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Achtung, die Fragestellung lautet nicht: “Was macht einen guten Sachverständigen aus?“ Im „Wer?“ liegt ein großer Unterschied. Hier geht es darum, dass für einen bestimmten Anlass ein guter Sachverständiger gesucht wird. Man kann dazu in Sachverständigenlisten recherchieren – etwa in denen der der Justiz. Mehr geschätzt sind aber persönliche Empfehlungen. Wen fragt man? Natürlich zuerst einmal Leute aus seinem Umfeld. Richter fragen Kollegen, Anwälte ihresgleichen. Namen werden genannt, Eigenschaften erörtert. Erhebt sich die Frage: Wer bestimmt eigentlich, wer ein guter Sachverständiger ist?

Ehemalige Auftraggeber entscheiden

Einfache Antwort: Der ehemalige Auftraggeber durch den Grad seiner Zufriedenheit. Zufriedene Kunden oder Klienten, seien es Abteilungsleiter oder Projektmanager aus der Industrie oder sonstigen Institutionen, seien es Richter, Anwälte oder andere Verfahrensbeteiligte, sie bestimmen letztlich, ob ein Sachverständiger gute Arbeit geleistet hat und ob er damit auch ein guter Sachverständiger war und auch nach wie vor als solcher gesehen wird und dementsprechend auch weiterzuempfehlen ist. Letzteres ist entscheidend!

Mit alledem ist natürlich nicht gesagt, dass die Beurteilung der eigenen Arbeit durch den Sachverständigen belanglos ist, ganz im Gegenteil! Der Sachverständige muss den höchstmöglichen Qualitätsstandard anstreben, in jedem Schritt seiner Arbeit und ohne Kompromisse, er ist gefordert, sich eigene Richtlinien zur Bestleistung aufzuerlegen. Jedoch nach der zeitgemäßen Sicht von Qualität besteht letztere in erster Linie darin, dass der Kunde mit ebendieser Leistung zufrieden ist.

Parallelen aus der Arbeitswelt

Parallelen dazu gibt es in anderen Bereichen des Wirtschaftslebens. In einem Unternehmen, einer Organisation oder im eigenen Betrieb stellt sich in gleicher Weise die Frage: Was ist eine gute Leistung? Was ist ein guter Mitarbeiter? Sehr oft hört man von Bewerbern, sie seien exzellent, doch ihre vergangenen Chefs hätten ihre Leistung nie richtig erkannt. Heiko Mell, der langjährige und vielgelesene Karriereberater der VDI-Zeitschrift, der mit Eigenheiten von Organisationen und ihren Systemen bestens vertraut ist, hat dazu prägnante Anmerkungen gemacht:

Chefs müssen keineswegs fachlich besser sein als ihre ‚Untergebenen‘. Ein guter Mitarbeiter ist laut System jemand, den sein Vorgesetzter dafür hält, damit ist auch eine gute Leistung eine, der Vorgesetzte dafür hält. Ich kann z. B. ein Auto weder konstruieren noch zusammenbauen – aber ich bin der Käufer, für mich ist es gemacht und ich allein entscheide, ob es gut ist! Sonst kaufe ich es nicht, und die Leute dort können ihre Fabrik einmotten. Das System sieht das vor – wer die Regel nicht akzeptiert, soll das Spiel nicht spielen und etwas anderes tun. Und die „Käufer“ ihrer Arbeitskraft sind ihre Vorgesetzten.“ (VDI-Zeitung, 20.04.2016, S. 36)

Wer ist ein guter Sachverständiger?

In Anlehnung an das vorher Gesagte kann man darauf antworten: Ein guter Sachverständiger ist jemand, den der potentielle Auftraggeber (das Gericht, die Behörde, der Private) dafür hält! Nicht einer, der sich selbst dafür hält und auch nicht einer, den die Kollegen dafür halten (obwohl das natürlich sehr positiv zu sehen ist), sondern entscheidend ist das Bild beim vergangenen Kunden und – bei Mundpropaganda – das Bild beim künftigen Kunden. Denn schließlich sind auch nur von positiv gestimmten Interessenten künftighin Aufträge zu erwarten.

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