Sonnek

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Nein, hier geht es nicht um Ängste vor weiten oder engen Räumen, sondern um die Sorge mancher Architekten, dass die Gebäudetechnik in ihrer Objektplanung ein Zuviel an Raum beanspruchen könnte. Heizung, Lüftung, Klimaanlagen etc. werden nicht als integrale Bestandteile eines Wohnumfeldes betrachtet, sondern nur als notwendiges Übel. Einem solchen gewährt man tunlichst unter Widerstand und zähneknirschend nur das Allernotwendigste an räumlichen und anderen Zugeständnissen. Eine derartige Einstellung tut aber keinem der an einem Bauvorhaben Beteiligten etwas Gutes.

Zweierlei Fragen dienten als Auslöser für die nachfolgenden Überlegungen. Die eine kam von einem Architekten und die andere wurde einem erfolgreichen Planer aus dem Fachgebiet der Haustechnik gestellt.

Warum sollen wärmegedämmte Rohrleitungen einen Abstand von 100 mm aufweisen, das ist doch zu viel Platz?

Anlässlich eines Vortrages über die Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden kamen auch die Anforderungen an Dämmstärken für Rohrleitungen und Lüftungskanäle zur Sprache, wie sie in der aktuellen ÖNORM H 5155 festgelegt sind. Die Norm sieht unter anderem vor, dass zwischen gedämmten Leitungen und von Leitungen zur Wand ein Mindestabstand von 10 cm einzuhalten sei. Einer der Gründe dafür liegt ganz einfach darin, dass damit eine ausreichend gute Zugänglichkeit zum Aufbringen von Wärmedämmungen gegeben ist.

Diese Forderung stieß bei anwesenden Architekten auf wenig Verständnis. Sie konnten offenbar wenig Sinn darin finden, dem Planer und Installateur Voraussetzungen zu bieten, auf die sie in ihrer eigenen Arbeit niemals verzichten würden, nämlich solche, die qualitätsvolles Konstruieren und Ausführen eines Werkes begünstigen, ja erst ermöglichen. Eine Installation in beengten räumlichen Verhältnissen herstellen zu müssen hat nicht nur für den Installateur höheren Aufwand zur Folge, sondern birgt auch für den Auftraggeber die Gefahr, dass die Installation nicht in der Güte geliefert werden kann, die der erwarten würde. Architekten: Hier ist eine andere Denkweise gefordert!

Was sind die größten Herausforderungen an einen Fachplaner der Gebäudetechnik?

Die Frage war an einen geschätzten Kollege am Tisch gegenüber gerichtet, der auf viele Jahre Erfahrung in sehr anspruchsvollen  Projekten verweisen kann. Er dachte kurz nach und meinte dann knapp: „Die Architekten.“ Auf meine Frage nach dem Warum gab er einige Beispiele aus seinem Erfahrungsschatz zum Besten, die seine Sicht der Dinge untermauern sollten. Aus den danach erörterten gemeinsamen Erfahrungen ließen sich drei Problemfelder herausarbeiten:

Mangelndes Verständnis für die Bedürfnisse der Fachplanung

Das beginnt schon oft mit unklaren oder gar fehlenden Angaben, auf die der Fachplaner angewiesen ist und ohne die er nicht arbeiten kann. Der Ausweg besteht oft darin, dass der Planer Annahmen treffen muss, die er an den Architekten weitergibt, die aber zu spät oder gar nicht zur Kenntnis genommen werden. Nötige Entscheidungen werden nicht getroffen oder blockiert. Dauerthema ist jedoch das, was im Titel des Artikels steht: Der Haustechnik wird zu wenig Platz gegeben, das stattliche Lüftungsgerät soll gefälligst mit dem Raum im Besenkammerl auskommen …

Mangelnde Abgrenzung der Aufgabenbereiche

Manche Architekten haben kein klares Bild über die Zuständigkeiten, Verantwortungsbereiche und Abgrenzungen ihrer Objektplanung von den Fachplanungen. Die Erstellung eines Kanalplans im Kellerboden ist Aufgabe der Bauplanung, nicht der Haustechnik-Planung. Ebenso ist die Koordination der Fachplaner Sache der Objektplanung, meist die des Architekten. Will er diese Aufgabe nicht übernehmen, kann er sich an einen Bauingenieur wenden, der Projektmanagement beherrscht.

Überforderung

Ein Architekt sieht sich sehr oft in einer Doppelrolle gefangen: einerseits als kreativer, ja künstlerischer Gestalter des Objekts, das er mit seinem „Herzblut“ entworfen hat und andererseits als jener Baufachmann, der das schöne Vorhaben draußen von der Baugrube an mit höchster Qualität in die Realität  umsetzen soll. Manch einer ist mit der Fülle der praktischen Details überfordert: Vielleicht wäre es manchmal klüger, dem Architekten die Konzentration auf die Architektur zu ermöglichen und die Umsetzung einem gestandenen Bauingenieur anzuvertrauen, der die Errichtung gut im Griff hat und die noch dazu mit wesentlich weniger Stress für alle Beteiligten.

Bitte keine Missverständnisse!

Die aufgezeigten Beispiele sind keine Einzelfälle, hier besteht – wie man so schön sagt – „Handlungsbedarf“, der zwar Architekten betrifft, auf den aber wir Fachplaner hinweisen müssen. Ich denke, dass ich ganz allgemein für Haustechnikplaner-Kollegen sprechen kann: Wir ziehen hier nicht gegen  einen Berufsstand los, wir schätzen Architekten als unsere tonangebenden Partner, denen gegenüber wir quasi „die zweite Geige spielen“. Aber zur guten Zusammenarbeit gehört dann und wann auch ein offenes Wort …

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