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In dieser Kurzserie werden wir in loser Folge die zentralen Elemente eines Gutachtens und deren „sattelfeste“ Gestaltung betrachten.  Die Darlegungen sollen nicht nur dem Neueinsteiger dienen, sondern auch dem erprobten Sachverständigen helfen, sich auf den Kern eines Begutachtungsauftrages konzentrieren zu können, der schlicht darin besteht, Fragen des Auftraggebers klar verständlich und eindeutig zu beantworten. Die Besonderheit dieser Serie besteht darin, dass darin langjährige Praxiserfahrungen mit angewandtem Qualitätsmanagement berücksichtigt werden.

Zunächst stehen einige Ansätze zur formalen Gestaltung im Blickpunkt, die mithelfen sollen, das Gutachten gut handhabbar und leicht verständlich zu machen. Die Ausführungen sollen lediglich grundsätzlicher Natur und keine engen Vorgaben sein, denn jeder Sachverständige wird und soll auch im Laufe der Zeit seinen persönlichen Stil entwickeln, der nicht nur seinen praktischen Anforderungen genügt, sondern auch seinem ästhetischen Empfinden Ausdruck gibt.

Titelseite

Die Titelseite enthält üblicherweise alle Angaben, die eine eindeutige Zuordnung ermöglichen, also die eigene Adresse des Sachverständigen – was ja meist mit dessen Briefpapier ohnehin gegeben ist – und seine Geschäftszahl oder Projektnummer, die Adresse des Auftraggebers und dessen Geschäftszahl, den Gegenstand, in Gerichtsfällen die Adressen der Parteien und deren Vertreter, gegebenenfalls Datum des Auftrages, der örtlichen Befundaufnahmen und der Ausfertigung, eventuell auch weitere Daten wie Bezeichnung der Endversion, Anzahl der Ausfertigungen u. dgl.

Kennzeichnungen

Aus der Sicht des Qualitätsmanagement muss jede einzelne Seite eines Gutachtens eindeutig einem bestimmten und nur diesem einen Gutachten zuordenbar sein. Das ist auch dann sicherzustellen, wenn diese Seite – was zwar nicht vorkommen sollte, aber nie auszuschließen ist – irgendwo als loses Blatt einzeln „stranden“ sollte. Das bedeutet, dass etwa in der Kopfzeile einer Seite außer der Seitenzahl der Name des Sachverständigen aufscheinen und ein Bezug auf das Gutachten gegeben sein soll, am besten etwa durch eine bereits am Titelblatt genannte laufende Projektnummer oder durch eine Geschäftszahl des Auftraggebers, sofern diese in einem Verzeichnis des Sachverständigen erfasst ist.

Inhaltliche Gliederung

Die inhaltliche Gliederung wird sich nach den Erfordernissen des Begutachtungsauftrages und nach dem Verwendungszweck richten. Für ein Gerichtsgutachten könnte die Gestaltung der Abschnitte etwa so aussehen:

Titelblatt – Zusammenfassung des Ergebnisses (1 Seite) – Inhaltsverzeichnis – 1. Gegenstand des Auftrags – 2. Verwendete Grundlagen – 3. Befund – 4. Gutachten – 5. Besondere Hinweise (z. B. Warnhinweise) – 6. Fertigung – Anhang

Für ein Privat- oder Versicherungsgutachten wird die Gliederung wiederum ganz anders aussehen. Entscheidend für die Arbeitseffizienz ist auch hier, dass sich der Sachverständige seine eigene Art zurecht legt und dann bei seinem für ihn bewährten Muster bleibt.

Schriftbild

Geschmäcker sind grundverschieden, das ist ja auch gut so. Ein Schriftbild für  wissenschaftliche Arbeiten mit z. B. Arial 12 und einem Zeilenabstand von 1,3 kann eine Orientierung sein, ist aber kein Muss. Manche bevorzugen eher Serifenschrift wie etwa Times New Roman und zugleich in den Überschriften Arial fett. Wesentlich wichtiger als die Schriftart scheint die Gestaltung des „Lesebildes“ des Gutachtens, also seiner Übersichtlichkeit.

Übersichtlichkeit

Lange ungegliederte Abschnitte machen das Lesen des Gutachtens unnötig schwer und behindern ein rasches Erfassen des Inhalts. Die Lesbarkeit des Gutachtens steigt enorm, wenn solche längeren Abschnitte gegliedert werden und gegebenenfalls Zwischenüberschriften eingefügt werden. Die durchgehende Nummerierung der Abschnitte und Unterabschnitte des Gutachtens und der einzelnen Kapitel kann ebenfalls eine rasche Orientierung erleichtern und – behält man ein System einmal bei – beschleunigt die Arbeit der Gutachtenserstellung enorm.

— Fortsetzung folgt —

Leserfragen zum Thema „Gutachten schreiben“ sind herzlich willkommen und werden – sofern möglich – gerne hier im Blog beantwortet. Mitteilungen und Fragen bitte am besten unter ingo@sonnek.at deponieren.

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