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Energie

Wer sein Berufsleben vorrangig der Energieeffizienz und den Erneuerbaren Energien gewidmet hat, wirft stets ein Auge auf die tatsächlichen Entwicklungen im globalen Energieverbrauch und in den Kohlendioxid-Emissionen, die ja im Mittelpunkt der Klimadebatte stehen. Techniker, die zur Verbesserung der Situation verbessern wollen, lassen sich wenig durch Schulstreiks oder NGO-Appelle beeindrucken. Sie wollen den Istzustand feststellen anhand von Zahlen, Daten und Fakten (ZDF), diesen einer sorgfältigen Analyse unterziehen und daraus Ansätze für die notwendigen Maßnahmen für Verbesserungen finden.

Die interessantesten Quellen für Information und Analyse bietet in globaler Hinsicht die in Paris ansässige Internationale Energieagentur. Diese Organisation hat soeben den Bericht „Global Energy & Status Report – The Latest Trends in Energy and Emissions in 2018“ herausgebracht. Die darin enthaltenen Zahlenangaben sind – wie es sich für eine internationale Organisation gehört – als unstrittig anzusehen und bieten daher eine gute Grundlage für die weiteren Überlegungen. Die Suche nach Lösungen erfordert kühlen Kopf und verwehrt sich gegen hysterische Aktionen und überschlagenden Alarmismus.

Steigender Energieverbrauch

Der globale Energieverbrauch ist wie in den Jahren zuvor auch 2018 wieder gestiegen, und zwar um 2,3 Prozent. Der Anstieg fällt damit doppelt so hoch aus wie der Schnitt der Jahre seit 2010. Haupttreiber dafür war die Belebung der Weltwirtschaft um 3,7 Prozent, das ist ebenfalls mehr als der Durchschnitt von 3,5 Prozent für die Jahre seit 2010. Wirtschaftswachstum ist augenscheinlich immer noch man einen Anstieg des Energieverbrauchs gebunden. Die Länder China, USA und Indien zusammengenommen sind für etwa 70 Prozent des Mehrverbrauchs an Energie verantwortlich.

Besonderheiten der USA

Die USA sind zwar global gesehen nicht der größte Energieverbraucher, sie weisen aber den größten Anstieg im Verbrauch an Öl und Gas auf, allein der Gasverbrauch stieg um einen Rekordwert von 10 Prozent. Bemerkenswert jedenfalls ist, dass der Verbrauchsanstieg an Energie der USA allein schon so viel ausmachte wie der Gesamtverbrauch Großbritanniens. Übrigens wird ein Fünftel des globalen Energieverbrauchsanstiegs auf besondere Wetterverhältnisse zurückgeführt, die in einzelnen Regionen zu verzeichnen waren, einerseits auf extrem kalte Winter und andererseits auf sehr warme Sommer.

Mehrverbräuche an einzelnen Energiearten

Für die Energiearten ergibt sich ein unterschiedliches Bild. In Absolutwerten der Primärenergienachfrage gemessen ergab sich der größte Anstieg für Erdgas, für das wie schon erwähnt die USA, aber auch China die Hauptbeiträge lieferten. An zweiter Stelle liegen – zwar deutlich abgeschlagen, aber immerhin erfreulich – die Erneuerbaren, die in erster Linie von China und an zweiter Stelle bereits von Europa eingesetzt werden. Dann folgt der Ölverbrauch, für den wiederum China und die USA die Hauptverursacher sind. Bei Kohle ist ebenfalls China voran, dicht gefolgt von Indien. Und in der Nuklearenergie liegt China weit vor Japan.

Trends nach Regionen

Der größte Mehrverbrauch ist China zuzuschreiben, mit Hauptanteil Erdgas gefolgt von Öl und Erneuerbaren, aber auch Kohle spielt eine bedeutende Rolle. Der Anteil der USA wird wie gesagt von Erdgas und Erdöl getragen, die Erneuerbaren sind in sehr geringem Ausmaß vertreten, dafür wurde sehr stark Kohle eingespart. Drittgrößter Anstiegsverursacher ist Indien, das auf Kohle und Öl setzt. Europa weist ebenfalls einen Anstieg auf, interessant ist aber, dass dieser fast zur Gänze von Erneuerbaren aufgefangen wird. Bei Kohle und Gas sind deutliche Minderungen zu verzeichnen. Japan hingegen setzt sehr stark auf Nuklearenergie.

