Sonnek

Energie-Balance

19.09.2014
Holz

Weniger Energie verbrauchen, Energieeffizienz steigern, erneuerbare Energie einsetzen… Die Appelle aus der Politik, der Wissenschaft, von NGOs und Lobbys aller Art kennen wir zur Genüge. Für sich gesehen sind sie ja meist auch nachvollziehbar und gerechtfertigt. Beträchtliche Mittel wandern deshalb in entsprechende Bemühungen, man denke etwa an die Klima-Milliarde. In manchen Sektoren, etwa in Solar- und Windenergienutzung, sind beachtliche Erfolge zu verzeichnen. Aber subjektiv gesehen herrscht – zumindest national gesehen – großes Durcheinander. Fehlt eine ordnende Hand, die Balance schafft?

Balance der Motive

Schauen wir uns einmal das Bukett an Motivationen an, das uns auf dem Energiesparpfad begleitet. Es lohnt sich dazu, einen kurzen Blick in die Vergangenheit zu werfen:

- Vor ziemlich genau vierzig Jahren hatten wir die erste Energiekrise. Öl und Gas wurden plötzlich knapp, ob wirklich oder nur gefühlt sei dahingestellt, jedenfalls wurden sie teurer. Empfundene Knappheit und das Gefühl der wehrlosen Abhängigkeit waren dann die ersten Motivatoren, nach Alternativen zu suchen.

- Bald kam das gestiegene Umweltbewusstsein dazu, Auslöser war das vieldiskutierte „Waldsterben“, hauptsächlich durch das Ereignis von oben, das man damals als „Sauren Regen“ bezeichnete. Mit dem guten Effekt, dass der Schwefel aus dem Heizöl eliminiert wurde, was unserer Gesundheit sicher guttat.

- Immer parallel dazu begleitete die Prämisse Energie sparen = Kosten sparen. Wirtschaftlichkeitsberechnungen, Amortisationszeiten, Anschaffungs-, Betriebs-, Energie-, Instandhaltungskosten etc. wurden von da an ständiger Begleiter der Bauherrn, Planer, Fachleute etc.

- Und erst danach trat zur Unterstützung des Umweltschutzes der Klimawandel an. Seither begleiten uns CO2-Äquivalente, Global Warming Potentials, Meerwasser-Übersäuerung, Wetterkapriolen etc., meist verbunden mit einem starken alarmistischen Element.

Was lässt sich aus dieser Aufzählung schließen? Ich denke, dass es in der nationalen Strategie einer guten Balance bedarf, die alle diese Aspekte ständig im Auge behält und kommuniziert und sich nicht vom Wind der Ereignisse und dem Einfluss kurzzeitiger Moden (oder Wundertechnologien) aus der Bahn bringen lässt.

(Über das in Wirklichkeit stärkste Motiv, das Einzelpersonen zum Energiesparen bewegt, habe ich schon andernorts berichtet: Es ist der Herdentrieb, der uns bewegt, es dem anderen in einer allgemein als gut anerkannten Sache gleichzutun.)

Die Balance der Energiearten

Eine nationale Strategie braucht auch eine Balance der Energiearten, die jeder das für sie optimale Maß zuordnet. Keine Energieart ist das alleinige Heilmittel! Jede Energieart hat ihren Platz, Änderungen in ihrer Verwendung können zielstrebig angegangen werden, brauchen aber Konsequenz und vor allem Zeit, da dazu Finanzmittel benötigt werden, die begrenzt sind.

Dazu einige Anmerkungen zu den Energiearten, die für die Beheizung von Wohngebäuden  eingesetzt werden:

Öl und Gas

werden uns noch lange begleiten, auch wenn der Verbrauch zumindest von Öl seit Jahren rückläufig ist, ihr Einsatz wird sich aber langfristig auf die Anwendungen beschränken müssen, zu denen keine oder nur nicht leistbare Alternativen möglich wären. Bestes Dämpfungsmittel ist immer noch der Ölpreis, der allerdings zurzeit trotz handfester Probleme in Nahost nicht steigt. Dazu kommt noch, dass in wenigen Jahren der Großverbraucher U.S.A. verstärkt in den Ölexport einsteigen dürfte.

Kohle

Wird am Land noch fallweise verwendet, befindet sich aber subjektiv gesehen auf dem Rückzug.

Biomasse

Die dekretierte Quasi-CO2-Freiheit der Emissionen ist natürlich ein guter Grund, die Nutzung von Biomasse zu forcieren, was auch geschieht, die Agrar-Vertreter tun das Ihre dazu. Die Technik der thermischen Nutzung ist ausgereift, breitflächige Nutzung ist gegeben. Aber man muss argumentieren dürfen, dass auch Biomasse kein einzig glücklich machendes  Allheilmittel darstellt: Biomasse ist von der Menge her begrenzt und zugleich wertvoller Industrierohstoff.

Solarenergie

Über die thermische Solarenergie wird kaum mehr gesprochen, so selbstverständlich ist sie seit dem Pionierjahr 1975 geworden, in dem in Österreich die ersten Kollektoren gebaut und getestet wurden. Ebenso ist Fotovoltaik von der Exotentechnik zum häuslichen Gemeingut geworden. Aber hier muss ein klarer Fokus auf die sinnvolle Nutzung gelegt werden: eine Balance aus Eigenverbrauch und Einspeisung. Die Speicherstrategien spielen heute dazu die Schlüsselrolle.

Windenergie

Das erste Windrad in unserer Region war lange Jahre markanter Landschaftspunkt und Ausflugziel. Heute wachsen und wachsen sie, die Windräder, auch und gerade in unseren schönsten Regionen. Hoffentlich entartet es nicht zu Windparks oder Windradwäldern, durch die zu fahren man heute etwa in Niederösterreich schon das zweifelhafte Vergnügen hat. Aber gerade die Windenergie hat nicht nur von der Gesamtleistung her weltweit echte Power in den Markt gebracht. Auch für die Förderungen: In Deutschland liefern Windräder bei etwa gleichem Fördervolumen dreimal mehr Energie als Fotovoltaik.

Wärmepumpen

Interessant sind auch hier die gewaltigen Fortschritte in der Menge an Umweltenergie, die heute durch eine elektrische Kilowattstunde gewonnen werden kann. Zudem werden die Regelungskonzepte immer gewiefter, die Einsatzmöglichkeiten vergrößert. Aber egal ob die Wärme aus Luft, Wasser oder Erdreich gewonnen wird: auch hier ist die Technik nicht überall und für jeden Fall einsetzbar.

Fazit

Die beste Lösung für Energiesparen und Energieeffizienz ist ein solider Mix aus Lösungen, die so ausbalanciert sind, dass jede Energieart und jede Technik dort eingesetzt wird, wo die entsprechenden Stärken liegen.

Es ist Aufgabe einer nachhaltigen nationalen Energiestrategie, für die nötige Energie-Balance zu sorgen und dementsprechend Richtlinien vorzugeben für Forschung, Produktion, Planung und Ausführung von Energiesystemen aller Art und dementsprechend zeitlich begrenzte Schwerpunkte der Entwicklung vorzugeben.

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