Sonnek

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… ist nicht breitenwirksam, nicht besonders populär, vielleicht halt auch nicht gerade im Trend. Es wird aber wieder zunehmend wichtig und notwendig, wie mir einige einprägsame Erlebnisse der jüngeren Vergangenheit gezeigt haben. Die Rede ist hier aber nicht von der Denkwelt eines ungebremsten Erfindergeists aus der Schule des Daniel Düsentrieb, so wichtig diese angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen auch sein mag. Nein, heute geht es mir mehr um die sachliche Komponente des Abwägens und des nüchternen Betrachtens von Problemen, die sich dem Techniker halt so stellen.

Grundlagen

Erster Anlass zum Nachdenken waren Erfahrungen mit Absolventen von Masterstudien. Gespräche im Zuge von gemeinsamen Problemfindungen an Alternativenergieanlagen haben mich etwas ratlos zurückgelassen. Aus irgendwelchen Gründen war es mir nicht gelungen, meine Lösungsansätze „rüberzubringen“. Bestimmte Anregungen waren zwar mit Kopfnicken zur Kenntnis genommen worden, aber die daraufhin vereinbarten Aktionen verliefen nicht zufriedenstellend.

Erst im Nachhinein ist mir „aufgegangen“, dass auf der anderen Seite einfache Grundlagenkenntnisse gefehlt haben müssen, was sich später auch bestätigt hat. Bei aller Interdisziplinarität gewisser Studien: In einem Fachgebiet seiner Wahl wird man wohl sinnvollerweise zuerst seine Wurzeln schlagen müssen und wenn diese fest eingewachsen sind, dann erst sollten andere Sphären Ziel sein. Ingenieurmäßiges Denken braucht zuvorderst solide Grundlagen.

Praxisbezug

Eine andere Erfahrung: es scheint, dass speziell in Materien, die mit Energieeffizienz zu tun haben, sich viele und durchaus sich aufopfernde Mitkämpfer der guten Sache tummeln, die sich in Methoden verliebt oder in systemisch aufgebaute Denkgebäude verrannt haben, in denen sie ein Heilmittel für alle Probleme sehen. Und die aus vagen Annahmen und blassen Abbildern der Realität präziseste Resultate ableiten, alles auf drei Kommastellen genau.

Aber: eine Methode, eine Richtlinie, eine Norm etc. hat für sich allein gesehen keinen Wert und Sinn, so lange daraus keine für die Praxis brauchbaren Impulse mit handfestem Nutzen für alle jene entspringen, die das alles auch letztlich bezahlen müssen. Vor allem aber sollen sie lernen, die Arbeit derjenigen, die sich bemühen, auf der Baustelle alles bestens zu machen, zu unterstützen, nicht aber zu behindern. Auch hier ist ingenieurmäßiges Denken gefragt, das die Fähigkeit besitzt,  Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung für die Praxis draußen nutzbar zu machen.

Kühler Kopf

Noch eine Geschichte: Kollektive Fehlersuche in einer gebäude- und energietechnischen Anlage, viel Engagement des Teams, unterschiedliche Interessen, aber ein gemeinsames Ziel: die Sache so rasch wie möglich über die Bühne zu bringen. Hektik, viele Vermutungen, Präsentation von möglichen Lösungsvorschlägen, erste Schuldzuweisungen etc. Eine Sache war zu beobachten: alles wurde am Besprechungstisch be- und erarbeitet, gar niemand aber ging vor Ort, um sich an Fakten  orientieren und sich daraus eine fundierte Meinung bilden zu können.

Ingenieurmäßiges Denken verlangt in solchen Fällen nach verlässlicher Ermittlung der Tatsachen, des Istzustandes, und zwar unabhängig davon, welche Interessen im Spiel sind. Dann: sorgfältige Definition des wünschenswerten Sollzustandes, der Alternativen, der notwendigen Maßnahmen, der Kosten dorthin, der Konsequenzen für die Beteiligten. Auch wenn es nicht immer einfach durchzuziehen ist: der gerade Weg ist letztlich der kürzeste. Dazu gehört auch die Persönlichkeit, die das alles zu vermitteln und umzusetzen vermag.

Erkenntnis aus allen drei Beispielen: Solides Ingenieurdenken ist mehr denn je gefragt!

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