Sonnek

Befund

Ein junger Kandidat hat sich für die Prüfung zum Gerichtssachverständigen angemeldet und erfährt im Vorbereitungskurs Grundlegendes über die Aufgaben, Rechte und Pflichten seiner künftigen Tätigkeit. Er wird mit einer Vielzahl von Informationen gefüttert und mit zahlreichen neuen Begriffen konfrontiert, die er wie Bausteine in das Gedankengebäude seines neu entstehenden Wirkungsbereichs einzufügen bemüht ist. In seinem Fachgebiet ist er hochqualifiziert, aber die Praxis des Sachverständigen ist ihm naturgemäß völlig fremd. Seine Prüfung wird er antreten mit – hoffentlich richtigem – Wissen, aber ohne Können.

Es ist leider eine Eigenschaft unseres gesamten Bildungswesens – vielleicht mit Ausnahme der Bereiche dualer Ausbildung – dass man Wissen vermittelt, dann aber der Lernende in der praktischen Anwendung und Umsetzung zumeist allein gelassen wird. Der nun frisch in die Sachverständigenliste Eingetragene steht vor demselben Problem. Wie aber wird er nun zum erfolgreichen Praktiker? Welchen Rat kann man einem Neuling geben? Welche Lehren lassen sich aus der eigenen Erfahrung ziehen? Welche Entwicklungsschritte hin zum erfolgreichen Experten hat ein Neuling zu beachten? Dazu ein paar Anhaltspunkte.

1. Eine Entscheidung treffen

Wir haben die Entwicklung unserer Fähigkeiten und Fertigkeiten – unseres gesamten menschlichen Potentials – in unserer Hand. „Whether you believe you can do a thing or not, you are right”, soll Henry Ford einmal gesagt haben. Auch für Sachverständige gilt das. Nicht in dem Sinn, dass wir überheblich und leichtsinnig werden, sondern unsere Gaben als Aufgaben verstehen und das Beste aus ihnen machen. Ein gut austariertes Selbstwertgefühl ist dafür in der gesamten Sachverständigenlaufbahn unbedingte Voraussetzung, wenn man Klienten bestmöglich dienen und damit auch langfristig erfolgreich sein will.

2. Einen Lehrer finden

Außerhalb des gängigen Bildungsbetriebs wird man wahrscheinlich nur sehr selten jemanden finden, der direkt aus seiner beruflichen Tätigkeit heraus jemandem außerhalb als Lehrer, Trainer oder Coach zur Verfügung steht. Trotzdem kann man sich an solche Personen wenden und ihnen zumindest Fragen stellen – wohl nur selten wird ein Neuling abgewiesen werden. Auch eine Einladung zu einem gemeinsamen Arbeitsessen könnte ein guter Weg sein, dauerhaften Kontakt zu einem Vorbild zu bekommen. Hilfreich kann es auch sein, Gutachten anderer Sachverständiger zu studieren und das Beste daraus in die eigene Arbeit zu übernehmen.

3. Sich fordern und fördern

Wer sich allmählich in seinem Fach etabliert und ein scheinbar behagliches „Plateau“ erreicht hat, läuft Gefahr, in der Mittelmäßigkeit zu verharren und auch in seinem Einkommen nicht über ein Mittelmaß hinauszukommen. Wenn sich Routine einschleicht und Bequemlichkeit breitmacht, ist Gefahr im Verzug. Denn wer stehen bleibt, fällt zurück. Fortbildung und Weiterbildung sollte in keiner Phase des Berufslebens fehlen. Um weiterzukommen, muss man sich bewusst aus dem Alltagsgeschäft herausnehmen und in die unbehagliche Lernzone eintreten, sich ambitionierte Ziele setzen und zu neuen Ufern aufbrechen. Nur dort kommen wir beruflich weiter.

4. Bestleistungen anstreben

Wer sich permanent fordert und fördert, schafft sich Vorsprung und damit die Möglichkeit, zu den Besten und damit zu den gesuchten Experten zu gehören. Dabei ist zu beachten, dass nicht die Menge an geleisteter Arbeit für langfristigen Erfolg entscheidend ist, sondern deren Qualität! Jeder Sachverständige ist gut beraten, eine – seine – fachliche Nische zu finden, in der er als erste Adresse gilt und auch von seinen Fachkollegen als Spitzenkapazität anerkannt wird. Dass es nicht einfach ist, an der Spitze zu bleiben, wissen wir von Spitzensportlern. Aber der Lohn der Anstrengung besteht in der Gewissheit, aus seinen Möglichkeiten das Beste gemacht und damit vielen Menschen gedient zu haben.

Haben Sie Anmerkungen zum Thema? Ich freue mich über Ihre Reaktion!

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