Sonnek

Energie

Ein ohne Kopf am Hof umherlaufendes Huhn war Grund eines meiner kindlichen Schockzustände. Das für Zubereitung eines Mittagessens gedachte Geflügel war nach seiner Enthauptung vom Hackstock gesprungen und es schien, als wollte es mittels Schluss-Sprint auf sein gravierendes Überlebensproblem aufmerksam machen. Ähnlich kopflos kommen mir im Moment die Aktionen von Klima-Alarmisten vor, auch sie wollen auf ein Überlebensproblem aufmerksam machen, und seien es nur die leeren Kassen diverser NGOs. Techniker raten diesfalls aber zu kühlem Kopf und Schockverzicht.

Zwar ist eine nüchterne Diskussion über das Für und Wider des menschgemachten Klimawandels nicht mehr möglich und auch gar nicht mehr sinnvoll, weil die in der Öffentlichkeit geführte Auseinandersetzung darüber schon längst ins Religiöse abgeglitten ist. Denn eine heilige Allianz von Teilen der Politik, Presse und Wissenschaft hat dazu die Diskussions- und Aktionshoheit übernommen. Sie lässt Kinderkreuzzüge stattfinden, macht gesellschaftlichen Druck und droht allen, die dem Mainstream nicht folgen wollen, sie als Klimaketzer an den medialen Pranger zu stellen.

Ingenieure sehen die Sache eher nüchtern. Mit dem Ziel, möglichst viele CO2-Emissionen einzusparen, rennt man bei Energietechnikern offene Türen ein. Denn die ausgestoßene Menge dieses Gases ist Resultat von Energieverbrauch, und den gilt es zu reduzieren. Das  – Klimawandel hin oder her – nicht nur aus ökologischen, sondern aus ökonomischen Gründen. Denn ein Merkmal der Energietechnik ist, dass Einsparungen im Verbrauch sich positiv auf die Umwelt auswirken. Dabei ist aber immer zu beachten, dass die dafür erforderlichen Maßnahmen nachhaltig sind und die aufzubringenden Investitionen leistbar.

Um von konventionellen Energieträgern wie Kohle, Erdöl und Erdgas loszukommen, wurden stets zwei Strategien verfolgt: Erstens Einsparen durch höhere Energieeffizienz –zum Beispiel durch sparsamere Antriebe für Fahrzeuge – und zweitens Umstieg auf Erneuerbare Energien. Beide Strategien haben auch gute Ergebnisse gebracht, was die Berichte der Internationalen Energieagentur bestätigen. Nur war das weltweite Anwachsen des Energieverbrauchs so gewaltig, dass beide Strategien zusammengenommen nur einen kleineren Teil beitragen konnten und der Löwenanteil mit konventionellen Energieträgern abgedeckt werden musste.

Wo kann man ansetzen? Die höchsten Anstiege an Emissionen wurden durch steigenden Strombedarf von Schwellenländern verursacht, die auf den Energieträger Kohle setzten. Erneuerbare Energien wie Solar oder Wind stoßen wegen ihrer geringen Energiedichte insbesondere in Ballungszentren schnell an ihre Grenzen. Saubere Kernenergie durch Fusion ist ein Hoffnungsgebiet, aber immer noch Gegenstand grundlegender Forschungsarbeit und vielleicht noch zehn bis zwanzig Jahre vom Durchbruch entfernt. Für CO2-Abscheidung aus der Luft laufen mehrere Dutzend Entwicklungsprojekte mit ungewissem Ausgang.

Was bleibt übrig? Nicht viel. Natürlich kann jeder Einzelne hier bei uns in Europa seine Energieverbräuche zu vermindern suchen, etwa mehr Gehen oder Radfahren oder öffentliche Verkehrsmittel benutzen und vieles andere mehr. Aber die Welt retten werden wir damit nicht, und auch Selbstkasteiung durch noch mehr Steuern wird das nicht bringen. Panik hilft erst recht nicht. Europa verantwortet zwölf Prozent der CO2-Emissionen. Gewiss immer noch zu viel, aber angesichts des steigenden Energiehungers der Schwellenländer fast nicht ausschlaggebend. Bleibt die Hoffnung, dass uns Technikern bald etwas einfällt …

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