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Fehler

Eine Erfahrung aus der Schulung von Sachverständigen ist die, dass Empfehlungen und Tipps gerne angenommen werden, solange es darum geht, Gutachten schneller, sicherer und besser zu erstellen. Das große Gähnen tritt aber dann ein, wenn die Person des Sachverständigen zur Sprache kommt. Fragt man aber Leute, die es wissen müssen, also Betroffene wie Richter, Anwälte oder andere Auftraggeber, entfaltet sich eine gegenteilige Sicht: Selbstverständlich werden an ein Gutachten hohe Anforderungen gestellt, aber der nachhaltige Erfolg des Sachverständigen hängt in erster Linie von seiner Persönlichkeit ab.

Es gibt so etwas wie eine Nagelprobe für jeden Sachverständigen: Die Erörterung eines Gutachtens vor Gericht. Richter und Verfahrensbeteiligte wollen dazu Genaueres wissen, kritische Fragen kommen vor allem von denen, die im Gutachten nicht so gut wegkommen. Hier kann sich der Sachverständige nicht hinter seinem Schreibtisch verschanzen und seine Erkenntnisse gebührender sorgfältiger Abwägung und in die Tastatur seines Notebooks fließen lassen. Nein, er hat unmittelbar Rede und Antwort zu stehen.

Selbstverständlich werden Fragen üblicherweise vorab übermittelt und der Gutachter kann sie wohlüberlegt und schriftlich ausarbeiten. Er muss aber genauso in der Lage sein und wird auch gefordert, unter Zeitdruck und aus dem Stand auf Zwischen- oder Ergänzungsfragen einzugehen und sie fundiert und treffend zu beantworten.

Und hier liegt der Angelpunkt des Erfolges für einen Gutachter oder Sachverständigen. Was wirklich wiegt, sind drei Eigenschaften und Verhaltensweisen, die er haben sollte:

  1. 1. Er besitzt eine ausgewogene und in sich ruhende Persönlichkeit

Menschen, die im Zentrum ihrer Berufung leben, wissen um ihre Kompetenz, aber auch um ihre Grenzen. Sie können Fehler zugeben, Kritik nicht nur vertragen, sondern annehmen, wenn sie berechtigt ist. Sie sind aber auch dann gelassen, wenn sie ungerecht behandelt werden, wenn ihnen unlautere Absichten unterstellt werden oder gar Befangenheit vorgeworfen wird. Sie mögen Menschen und versuchen immer, unaufgeregt und sachlich zu bleiben. Sie wissen sich zu wehren, ohne zu verletzen.

  1. 2. Er beachtet die Goldene Regel

Die Goldene Regel zu beachten bedeutet schlicht, den Anderen so zu behandeln, wie man selbst gerne behandelt werden möchte. Es ist wenig zielführend, in harten sachbezogenen Auseinandersetzungen von der fachlichen Ebene in die persönliche zu wechseln, Menschen zu beleidigen oder auch nur Groll gegen sie zu hegen. Man schadet sich nur selber damit. Es ist zudem besser, keine schlechten Gefühle gegenüber jemand zu hegen, dem man später auf der Straße wieder begegnet.

  1. 3. Er hat eine positive Sicht auf Menschen

Grundsätzlich können wir auf alle Menschen offen zugehen, sofern sie uns nicht von vornherein feindlich gesinnt sind. Wir dürfen aber auch nicht naiv sein, Menschen können einen nun einmal ganz schön enttäuschen. Es gilt: “Hope for the best, but prepare for the worst.” Andererseits können wir es auch nicht immer allen recht machen, bedenken wir doch: „Everybodys darling – everybodys Depp“. Wir dürfen ruhig Ecken und Kanten zeigen, wenn es darum geht, einen als richtig empfundenen Standpunkt zu verteidigen.

Ich gebe zu, dass ein mehr oder weniger langer Weg erforderlich sein kann, bis man derartige Verhaltensweisen verinnerlicht hat. Aber der Weg zu einer Charakteränderung – und um eine solche geht es letztlich – ist immer lohnend, für das persönliche, aber auch für das materielle Wohlbefinden!

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