Sonnek

InformationSchöpferische Tätigkeit wird in unserer Vorstellung wohl sehr eng mit der Welt der Kunst verbunden sein. Auch die Gutachtenserstellung ist eine Kunst, hat sie doch einen bedeutenden kreativen Anteil: Genauso wie etwa ein Bildhauer aus Materialien ein Bildnis schafft, dem er einen aussagekräftigen Namen gibt, stellt der Gutachter gegebene Sachverhalte zu einem Gesamtbild zusammen, dessen Aussage der Realität möglichst nahekommen soll. Ein Prozess hat üblicherweise mehrere Stufen, wie könnten die zur Gutachtenserstellung aussehen? Dazu wird eine These zur Diskussion gestellt.

Behauptet wird, dass der Prozess

-          aus den Schritten Information, Investigation, Inkubation und Inkarnation besteht,

-          im Rahmen der Gutachtenserstellung  mehrmals durchlaufen werden kann und

-          nicht zwingend in der genannten Reihenfolge ablaufen muss.

Zur Bedeutung der einzelnen Schritte sei erläutert:

Information

Naheliegend ist, dass zuallererst der Auftrag an den Gutachter verstanden worden sein muss, andernfalls eine Abklärung mit dem Auftraggeber notwendig wäre. Zudem muss ein Grundstock an Unterlagen verschiedenster Art, wohl hauptsächlich in Form von Schriftstücken, Bildern, Plänen etc. vorhanden sein, damit eine Bearbeitung überhaupt möglich wird. Im Normalfall wird  mit der Auftragserteilung ein entsprechendes Konvolut übergeben, fehlende Information muss nachgefordert werden. Dieser erste Schritt wird sich darauf konzentrieren, den Istzustand an Gegebenheiten und Sachverhalten in höchstmöglichem Maß zu erfassen.

Betroffene Phasen der Gutachtenserstellung: Auftrag, Grundlagen

Investigation

Nach Sichtung und Auswertung aller verfügbaren Informationen wird der Gutachter von sich aus bestrebt sein, seinen Kenntnisstand abzusichern und zu ergänzen. Dann wird er die Beurteilungsgrundlagen bestimmen und dazu Auskünfte einholen. Der Gutachter muss einerseits entscheiden, wie weitläufig er das Umfeld seines Auftrages spannt, in dem er recherchieren wird und andererseits festlegen, wie tief er in Details eintauchen wird. Sein Arbeitsumfang ist durch den vom Auftraggeber vorgegebenen Zeitrahmen und durch das vereinbarte oder auferlegte Kostenlimit bestimmt.

Betroffene Phasen der Gutachtenserstellung: Grundlagen, Befund

Inkubation

Das Wort steht hier für „Bebrüten“ der gesamten Angelegenheit solange, bis dem Gelege der Informationen eine möglichst hohe Zahl von brauchbaren zusätzlichen Erkenntnissen entschlüpft. Es ist ein „Zurücktreten“ des rationalen Denkens und das Gewähren eines fast spielerischen Freiraums, in dem plötzliche Eingebungen willkommen sind, die spielerisch miteinander in Beziehung gesetzt, von allen Seiten betrachtet und wieder verworfen werden. In dieser Phase des scheinbaren Stillstands und oft auch des tatsächlichen Nichtstuns formiert sich im günstigen Fall allmählich das Gesamtbild, von dem einleitend die Rede war.

Betroffene Phasen der Gutachtenserstellung: Befund, Gutachten

Inkarnation

Die letzte Phase ist die des „Ärmel-Aufkrempelns“ und der „Knochenarbeit“, in der die Ergebnisse fixiert und zu Papier gebracht werden. Beim Abfassen von Befund und Gutachten  ist eine etwas andere Art Kreativität vonnöten, nämlich die der sprachlichen Gewandtheit und die des Hineinversetzens in jene Adressaten, für die das Gutachten von Bedeutung ist. Der  kreative Gutachter muss über ein gutes Maß an Kommunikations-Kompetenz verfügen, nicht nur in schriftlicher Form, sondern auch in seiner „façon de parler“. Denn nur dann, wenn alle Aspekte der Leistungserbringung gut abgestimmt ineinandergreifen, kann man auch bei einem Gutachten von einem Gesamtkunstwerk sprechen.

Betroffene Phasen der Gutachtenserstellung: Gutachten

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