Sonnek

Dämmung

Für Versuchszwecke war vor vielen Jahren ein Wohnzimmer um einen leichten Holzriegelbau erweitert worden. Die südöstlich orientierte Wand war mit transparenten Stegplatten verkleidet. Dahinter befanden sich teilweise flache Kollektoren mit Speichertanks und teilweise händisch bewegliche Dämmelemente, die man an sonnigen Wintertagen entfernen konnte. Gemessen an üblichen Standards war die Wand grottenschlecht – stellenweise fast gar nicht – gedämmt und zudem stellenweise undicht. Vor einigen Jahren wurde die Wand dann endlich mit „ordentlicher“ Wärmedämmung versehen. Mit unangenehmen Folgen.

Bauphysikalisch mickriger Raum mit hohem Wohnwert

Zweifelsohne war der ursprüngliche und aus thermischer Sicht mickrige Wandaufbau nicht auf der Höhe der Zeit, was bauphysikalische Anforderungen betrifft. Vermutlich waren die Wärmeverluste in der Nacht und an sonnenlosen Tagen recht hoch. Andererseits waren aber auch die solaren Gewinne beträchtlich und der Wandaufbau hatte durchaus seine Meriten: Sobald an einem Wintertag die Sonne schien oder wenigstens durchschimmerte, wurden die Dämmpaneele entfernt und das dadurch helle und warme Wohnzimmer war der bevorzugte Aufenthaltsort der Familie. Immer gemütlich, auch wegen der angenehm temperierten Fußbodenheizung in diesem Bereich.

Bauphysikalisch korrekter Raum mit Behaglichkeitsverlust

Umso bemerkenswerter war die Änderung der geschilderten Situation nach der erfolgten „Modernisierung“ und dem Einbau einer starken Wärmedämmung nach Stand der Technik in die Südwand. Das Wohnzimmer war plötzlich deutlich kälter als zuvor. Und es gab keine Möglichkeit zur Aufhellung im Wohnzimmer, wenn draußen die Sonne schien, denn die neue Wärmedämmung war ja wie halt üblich starr in die Wand eingebaut. Man musste sich eingestehen, dass das Wohnzimmer durch diese Starre und die subjektiv empfundene Kühle trotz Sonnenschein deutlich an Wohnqualität eingebüßt hat.

Keine Energieeinsparung trotz besserer Wärmedämmung!

Nach drei Wintern ist noch dazu eine gewisse Ernüchterung eingetreten, was die Sinnhaftigkeit der ganzen Verbesserungsmaßnahme betrifft. Denn auf den Energieverbrauch hat sich die Verstärkung der Wärmedämmung erstaunlicherweise nicht ausgewirkt, Einsparungen an Heizenergie waren nicht feststellbar. Vielleicht wurden die geringeren Wärmeverluste der neuen Wandkonstruktion durch die im Vergleich zur alten Wandkonstruktion verminderten Wärmegewinne egalisiert. Jedenfalls kann man angesichts dieser Ergebnisse nicht behaupten, dass das Anbringen von Wärmedämmungen immer und allen nützt, außer allen Herstellern natürlich.

Einfach zum Nachdenken

Aus der genannten Erfahrung heraus stellen sich generell folgende weiterführende Fragen: Ist das Dämmen von nach Süden ausgerichteten Wänden in Wohngebäuden überhaupt notwendig und sinnvoll? Spielen da bei möglicher Nutzung der Solarwärme nicht dynamische Effekte eine Rolle, die durch eine Wärmedämmschicht „abgeblockt“ werden? Vermindern oder verhindern diese südseitigen Dämmungen mögliche Einsparungen durch Wärmegewinne? Gibt es wissenschaftliche Untersuchungen dazu?

Über Hinweise und Reaktionen würde ich mich sehr freuen!

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