Sonnek

Hysterie

Kommt mir doch diese Woche ein Brief einer lobenswerterweise im Verkehrswesen sehr engagierten Organisation ins Haus mitsamt schreiender Aufschrift „Weiter mit Vollgas in die Klimakatastrophe?“ gleich neben dem Adressenfenster, darüber rauchende Auspuffrohre mit knalliger Prozentzahl als Hinweis auf den Anstieg der „Treibhausgas-Emissionen“ und auf der Rückseite die bange Frage „Werden wir in Zukunft noch mobil sein können?“ Im Brief ist die Rede vom „Klimaverträglichen Personenverkehr“ und dass der Verkehr enorme Wachstumsraten beim Erdölverbrauch hat und das Klima gewaltig anheizt …

Wer nicht schon jetzt einen kräftigen Schweißausbruch wegen des angeheizten Klimas bekommen hat, dem wird sicher spätestens dann schwummelig werden, wenn er den abgebildeten Zeitungsausschnitt aus dem „Standard“ vom 4. März 2017 erblickt, mit der Schlagzeile „1200 vorzeitige Todesfälle in Europa durch VW-Abgastricks“. Auch wenn jetzt nicht klar ist, was die vorzeitigen Todesfälle mit dem Klima zu tun haben, es klingt jedenfalls dramatisch.

Ironie beiseite. Uns ist klar, dass unsere Reserven an konventionellen Brennstoffen – Kohle, Erdöl und Gas – allmählich sinken und neue Wege der Energienutzung begangen werden müsssen. Uns ist ebenso klar, dass steigende Emissionen für die Umwelt belastend und für Menschen schädlich sind. Aus diesen Emissionen aber gleich eine Klimakatastrophe herleiten zu wollen geht schlicht zu weit und ist unverantwortlich. Wir müssen ein paar Dinge fein säuberlich auseinanderhalten:

Klimawandel

Einen natürlichen Klimawandel mit verschiedenen Zyklen hat es immer gegeben und wird es geben, solange die Erde besteht. So wissen wir, dass im Mittelalter in heute unwirtlichen Gegenden Wein angebaut wurde und das demnächst dort wieder möglich sein wird. Wir haben auch im Schulunterricht gelernt, dass Grönland von Grünland kommt, weil im Mittelalter zumindest ein Landstrich an der Südküste recht lebenswert war, der heute total unter Eis liegt und andere Tatsachen mehr. Menschen waren immer in der Lage, sich den Gegebenheiten ihrer Umwelt auf hervorragende Weise anzupassen.

Treibhausgase

Unsere Atemluft ist hauptsächlich aus Stickstoff und Sauerstoff zusammengesetzt. Daneben gibt es noch geringere Mengen anderer Gase, wovon in den letzten Jahrzehnten Kohlenstoffdioxid (oder Kohlendioxid, CO2) in den Mittelpunkt des Interesses gerückt ist, weil dieser Gasanteil deutlich messbar gestiegen ist. Dieser Anstieg wird auch für die in der Atmosphäre in den letzten Jahrzehnten festgestellte Temperaturerhöhung verantwortlich gemacht, weil beide Entwicklungen parallel laufen. In der Folge hat man das Kohlendioxid, das ein unverzichtbarer Bestandteil des menschlichen Lebens darstellt, zum „Treibhausgas“ geadelt.

Klimamodelle

Wissenschaftler versuchten mit Hilfe einer Vielzahl von Klimamodellen herauszufinden, wie sehr sich der Anstieg des Kohlendioxidgehalts auf einen weiteren Anstieg auswirken kann, wobei man davon ausgeht, dass weitgehend dessen Absorptionsfähigkeit für von der Erde abgegebene Wärmestrahlung für die Temperaturerhöhung verantwortlich ist. Diese Wärmeabstrahlung kann nach dieser Erklärung nicht in das All abgehen und erwärmt die Erdatmosphäre. In den letzten Monaten sind wissenschaftlich begründete Publikationen erschienen, die zu Vorsicht im Hinblick auf die Rolle des Kohlendioxids als Treibhausgas und somit Wurzel allen Übels mahnten. Noch ist keineswegs sicher, dass die Korrelation (also das Gleichlaufen von CO2- und Temperaturanstieg) gleichbedeutend sind mit Kausalität (also dass der Anstieg des Gases die Temperaturerhöhung bewirkt). Darüber hinaus wurde davor gewarnt, die Berechnungsergebnisse aus Klimamodellen als Grundlage für politische Entscheidungen heranzuziehen.

Es gilt also trotz bisweilen hitziger Debatten kühlen Kopf zu bewahren: Das Klima ändert sich, aber ob und wie weit der CO2-Anstieg dafür verantwortlich ist, ist durchaus strittig. Vielleicht wissen wir bald mehr. Bis dahin ist jeder Verweis auf eine zu erwartende „Klimakatastrophe“ pure Effekthascherei. Und nur zu oft wirkt eine scheinbare Betroffenheit wie ein willkommenes Mäntelchen zur Durchsetzung eigener Interessen und vielleicht auch guter Geschäfte im Hintergrund.

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