr überzeugt, dass sie keinen Widerspruch zulassen. Gängiges Beispiel ist der Unternehmenspatriarch, der Boss, der oft auch noch Gründer ist und der in seiner Firma das alleinige Sagen hat. Seine Leute wissen zwar um die Unmöglichkeit, die Idee ihres Chefs aber dulden sie hinhaltend, bis der sich eines Besseren besonnen oder sein Interesse verloren hat.

Ein zur Stellungnahme beigezogener Berater aber kann nicht so lange warten, sondern muss sich mit der Situation umgehend auseinandersetzen. Er bewegt sich in einem Umfeld, in dem er sorgsam darauf achten wird, einerseits eine offene Gesprächsbasis zur zentralen Ansprechperson zu bekommen, andererseits aber auch Informationen aus dessen zur Sache skeptischen Umfeld. Dabei darf er sich weder sachlich noch emotional einer Seite zuschlagen oder sich von dieser vereinnahmen lassen, sondern muss um Äquidistanz bemüht sein. In der Anlaufphase der Beratung muss er sich besonders vor unüberlegten Äußerungen oder vorschnellen Bewertungen hüten.

Vertrauensbrücken bauen

Eine ganz entscheidende Rolle spielt daher die persönliche und soziale Kompetenz des Beraters. Aus Eigenerfahrung weiß ich, dass insbesondere junge Techniker dazu neigen, rasch und möglicherweise vorschnell auf sachliche Aspekte loszustürmen. Besser ist es jedoch, vorher eine gute Gesprächs­beziehung zu allen involvierten Personen aufzubauen. Vertrauen kann man bekanntlich nicht erzwingen, sondern bekommt es geschenkt, besser gesagt, man bekommt es geliehen. Die Gestaltung einer vertrauensvollen, dauerhaften und später mit unterschiedlichen Ansichten belastbaren Beziehung braucht aber Zeit.

Fakten sammeln

Dann geht es ans Erheben und Zusammenstellen von Fakten. Der Berater weiß, dass Probleme und Herausforderungen aller Art nach drei Gesichtspunkten analysiert werden können: nach einem, der mit Menschen zu tun hat, einem weiteren, der mit organisatorischen Dingen zusammenhängt und einem dritten, der von Zielvorstellungen bestimmt ist. Er wird diese drei Bereiche im Auge behalten, wenn er Gespräche führt und Informationen sammelt. Dabei ist nicht nur die Art der relevanten Fakten von Bedeutung, sondern es gilt auch immer zu beachten, in welchem Rahmen diese später berücksichtigt und präsentiert werden können.

Aufbereitung

Bei technischen Problemstellungen wird üblicherweise noch eine Bearbeitung erforderlich, deren Ergebnisse dann in Form von Berechnungen, Plandarstellungen und Skizzen vorliegen. Dazu kommen noch die Anfertigung bildlicher Darstellungen und Präsentationshilfen, sowie ein umfassender schriftlicher Bericht in für die Beteiligten gut aufbereiteter und leicht verständlicher Form. Soweit also Routine. Was aber besonders ins Gewicht fällt, ist die schlüssige und für den Auftraggeber überzeugende Herleitung der Resultate, von denen man annehmen darf, dass sie dem Auftraggeber nicht gefallen werden.

Technik, Finanzen und Termine

Im Hinblick auf die Machbarkeit eines Projekts ist natürlich der technische Aspekt vorrangig. Wenn diese auch unter noch so schwierigen Voraussetzungen grundsätzlich gegeben ist, soll sie an erster Stelle erwähnt werden. Das stellt den Auftraggeber erst einmal zufrieden und zeigt ihm, dass er zumindest dem ersten Anschein nach Recht hat. An zweiter Stelle wird natürlich die Finanzierbarkeit das Thema sein, das zu kühne Ideen zunichtemachen kann, vor allem dann, wenn erstere in unerreichbare Ferne tritt. Letztlich sind noch die Terminsituation und organisatorische Belange Hindernisse, die umschifft werden wollen.

Fingerspitzengefühl

Im Zusammenhang mit der Präsentation ist zu beachten, dass der Big Boss es höchstwahrscheinlich nicht schätzen würde, vor seiner versammelten Mannschaft reinen Wein eingeschenkt zu bekommen. Dementsprechend sind ausführliche erläuternde Vorgespräche notwendig. Dann kann der Boss entscheiden, wie in der Sache weiter vorzugehen ist, ob nun tatsächlich alle informiert werden oder ob das Projekt einen stillen Abgang erleben darf. In allem wird es auf das Geschick des Beraters ankommen und auf sein Fingerspitzengefühl, den Boss zufriedenzustellen. Aber es ist möglich. Und dies, ohne dabei gegen das eigene Gewissen und seine ethischen Grundsätze zu handeln.

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