Sonnek

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Im Jahre 2018 haben wir unter zweitausend nach dem Zufallsprinzip gewählten Sachverständigen in Österreich eine Umfrage durchgeführt. Die Fragestellung war bewusst offen gewählt: „Womit kann man Sachverständige am besten unterstützen?“ Der fachliche Schwerpunkt lag auf dem Bauwesen und nahestehenden Gewerken. Das Hauptinteresse dahinter war, häufiger auftretende Probleme und Unzulänglichkeiten aufzuspüren, die die Arbeit des Sachverständigen erschweren oder gar behindern. Die Motivation dafür entsprang dem Wunsch, die Qualität der Tätigkeit von Sachverständigen verbessern zu helfen.

Etwas über einhundert Rückmeldungen langten ein, die meisten mit gut nachvollziehbaren und zum Teil fachspezifischen Anliegen. Das thematische Spektrum der Antworten erwies sich als breit aufgefächert. Daher wurde versucht, die enthaltenen Aussagen in Schwerpunkte zu bündeln. Letztere sollen nun in diesem Blog in loser Folge präsentiert werden. Der Grund, warum dies erst viele Monate nach dem Abschluss der Umfrage geschieht, ist zugleich banal und erfreulich: Zeitmangel wegen sehr vieler und sehr spannender Aufträge als Sachverständiger, hauptsächlich im außergerichtlichen Bereich.

Wünsche und Forderungen an den Auftraggeber

Doch nun zu den thematischen Schwerpunkten. Einen ersten großen Block bilden Wünsche und Forderungen, die Sachverständige an Auftraggeber richten. Wobei hier in einem ersten kleinen Durchlauf ganz allgemein auf institutionelle Auftraggeber eingegangen wird (eine weitere künftige Zusammenfassung wird auf Besonderheiten von Gerichten Rücksicht nehmen).  Auch hier war es wegen der frei formulierten Antworten wieder notwendig, die Anliegen in Gruppen zu bündeln:

Aufgabenstellung:

-          Gutachtensqualität setzt Bestellqualität voraus, z. B. mit exakten, eindeutigen und durchdachten Fragestellungen sowie genauer Abgrenzung des Auftragsumfangs

-          In den meisten Fällen ist eine Miteinbeziehung des Sachverständigen in die Aufgaben- und Fragestellung wichtig, z. B. wissen private Auftraggeber sehr oft nicht genau, was sie eigentlich erfahren wollen

Unterlagen:

-          Umfassende Bereitstellung von sachdienlichen, richtigen und aktuellen Unterlagen schon vorab, am besten digital mit bereits aktivierter Suchfunktion

-          Die Unterlagen sollen vollständig sein, es sollen auch vermeintlich irrelevante Unterlagen und Informationen mitgegeben werden

-          Übergebene Lichtbilder sollen aussagekräftig sein

Termine:

-          Es muss von beiden Seiten eine klare Vereinbarung der terminlichen Ablaufschiene vorliegen und diese muss auch eingehalten werden können

Ortsaugenschein:

-          Es solle eine Unterstützung der Befundaufnahme durch alle Beteiligten erfolgen, keinesfalls darf es Behinderungen örtlicher, terminlicher oder organisatorischer Art geben

-          Falls erforderlich, muss es gestattet sein, sofort auch investigative Methoden anzuwenden zu können, z. B. Bauteile freilegen zu dürfen

Auskunftspersonen:

-          Es sollen nur solche Personen genannt werden, die wirklich kompetente und tatsächlich brauchbare Angaben zu den dem Auftrag zugrundeliegenden Sachverhalten machen können

-          Auskunftspersonen sollte bewusst gemacht werden, dass man den Sachverständigen am besten unterstützen kann, wenn man bei der Wahrheit bleibt

Kommunikation:

-          Spitzenleistungen entstehen dann, wenn alle Beteiligten gemeinsam vernünftig und konstruktiv miteinander sprechen und dem anderen zuhören können

-          Für taktische Geplänkel oder untergriffige Behauptungen sollte kein Platz sein, der Sachverständige sollte in seiner Arbeit als neutrale Person unterstützt und wertgeschätzt werden

Soweit einmal ein erster Blick in die erhaltenen Meldungen, die hier zwangsläufig komprimiert und verkürzt wiedergegeben werden müssen. Sie sind nicht spektakulär, aber insbesondere deshalb wertvoll, weil sie nicht auf irgendwelchen Vermutungen aufbauen, sondern aus den Erfahrungen vieler Sachverständigenkollegen gespeist sind. Daraus ergeben sich für alle Sachverständige wiederum Anhaltspunkte, worauf sie in Zukunft gegebenenfalls besonders achten müssen. Für Auftraggeber, aber auch Ausbildungsinstitutionen, Verbände und Interessensgemeinschaften enthalten sie Anregungen, wie sie Sachverständige besser unterstützen können.

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