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Zukunft

Wie wird sich die Rolle des freiberuflichen oder des selbstständigen Experten ändern? Wie wird sich ihre Tätigkeit entwickeln? Welche Herausforderungen sind zu erwarten? – Es wäre vermessen, davon auszugehen, dass zwar rundherum sich alles wandelt, aber ausgerechnet etwa für Freiberufler alles beim Alten bliebe. Denn zwei Trends zeichnen sich ab: Einerseits wird die Digitalisierung die Arbeitsweise mehr beeinflussen, als uns heute noch bewusst ist und zweitens wird der Zug der EU-weiten Liberalisierung allmählich alle freiberuflichen Tätigkeiten erfassen, mit dem Ziel, sie zugänglicher – sprich: billiger – zu machen.

Die Wissenschaft ist am Thema dran!

Mit den einleitenden Fragen beschäftigt sich mittlerweile auch die Wissenschaft sehr eingehend und deren Erkenntnisse sind einer näheren Betrachtung wert. So haben die britischen Autoren Richard und Daniel Susskind in ihrem Werk „The Future of the Professions – How Technology Will Transform the Work of Human Experts“ (Frei übersetzt etwa: „Die Zukunft der Freien Berufe – Wie Technik die Arbeit von Experten verändern wird“) einige Thesen aufgestellt, die – gelinde gesagt – sehr provokant sind.

Praktisches Wissen aus dem Computer

Die Hauptaussage besteht darin, dass die Entwicklung der Informationstechnologie im Zusammenspiel mit einigen Voraussetzungen (etwa künstliche Intelligenz, „Big Data“ etc.) bereits heute so weit fortgeschritten ist, dass entsprechend mächtige Computer (etwa „Watson“ von IBM) in der Lage sind, nicht nur theoretisches, sondern auch praktisches Wissen weiterzugeben, und das auf für den Laien verständliche Weise: Auf in normaler in Umgangssprache eingegebene Fragen antwortet die Maschine ebenso in Umgangssprache.

Der Experte ist nicht mehr Torwächter des Wissens

Die Autoren gehen davon aus, dass diese heute noch sehr begrenzt verfügbare praktische fachliche Wissensressource in spätestens vier bis fünf Jahren jedem Handy-Besitzer zugänglich sein wird. Derzeit wird intensiv daran gearbeitet, über Algorithmen praktisches Wissen aus allen denkbaren Wissensfeldern wie Medizin, Recht, Steuern, Architektur usw. in großem Umfang zu erfassen und aufzubereiten. In letzter Konsequenz – so die drastische Schlussfolgerung der Autoren – wird damit der Experte, der bislang als Torwächter zu derartigem Wissen fungiert, umgangen und damit überflüssig.

Eine neue Art Auskunftsperson

Selbstverständlich wird nicht jeder Ratsuchende auf diese Weise auf alle Probleme die richtigen Antworten bekommen, er braucht höchstwahrscheinlich unterstützende und erläuternde Hilfe. Vermittelnde Personen mit solidem Grundwissen – aber mit wesentlich geringerer Qualifikation als der Experte („Para-Professionelle“) – werden mit ihren Leistungsangeboten ausreichen, um einem Laien dieses Wissen aufzubereiten. Das eine derartige direkte Wissensvermittlung billiger sein muss als der Einsatz eines „teuren“ Experten, leuchtet ein.

Der niedrige Preis ist dem Kunden wichtig

Dazu kommt noch, dass viele Faktoren, die Freiberufler als unabdingbar für ihre Leistungserbringung und damit als Grund für ihre Sonderstellung in Wirtschaft und Gesellschaft erachten, nach Ansicht der Autoren obsolet geworden sind: Charakteristische Wesensmerkmale des Freiberuflers wie etwa persönliche Leistungserbringung, Vertrauen in die Lösungskompetenz, Zuwendung und Verständnis sind dem informationssuchenden Kunden zumeist dann unwichtig, wenn er die Leistung dafür preisgünstiger bekommt.

Experten bleiben, es werden aber weniger

Trotz all dieser Entwicklungen sind für die Autoren der Freiberufler, der Experte, der Sachverständige deshalb noch keine Auslaufmodelle. Es wird diese Personengruppen wohl immer geben. Aber von der „alten Art“ Experten werden wesentlich weniger benötigt werden und diese wenigen Experten werden ihre Tätigkeiten auf jene schwierigen und komplexen Fälle konzentrieren müssen, deren Lösung Menschen vorbehalten ist oder in denen die Aktivität von Menschen bewusst erwünscht ist.

Wie werden Experten zukunftsfähig?

Indem sie sich aus dem Mittelmaß herausbewegen, auf ihre ureigensten persönlichen Stärken konzentrieren und diese auf höchste Qualität ausbauen. Zugleich werden sie jene Tätigkeiten, die andere besser, schneller und billiger machen können, rigoros an diese Personen auslagern nach dem Motto „Do what you do best and give away the rest!“ Dass dafür weitgespannte Netzwerkbeziehungen von Vorteil sind, ist offensichtlich. Wahre Experten werden zudem alles daransetzen, dass ihr Praxiswissen aktuell bleibt, dass sie über hervorragende soziale Kompetenz verfügen und dass sie Alleinstellungsmerkmale besitzen, die sie zur ersten Adresse in ihrem Arbeitsfeld machen.

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