Sonnek

(München) – „Auswüchse der E-Mobilität“ wäre ein ebenso passender Untertitel für die folgenden Gedanken. Denn der Schwerpunkt der Messe liegt zwar eindeutig in der Nutzung von Solarenergie für Gebäude, aber die E-Mobilität drängt sich auch hier ins Rampenlicht. Ganz einfach deshalb, weil unter Solarnutzung mittlerweile fast nur mehr von Fotovoltaik die Rede ist, der Solarthermie wird nur mehr eine Rolle als marginale Randerscheinung zugestanden. Und so kommen die Elektrovehikel mit ins Spiel, nicht zu Unrecht natürlich, wobei aber die Sinnhaftigkeit mancher Ausprägungen bezweifelt werden darf …

… denn angesichts der auf vielen Ständen der Messe präsentierten Artenvielfalt fühlt man sich an die Pionierzeit des Kraftfahrwesens erinnert: Auch damals blühte der Erfindergeist, der eine stattliche Zahl von Varianten der motorbetriebenen Fortbewegung mit sich brachte. Nach einer Marktbereinigung blieb von denen aber letztlich nur ein kleiner Kreis wirtschaftlich produzier- und absetzbarer fahrbarer Untersätze über. Genau am Beginn einer derartigen Phase scheinen wir derzeit zu leben, mit dem Unterschied allerdings, dass über der heutigen Szene kein Benzingeruch schwebt.

Ausgenommen sind hier nachdrücklich die seriösen Vorreiter der neuen Ära. Denn die Teslas etwa sind bereits beachtliche Player in der Automobilwelt, denen man nicht nur auf dem Messegelände begegnet, sondern schon in merklicher Anzahl in der freien Wildbahn des Straßenverkehrs. Als Blickfang auf einzelnen Messeständen sind sie aber nach wie vor beliebt, weil sie zu jener Sorte Elektroautos gehören, die wegen ihrer besonderen Form auffallen, wie etwa auch der BMW i3. Das gilt auch dann, wenn der Aussteller mit E-Mobilität direkt gar nichts zu tun oder auch nur im Sinn hat.

An der untersten Ebene elektrifizierter Bewegungsfreude finden sich alle Arten von tretrollerartigen Gebilden, die – sieht man etwa vom Segway ab – sehr oft an Schöpfungen kreativer Bastler erinnern oder an Gemeinschaftswerke von Abschlussklassen technikaffiner Lehranstalten, durchaus solide ausgeführt, aber mit beeindruckender Absenz jeglichen designbezogenen Feingefühls. Dann natürlich Fahrräder in jeglicher Konfiguration, die mangels sonstiger Besonderheiten wenigstens in schrillen Farben daherkommen müssen, um überhaupt noch auffallen zu können.

Überraschend zahlreich vertreten war auch die Gilde der so beliebten klassischen Motorroller! Die Vertreter dieser luftigen Fortbewegungsmittel waren aber fast allesamt in einer interessanten Sackgasse gefangen: Denn ob ihrer monotonen Gleichartigkeit erschienen die flotten Zweiräder dem Betrachter dem großen italienischen Vorbild nicht etwa nachempfunden worden zu sein, sondern man hatte sie von diesem geradezu sklavisch abgepaust! Mit dem Resultat, dass sie abgesehen von der Farbgebung nur am Namensschild unterschieden werden konnten.

Etwas entspannter wäre so gesehen die Lage bei den Motorrädern, die ja eine größere Formenvielfalt aufweisen und damit mannigfaltigere Kopiervorlagen abgeben könnten. Könnten, wie gesagt, denn wenn der charakteristische Motorblock wegfällt, dazu noch der Benzintank und natürlich auch die Auspuffrohre, bieten Akkus und E-Motor rein von der Formensprache her gesehen natürlich nur einen sehr dürftigen Ersatz. Irgendwie entsteht der Eindruck von optischer Kargheit. So ähnlich müssen die ägyptischen Kühe am Ende der siebenjährigen biblischen Hungersnot ausgesehen haben.

Ja, dann sind da noch Sonderfälle. Die Designer elektrischer Gefährte müssen einen Narren an allem gefressen haben, was sich mit drei Rädern ausstatten lässt. Daraus entwickelten sich wandelnde Machbarkeitsstudien. Da ist der Tripl, der aussieht, als würde er einen umgelegten Kühlschrank vor sich herschieben, der von vorne gesehen an einen schielenden Wal erinnert. Wahrscheinlich kann er etwas transportieren. Oder da sind Arten von Rikschas, in Ausführungen entweder zum Lastentransport oder mit geschwungenem Dach für Passagiere, die auch hierzulande asiatisches Flair nicht missen wollen.

Natürlich gibt es Ähnliches auch in vierrädriger Ausstattung, auf ein Rad mehr solls nicht ankommen. Etwa eine Kategorie Selbstbeweger, die so wirken, als hätten die Geräte aus dem Fitness-Center Räder bekommen, damit sie auch einmal ins Grüne fahren können. Mitsamt ihren Kunden natürlich, die sich derweil weiter plagen können, im Erschöpfungsfall aber E-Power aktivieren dürfen. Oder aber Vierradler, die der Kreuzung eines Quads mit einem Motorroller entsprungen sein müssen. Jede Menge Erstaunliches also für den Betrachter, der Peinliches wie Preis und Lieferzeit gar nicht erst wissen will.

Last but not least die richtigen Autos, PKWs also. Von Tesla war schon die Rede. Hier wurde Grundsätzliches überlegt, Akkus im Fahrzeugboden, Kofferraum statt Motorraum etc. Andere Hersteller taten sich da schwerer. Die hatten zwar mehr Zeit, etwa zum Abkupfern oder gar Nachdenken, aber sie blieben bei ihren Gewohnheiten. Motorraum bleibt Motorraum, jetzt halt elektrisch, das Übrige kann man so lassen, wie man es als Hersteller gewohnt ist. Nur teurer wird halt jetzt alles. Hm. Könnte man hierhin nicht ein bissel was von dem Ideenreichtum transferieren, der für all die Sondergefährte gebraucht wird, die sicher nie sonderlich viel Bedeutung haben werden?

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