Sonnek

Frage

Außer einer ausführlichen Selbstbeurteilung und der sorgfältigen Erforschung der Marktbedingungen hat ein Aspirant auf die Selbstständigkeit als geistiger Dienstleister noch eine dritte wichtige Voraussetzung zu beachten: Um erfolgreich starten zu können braucht er eine Vorstellung davon, welchen neuen Beitrag – oder um einen populären Ausdruck zu gebrauchen: welche Innovation – er seinem Berufsfeld bringen wird. Denn es hätte wohl wenig Sinn, künftige Mitbewerber bloß kopieren und ihnen damit hinterherhecheln zu wollen. Hinter dieser Forderung stehen zwei Überlegungen.

Die erste besteht darin, dass wenig oder gar keine Chancen auf Erfolg dort zu erwarten sind, wo alle anderen tätig sind und die zweite darin, dass man langfristigen Erfolg nur aus eigenem kreativen Antrieb heraus erreichen kann und nicht aus dem Nachäffen anderer. Gesucht werden Originale und nicht Kopien, das gilt für das Geschäftsleben genauso wie für die Kunst. Aus diesen beiden Eckpunkten heraus wird auch sofort sichtbar: Geld verdienen zu wollen ist allein zu wenig an Motivation, auch wenn nebenbei bemerkt jeder Selbstständige sich möglichst rasch zu einem guten Kaufmann entwickeln sollte.

Leistungsportfolio und Zielgruppe

Eine Abgrenzung im zukünftigen Wettbewerb kann nur dann gelingen, wenn Gewissheit darüber besteht, welche Leistungen man erbringen kann und auch möchte. Genauso muss aber geklärt sein, welche Leistungen man nicht erbringen kann oder will, aus welchen Gründen auch immer, insbesondere aber unter dem Gesichtspunkt, ob sie starke Konkurrenz stehen und daher geringe wirtschaftliche Ertragskraft versprechen. Aus dieser Abgrenzung ergibt sich ein erster Rahmen für ein potentielles Leistungsportfolio. Sollten sich später neue Aspekte ergeben, lässt sich dieser Rahmen beliebig erweitern oder aber auch verkleinern.

Untrennbar mit der Erstellung eines Leistungsportfolios verbunden ist die Entscheidung darüber, welche Zielgruppe nun als Auftraggeber angepeilt werden kann und soll. Und auch wieder ist festzulegen, welche nicht. Ein künftiger Berater wird beispielsweise etwa allein schon wegen seiner Honorarhöhe Private als Kunden ausschließen, da diese seine Leistungen nicht richtig einschätzen und daher auch nicht entsprechend honorieren wollen oder können. Die Zielgruppe ist auch hier wieder als erster Rahmen zu verstehen, in der Praxis wird man sich anfangs nicht immer an die selbstgewählte Eingrenzung halten, insbesondere wenn man vielleicht auf jeden Auftrag angewiesen ist.

Originalität und Bedeutung

Langer Atem muss ein Selbstständiger mitbringen, bis sich nachhaltiger Erfolg einstellt. Den wird aber nur haben, wer mit ganzem Herzen bei der Sache ist, was wiederum bedingt, dass aus tiefer eigener kreativer Energie geschöpft werden kann. Die aber stellt sich nur dann ein, wenn man ein gedankliches, im Inneren tief verwurzeltes Bild hat von einem wünschenswerten Endergebnis der eigenen Bestrebungen. Manche nennen es eine Vision, Tatsache ist, dass sich eine Triebkraft für unser Tun nur dann einstellt, wenn wir uns davon eine Befriedigung für jene Bedürfnisse versprechen, die weit über das bloß Existenzsichernde hinausgehen.

Es ist vielleicht nicht nur das Streben nach Anerkennung von Seiten der zufriedenen Kunden, sondern auch der Wunsch, positive Veränderungen zu bewirken und damit rückblickend etwas Bedeutsames zu hinterlassen. Etwas, das nicht nur über das Ego hinausgeht, sondern auch einen nachhaltigen Dienst für Mitmenschen, ja wenn möglich für große Teile der Gesellschaft mit sich bringt. Denn bekanntlich geht es meist nur in der ersten Lebenshälfte um Erfolg, in der zweiten sucht man nach Bedeutung, und die kann man nicht in den eigenen Augen erlangen, sondern die wird – so vorhanden – von den Mitmenschen bescheinigt.

Und nochmals: Dienen kommt vor Verdienen

All die Ausführungen von vorhin mögen philosophisch oder gar abstrakt klingen, haben aber einen ganz praktischen Hintergrund. Nämlich den, dass nur der gut verdient, der vorher gut dient. Gut dienen kann aber nur, wer um die Nützlichkeit seiner Arbeit weiß und sie mit Begeisterung betreibt, auch wenn er manchmal Durststrecken durchtauchen muss. Fehler und Unzulänglichkeiten ziehen ihn nicht zu Boden, sondern lassen ihn lernen, was er besser machen kann. Die guten Rückmeldungen seiner Kunden sind ihm Bestätigung, seinen Weg weiter zu gehen.

Wer seine Leistung stets zum Besseren hin ausrichtet und versteht, wer seine Zielgruppe ist und was sie braucht, wer seine Arbeit aus der eigenen Originalität heraus betreibt und von ihrer Bedeutung überzeugt ist, wird vielleicht manchmal erschöpft sein, mit Sicherheit aber nie die in ein Gefühl der Sinnlosigkeit schlittern, die zu Burnout und Selbstaufgabe führt. Er wird sich vielmehr immer wieder an seiner wahren Berufung aufrichten, die ihm Sinn und Auftrag für sein Arbeitsleben ist.

Antworten

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