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Eta

Energieeffizienz ist nicht erst seit Inkrafttreten des neuen Bundes-Energieeffizienzgesetzes mit Beginn dieses Jahres ein Begriff, der sich von der Fachwelt langsam, aber stetig einen Weg in auch in die breitere Öffentlichkeit bahnt. Von Energieeffektivität wird in der Fachwelt nicht gesprochen. Googelt man den Begriff, erhält man zwar einige Tausend Hits, aber es stellt sich bald heraus, dass er zumeist gleichbedeutend mit Energieeffizienz gebraucht oder dass man das englische „energy efficiency“ (= Energieeffizienz) falsch übersetzt hat. Was also soll Energieeffektivität sein? Ein Denkanstoß.

Von 130 auf 260 in drei Jahrzehnten

Es geht mir hier nicht so sehr um die penible Definition von Begriffen, sondern um Darstellung einiger Gedanken, die mir im Lauf meiner Berufspraxis immer wieder gekommen sind. Beispielsweise anlässlich gerichtlicher Befundaufnahmen in mehreren Einfamilienhäusern, wenn behaupteten Mängeln an der Heizungsanlage nachzugehen war. Auffällig war durchwegs nicht die Heizungsanlage selbst, sondern die beheizte Fläche dieser Wohnhäuser. Die ist heutzutage wesentlich größer als noch vor dreißig Jahren. Das sieht typischerweise dann so aus:

1985:   Beheizte Wohnfläche 130 Quadratmeter für Familie aus Ehepaar mit zwei Kindern;

Heute: Beheizte Wohnfläche 260 Quadratmeter für Familie aus Ehepaar mit einem Kind oder Restfamilie aus einem Erwachsenen und einem Kind.

Der Energieverbrauch pro Person ist in den meisten Fällen, die mir untergekommen sind, heute nicht viel geringer als damals. Und hier kommt für mich die Frage der Energieeffektivität ins Spiel.

Doch vorher noch die begrifflichen Klarstellungen:

Energieeffizienz

bedeutet das Verhältnis von Ergebnis zu Aufwand oder nutzbarer Energie zu Energieaufwand oder Nutzenergie zu Endenergie. Der Wert wird meist in Form eines Nutzungsgrades in Prozenten angegeben, sollte möglichst hoch sein, kann aber, weil bei Energietransport, -speicherung und –umwandlung immer Verluste entstehen, nie größer als 100% sein.
Die Energieeffizienz ist also ein Maß dafür, ob ein gegebener Energiefluss unter optimalen Bedingungen erfolgt, oder ob Verbesserungen notwendig sind.

Wohlgemerkt: Die Betrachtung im Sinne der Energieeffizienz richtet sich auf ein System und darauf, ob es gut funktioniert, nicht aber darauf, ob es überhaupt notwendig ist, es hinterfragt also nicht das System selbst.

Energieeffektivität

Energieeffektivität hat keine Kennzahl, sondern stellt sich die Fragen: Wieviel ist notwendig und wieviel ist genug? Hier kommt unser Komfort- und Anspruchsdenken ins Spiel. Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um die Frage der Hausgröße, der verfügbaren Wohnraums oder des Komforts an sich, der sei allen Benutzern mehr als gegönnt.

Aber es muss erlaubt sein, sich beispielsweise folgende Fragen zu stellen: Brauche ich ein Mehr an Wohnraum und ist mir bewusst, welche technischen, finanziellen, ökologischen etc. Konsequenzen damit verbunden sind? Denke ich dabei auch daran, dass Kinder wachsen und dann meist nicht im Elternhaus verbleiben? Wie oft werde ich meine Fitness- und Sauna-Landschaft wirklich nutzen, vor allem, wenn ich irgendwann künftig vielleicht Alleinbenutzer bin?

Genauso muss es erlaubt sein, heute selbstverständliche Komfortansprüchen zu durchforsten: Muss die Raumtemperatur nicht nur im Wohnzimmer, sondern möglichst überall 24 Grad betragen? Wie haben unsere Vorfahren bei 20 oder – wie schrecklich – bei noch weniger Grad überlebt?

Ein neues altes Symbol

Der griechische Buchstabe „Eta“ im Bild oben steht für Wirkungsgrad, Nutzungsgrad, Energieeffizienz. Möge er auch für den Gedanken einer Energieeffektivität gelten, nicht als Messzahl, sondern als Denkhaltung.

Haben Sie Anmerkungen zum Thema? Ich freue mich über Ihre Mitteilung! Haben Sie Fragen? Wenn diese von allgemeinem Interesse sind, nehme ich gerne dazu Stellung.

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