Emissionen global gesehen gestiegen

Getrieben von der im Jahr 2018 gestiegenen Energienachfrage sind auch die Emissionen an CO2 gestiegen, global um 1,7 Prozent, und erreichten damit ein historisches Hoch. Von dieser Steigerung konnten immerhin 30 Prozent durch den Einsatz Erneuerbarer Energie abgefangen werden, sodass dieser geringere Teil nicht emissionsrelevant ist. Etwa zwei Drittel des Anstiegs gehen zu Lasten der Stromerzeugung, 85% des Anstiegs sind China, den USA und Indien zuzurechnen. Dagegen haben die Emissionen in den Ländern Deutschland, Japan, Frankreich, Mexiko und Großbritannien abgenommen.

Technischer Hintergrund

Größter Einzelbeitrag für die Emissionen kam von kohlebefeuerten Kraftwerken, was nicht weiter verwunderlich ist, da 30 Prozent der gesamten globalen CO2-Emission von derartigen Einrichtungen ausgeht. Die Mehrzahl dieser Kraftwerke findet sich in Asien, es sind Anlagen mit einem Durchschnittsalter von 12 Jahren, noch sehr jung gemessen an der wirtschaftlichen und technischen Nutzungsdauer von üblicherweise etwa 40 Jahren. Trotz alledem hat sich 2018 aus wirtschaftlichen und politischen Gründen insbesondere in China und den USA der Umstieg von Kohle auf Gas beschleunigt, was für die Emissionen vorteilhaft war.

Rolle von Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz

Noch größeren positiven Effekt auf die Emissionen hatte der Umstieg auf Erneuerbare Energien, dies insbesondere im Zusammenhang mit der Stromerzeugung. Angeführt wurde dieser durch China und Europa, die zusammen schon für zwei Drittel verantwortlich waren. Auch der Anteil der Kernenergie ist gestiegen, die ja ebenfalls frei von CO2-Emissionen ist. Ohne Erneuerbare und Kernenergie wären die globalen Emissionen um 50 Prozent höher gewesen. Den größten Einsparungseffekt hatte aber die Energieeffizienz. Wegen schleppender Änderungen in der Energiepolitik war ihr Anteil aber geringer als im Jahr 2017.

Stand der CO2-Beseitigung

Erstmals seit einem Jahrzehnt wurden neue Pläne bekannt, die sich auf Gewinnung, Nutzung und Lagerung von Kohlendioxid (carbon capture, utilisation and storage – CCUS) in großem Maßstab bezogen. Mit Stand Ende 2018 betrug die Anzahl der Projekte, die entweder im Betrieb, im Bau oder in ernsthafter Absicht zu einer Umsetzung waren, bereits 43. China etwa betreibt eine neue Anlage zur CO2-Abtrennung im Rahmen von Erdgasgewinnung zur Aufbereitung von Altöl. Aber auch Europa schläft nicht: Insgesamt sind aktuell fünf neue Projekte im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium.

Stromerzeugung

Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen ist 2018 um 7 Prozent gestiegen, auch der nuklear erzeugte Anteil hat zugenommen. Allerdings war der Anstieg emissionsfrei erzeugter Elektrizität nicht groß genug, um mit dem raschen Wachstum des Strombedarfs Schritt zu halten. Der daraus sich ergebende Anstieg musste mit Energie aus fossilen Brennstoffen abgedeckt werden. Damit war der Sektor Stromerzeugung zu zwei Dritteln verantwortlich für den globalen Anstieg der Emissionen. Zwar hat sich die relative Emission aus der Stromerzeugung seit 2010 um 10 Prozent reduziert, aber noch weitere 10 Prozent wäre nötig, um diese emissionsneutral zu halten.

Die Rolle Europas

Die Forderungen der Klimawandel-Alarmisten nach weniger Emissionen sind berechtigt. Sie treffen aber mit den Europäern die falschen Adressaten. Denn die CO2-Emissionen von ganz Europa liegen bei etwa 10 Prozent der Gesamtmenge. Gerade Europa weist beachtliche Rückgänge auf, sowohl bei Verbräuchen als auch bei Emissionen, die im Vergleich zu allen anderen Regionen überdurchschnittlich hoch sind, zudem ist der Weg für weitere Reduktionen vorgezeichnet. Dennoch sind wir machtlos! Denn die zukunftsbestimmenden Herausforderungen liegen außerhalb unserer Einflusssphäre, in den USA, vor allem aber in Asien …

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