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Blitz

Nicht immer verläuft der Weg zum Gutachten auf geraden Pfaden. Manchmal sind Schwierigkeiten zu überwinden, die eine scheinbar einfach zu lösende Aufgabenstellung zu einem unerwarteten Hindernislauf werden lassen. Jeder schon länger tätige Sachverständige hat wahrscheinlich eine Sammlung davon. Ein besonderes Trainingsfeld dafür sind die örtlichen Befundaufnahmen. Hier braucht es oft ein besonderes Maß an Umsicht, Geduld und Gelassenheit, bis Sachverhalte erkundet werden können, ohne die eine Antwort auf die Fragen des Auftraggebers schlicht nicht möglich ist.

Die Hemmnisse lassen sich im Wesentlichen in drei Kategorien einteilen: Entweder sind sie besonderen örtlichen Umständen geschuldet, des Weiteren können sie mit zeitlichen Problemen zu tun haben oder aber sie sind – was eher selten vorkommt – finanzieller Natur. In der Mehrzahl der Fälle findet man eine Kombination aus den beiden ersten. Nachstehend einige kleinere Beispiele aus meiner Praxis der letzten Wochen.

Beispiel Solaranlage

Ein besonderes „Lieblingskind“ sind Solaranlagen deshalb, weil sie naturgemäß vorzugsweise auf Dächern montiert sind schwer zugänglich sind:

Eine große Solaranlage auf dem Blechdach eines Hotels ist im Winter nicht zugänglich und auch nicht bei oder nach Regen, weil das Blechdach zu einer unkontrollierten Rutschbahn wird und selbst mit Sicherung zu gefährlich zu besteigen ist. Das Gerichtsverfahren wird bis ins Frühjahr ruhend gestellt.

Auch dann wird ein Termin, den man wenigstens zwei Wochen vorher festlegen muss, weil ja alle Parteien und deren Vertreter anwesend sein sollen, wollen oder müssen, zum Glücksfall, weil das Wetter mitspielen muss. Zudem ist die Anlage nur über das Zimmer eines Gastes  zugänglich, den es rechtzeitig zu evakuieren gilt.

Die Sache klappt letztendlich gerade noch, weil der gemäß Wetterprognose heranziehende Regen sich zum Glück mehr Zeit gelassen hat als erwartet. Ein Stein fiel vom Herzen, weil der Anfahrtsweg von über zweihundert Kilometern nicht nochmals angetreten werden musste…

Beispiel Mehrfamilienhaus

Überall dort, wo man mit mehreren auch indirekt betroffenen Personen zu tun hat, wird die zeitliche Koordination oft zum Problem:

In einem älteren Mietobjekt soll an der Wasserleitung nach langem Hin und Her eine Druckprobe durchgeführt werden. Aus den Ausführungen in den Gerichtsunterlagen heraus wird erwartet, dass sich darin drei Mietwohnungen befinden.

Die Hausverwaltung wird ersucht, sicherzustellen, dass in den Wohnungen innerhalb eines  Zeitraumes von einer Stunde kein Wasser verbraucht wird. Zudem wird ein Installateur hinbestellt, der die Druckprüfung durchführen soll. So weit, so gut.

Vor Ort stellt sich heraus, dass besagte Wasserleitung im gegenständlichen Objekt und in angrenzenden Gebäuden etwa zwanzig Wohnungen versorgt. Von den Bewohnern wurde durch die Hausverwaltung offensichtlich niemand verständigt. Im Raum mit dem Wasseranschluss stehen mittlerweile vier Installateure praktisch tatenlos herum, weil der Hausverwalter zwar niemand verständigt, dafür aber auch einen Installateur herbestellt hatte. Befundaufnehme abgebrochen, neuer Termin frühestens erst in einem Monat möglich.

Beispiel Industrieanlage

An einer weitläufigen und aufwändigen Industrieanlage wird mit einem Kollegen eines anderen Fachgebiets eine gerichtliche Beweissicherung vorgenommen. Angesichts der davon betroffenen hohen Werte erfolgt sie natürlich unter den Argusaugen der betroffenen Parteien und deren Rechtsvertreter.

Soweit also alles Routine, wir sind aus jahrzehntelanger Erfahrung heraus penibles Arbeiten gewohnt. Allerdings stellt sich ein gravierendes Problem: Aus Gründen des Explosionsschutzes, der an der Anlage höchste Priorität hat, ist das Fotografieren unter Zuhilfenahme mitgebrachter Kameras strengstens untersagt. Lichtbilder dürfen nur mittels einer beigestellten Kamera gemacht werden, die den strengen örtlichen Auflagen genügt.

Diese Kamera verfügte aber erstens weder über Weitwinkel noch Zoom und zweitens besaß sie eine äußerst geringe Auflösung. Als nach einiger Zeit die aufgenommenen Lichtbilder einlangten, war die Frustration groß: Mühsam abgelichtete Typenschilder oder Plandarstellungen waren unleserlich, wichtige oder interessante  Details waren nicht zu erkennen…

Eine abschließende Bemerkung: Die genannten Beispiele entsprechen zum Glück nicht dem Regelfall, sondern es handelt sich dabei eher um Ausnahmen. Die meisten Befundaufnehmen lassen sich gut vorbereiten und verlaufen eher unspektakulär.

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