Sonnek

Zukunft

Diskussion mit einem jüngeren Fachkollegen, der nach vielen Jahren als Angestellter in namhaften Industrieunternehmen aus hier nicht weiter bedeutsamen Gründen in die Selbstständigkeit gewechselt war und bereits auf einige Jahre Erfahrung im neuen Metier zurückblicken konnte. Thema: Was ist jetzt anders, oder besser noch, wie anders denkt ein Selbstständiger als ein Angestellter? Nach kurzem Streifzug durch die hierarchie­bedingten Spezifika und oft auch Absurditäten des Getriebes in einem Großunterneh­men wandte sich die Debatte sehr bald den Besonderheiten der Selbstständigkeit zu …

… wobei gleich vorab festgehalten werden kann, dass hier von einer erfolgreichen Veränderung zu berichten ist. Denn der Kollege, von dem hier die Rede ist, hat nicht nur sehr rasch Gefallen an der neuen Situation gefunden, sondern er betrachtet den Übertritt in die Selbstständigkeit im Rückblick unzweifelhaft als klügste Weichenstellung im damaligen Lebensabschnitt. Was er nicht nur mit einem höheren Einkommen und dementsprechendem materiellen Status dokumentierte, sondern auch in offensichtlicher Lebensfreude. Was waren die Erkenntnisse aus dem Gespräch über die Hintergründe?

Freiheit

Eines der ersten positiven Erlebnisse nach einem der ersten Einsätze für einen neuen Auftraggeber war die triviale, aber freudige Erkenntnis, dass er nach getaner Arbeit genüsslich und in aller Ruhe einen ausgiebigen Stopp in einem schönen Kaffeehaus einlegen konnte, ohne das sich wie früher ein schlechtes Gewissen ob dieser Annehmlichkeit zu bester Tages- und Arbeitszeit gemeldet hätte. Die freie Gestaltung der Arbeitszeit erlaubt das gezielte Erleben von schönen Momenten, die Angestellte am Wochenende zu erhalten hoffen. Leben findet aber nicht nur an Wochenenden statt.

Engagement

Ohne einen von Innen kommenden Antrieb kann man kein Selbstständiger werden. Jemanden mit sachlichen Argumenten überzeugen zu wollen, dass Selbstständigkeit für ihn die bessere Wahl sei, klappt sicher nicht. Der Selbstständigkeit Anstrebende muss die feste Haltung mitbringen, der die Entscheidung vorausgeht, es versuchen zu wollen und dranzubleiben, egal, was da kommen mag. Selbstständige legen ihr Herz in eine Sache, weil sie wissen, dass ihr Erfolg von ihrem Engagement abhängt, das mitunter bis an die persönlichen Grenzen geht. Angestellte verkaufen demgegenüber im Wesentlichen bloß ihre Anwesenheitszeit.

Unsicherheit

Zur beglückenden Freiheit des Selbstständigen gehört zwangsläufig auch ein hohes Maß an Unsicherheit. Angestellte kommen demgegenüber morgens ins Büro und fügen sich in eine Routine ein. Beim Selbstständigen lässt sich nie voraussagen, wann und von wem welche Aufträge kommen, und wenn sie kommen, ob man dann wirklich in der Lage ist, sie auch auszuführen, ob die erzielbaren Honorare auch ausreichend sind etc. Wie geht man damit um? Eine Persönlichkeit mit hohem Grundvertrau­en, Optimismus und einer ordentlichen Portion Gelassenheit sind wohl entscheidende Voraussetzungen.

Disziplin

Ein Angestellter sieht sich in ein vorgegebenes System, in Abläufe und Hierarchien eingebunden. Seine Aufgabe ist es, in diesen Ordnungsrahmen zu funktionieren und die Vorgaben und Erwartungen seiner Vorgesetzten zu erfüllen. Der Selbstständige muss sich einen persönlichen und organisatorischen Ordnungsrahmen erst schaffen und ihn auch ständig seinen eigenen Erfordernissen und den Forderungen und Erwartungen seiner Kunden anpassen. Dazu gehört ein hohes Maß an Disziplin und die Bereitschaft, auf bisherige Gewohnheiten und vertraute Annehmlichkeiten zumindest eine Zeitlang zu verzichten.

Leistungsumfang

Angestellte und Selbstständige bringen gleichermaßen ihre Fähigkeiten und Erfahrungen in den Beruf mit. Während erstere danach trachten, sich in das betriebliche Umfeld gut einzufügen, Fehlendes zu lernen und sich langfristig auf einen Karriereweg einstellen, stehen Selbstständige vor der Aufgabe, die Probleme der potentiellen Kunden genau zu erkennen und das eigene Leistungsangebot darauf abzustimmen. Anstatt einer kontinuierlichen Weiterentwicklung ist hohe Flexibilität nötig, da jedes Projekt völlig andere Forderungen stellen kann. Und in vielen Fällen ist Arbeit gleichbedeutend mit bezahltem Lernen.

Vernetzung

Angestellte sind quasi automatisch in ein mehr oder weniger produktives Beziehungsgeflecht eingebunden, das sich Selbstständige erst allmählich zurechtknüpfen müssen. Genau diese vorhin erwähnten wechselnden Anforderungen machen es sinnvoll, sich möglichst zügig und aktiv ein berufliches Netzwerk von Partnern aufzubauen. Es kann hilfreich sein, sich dazu in Interessensvertretungen und anderen nützlichen Organisationen umzusehen, erfolgreiche Dauerbeziehungen entwickeln sich aber informell. Dazu muss die „Chemie“ stimmen und die Bereitschaft zu ausgleichendem Wechselspiel von Geben und Nehmen vorhanden sein.

Ihre Anmerkungen zum Thema sind willkommen!

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