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Leistung

Das sind sehr ähnlich lautende Begriffe, die jedoch in der Welt eines planenden und beratenden Ingenieurs grundverschiedene Bedeutung haben. Manchmal werden sie – auch von „Insidern“ – nicht nur miteinander verwechselt, sondern die Bedeutung des einen wird irrtümlicherweise auf den anderen übertragen. Dabei bezieht sich das Leistungsbild auf die Leistung des planenden Ingenieurs, während ein Leistungsverzeichnis ein Ergebnis seiner Arbeit sein kann und Grundlage für ein Ausschreibungsverfahren zur Vergabe von Leistungen etwa auf dem Gebiet von Handwerksarbeiten darstellt. Kompliziert?

Ja und nein! Kompliziert wird die Sache dann, wenn man das Leistungsbild etwa für Planungsleistungen auf einem bestimmten Fachgebiet heranzieht und als Leistungsverzeichnis versteht zur Erlangung möglichst kostengünstiger Ingenieurleistungen. Der Ingenieur möge bitteschön die einzelnen Bestandteile seines Leistungsbildes bewerten und ein Angebot darüber in Form eines Leistungsverzeichnisses vorlegen. Entscheidend für die Auswahl des Planers ist dann im Endergebnis ausschließlich der Preis der Ingenieurleistungen. „Was soll an einem Preiswettbewerb falsch sein?“ fragt man sich vielleicht unwillkürlich.

Unterschied zwischen materiellen und immateriellen Gütern

Es gibt einen Riesenunterschied zwischen materiellen und immateriellen Leistungen und materiellen Gütern. Letztere lassen sich genau beschreiben, wägen, messen, angreifen, haben zumeist eine charakteristische Form oder Farbe, besitzen eine Herstellerkennzeichnung, vielleicht sogar ein Typenschild.

Am Beispiel eines Autos: Ich kann mir das Gefährt in aller Ruhe und ganz genau im Schauraum des Lieferanten oder Herstellers anschauen, die Finger über den Lack gleiten lassen, am Fahrersitz Platz nehmen, die „Haptik“ der Bedienung und Innenraumausstattung erfühlen, ja mit dem Vehikel sogar eine Probefahrt unternehmen. Und ich kann mich üblicherweise darauf verlassen, dass genau dasselbe Fahrzeug in genau derselben Ausstattung, aber in einer anderen Farbe, geliefert werden kann – der gewünschte Standard kann genau festgelegt werden.

Schöpferische, intellektuelle Leistungen sind nicht standardisierbar

Wie anders sieht die Situation bei einer Dienstleistung aus, erst recht bei einer derart komplexen, wie sie eine Planung darstellt! Das Leistungsbild, das der Planer seiner Arbeit zugrunde legt, gibt die Elemente seiner Tätigkeit an und den Weg zum Ergebnis, nicht jedoch das Ergebnis selbst. Schöpferische Arbeiten lassen sich zwar vom Ablauf her, nicht aber im Ergebnis standardisieren! Man kann nur eine Bewertung treffen: Die Lösung ist gut, schlecht, annehmbar etc., aber ein objektives Urteil ist kaum möglich.

Auch hier ein Beispiel: Ein Architekt, der ein Einfamilienhaus entwirft, nimmt die Wünsche und Vorstellungen der künftigen Bewohner auf, das Ergebnis seiner Planung hat auf Grundlage seiner Erfahrung und seines Stils eine bestimmte Form oder Qualität, einen bestimmten Preis und ist innerhalb eines bestimmten Zeitraums realisierbar. Ein anderer Architekt wird mit denselben Wünschen konfrontiert eine andere Lösung erarbeiten, nämlich jene, die seiner Erfahrung und seinem Können am ehesten entspricht.

Was heißt das konkret?

Wenn man nach einem geeigneten Planer etwa für Elektro- oder Heizungsinstallationen sucht, darf nicht nur der Preis ausschlaggebend sein, sondern es sind zusätzliche Kriterien für die Auswahl nötig. Das können etwa sein: Erfahrung, Referenzen, gutes persönliches Auftreten, Mundpropaganda, öffentliche Bekanntheit, Schnelligkeit, Verfügbarkeit u. a. m. Letztlich wird man sich in der Praxis den künftigen Partner genauer anschauen, auch um sicherzustellen, dass für eine längerfristige Zusammenarbeit „die Chemie“ passt.

Vor allem aber gilt eines: Das Vertrauen zum Planer muss vorhanden sein! Vertrauen braucht zum Aufbau eine gewisse Zeit oder aber es müssen Informationen vorliegen, die sofortiges Vertrauen erzeugen, wie etwa die uneingeschränkte Empfehlung eines Bekannten, der es wissen muss, oder aber die überragende Bekanntheit des Betreffenden und seine fachliche und menschliche Anerkennung in der Branche. Schließlich muss der Planer gewillt und in der Lage sein, das in ihn gesetzte Vertrauen über den ganzen Zeitraum der Zusammenarbeit aufrecht zu erhalten.

Vertrauen ist der Schlüssel

Es ist doch eigenartig, dass gerade in der Planung etwa im Bereich der Gebäudetechnik seitens der Auftraggeber dem Faktor Planungskosten ein so hoher Stellenwert beigemessen wir, ein derart geringer aber dem Faktor Vertrauen. Das ist eigenartig, denn der Planer ist doch einer, der durch seine Arbeit über die Verwendung eines sehr großen Geldbetrages verfügt und so mittelbar starken Einfluss nimmt auf Wohl und Wehe des Auftraggebers. In anderen Bereichen, die einen persönlich stärker treffen können, ist das nicht der Fall. Oder sucht man sich prinzipiell den billigsten Zahnarzt oder den billigsten Anwalt?

Damit komme ich schließlich auf jenen Aspekt zu sprechen, dem ich als Sachverständiger sehr oft begegne: Billige Planung heißt sehr oft mangelhafte Planung. Wer am Honorar Abstriche macht, muss darauf gefasst sein, dass auch an der Qualität der Planung Abstriche gemacht werden. Denn letztlich ist die Höhe des Honorars immer ein Maßstab dafür, wieviel Zeit für eine Aufgabe eingesetzt werden kann und – soll sich der Planer nicht in das eigene Fleisch schneiden – aufgewendet werden darf. Letztlich sei die Erwähnung einer alten Erfahrung erlaubt: Die Behebung der Fehler aus scheinbar billiger Planung kann für den Auftraggeber unangenehm teuer werden.

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