Sonnek

Torte

Ein Tortendiagramm zum Aufessen – siehe Foto links – als kulinarischer Abschluss einer Pressekonferenz: Die Heiltherme Bad Waltersdorf in der Oststeiermark stellte unlängst ihre neue Schwallwassernutzungsanlage vor. Dem aus den Badebecken überströmenden und nicht mehr benötigten Thermalwasser wird die noch vorhandene Wärme entzogen und über eine Wärmepumpe das zur Heiltherme gehörende Quellenhotel beheizt. Damit wird die seit dreißig Jahren erfolgreich betriebene Heilthermenkaskade vollendet, eine weltweit einzigartige stufenweise Nutzung von niedrig temperierter Geothermie.

Bad Waltersdorf hatte damals vor über dreißig Jahren ohnehin schon eine Pioniertat aufzuweisen: im Jahre 1981 war hier die erste Fernwärmeheizung mit Geothermie in Mitteleuropa eröffnet und in Betrieb genommen worden. Das Schulzentrum, das Freibad im Ort und ein Privathaus waren angeschlossen worden und konnten erfolgreich beheizt werden, zigtausende Liter Heizöl wurden eingespart.

Statt Öl warmes Wasser …

Ursprünglich hatte man hier nach Öl gebohrt, war aber nicht fündig geworden und stattdessen auf warmes Wasser mit einer Temperatur von 61°C gestoßen. Die Aufschließungsgesellschaft hatte daraufhin die scheinbar nutzlose Bohrung der Marktgemeine geschenkt. Dort hatte man dann immer wieder überlegt, ob denn nicht „mehr drin“ sei als bloß ein Glashaus damit zu beheizen, bis es dann eben 1981 soweit war.

… zur Fernwärme und …

Dabei hatten „Fachleute“ zuvor dringend gewarnt, das 61°C warme Thermalwasser für Heizzwecke nutzen zu wollen, das sei schlicht nicht möglich, schon gar nicht über ein Fernheiznetz. Es war letztlich die Pioniertat von Ing. Rudolf Sonnek, der die technischen und gemeinsam mit den Verantwortlichen der Gemeinde und des Landes Steiermark die organisatorischen und wirtschaftlichen Grundlagen schuf, dass diese Anlage realisiert werden konnte.

… für ein Thermalbad

Doch damit nicht genug: die Menge, Temperatur und Qualität des Thermalwassers – Heilwassers – erschienen ausreichend, um ein Thermalbad errichten zu können. Nun stand zwar der Badebetrieb im Mittelpunkt des Interesses, doch sollte der Betrieb möglichst wirtschaftlich erfolgen können. Auch hier war es wiederum eine technische Pionierleistung von Sonnek, mit dem aus der Fernwärmenutzung noch zur Verfügung stehenden Thermalwasser von 48°C Lüftung, Warmwasserbereitung, Temperaturhaltung der Badebecken und Fußbodenheizung der Gebäude zu betreiben – auch diese Möglichkeit hatten wiederum andere Fachleute heftig angezweifelt.

Die Thermenkaskade

Die seit genau dreißig Jahren betriebene Thermenkaskade umfasst mehrere Stufen, die auch in der schon gezeigten Torte zu sehen sind und in denen dem Thermalwasser schrittweise Wärme entzogen wird, bis es eine angenehme Badetemperatur erreicht. Das folgende Bild zeigt die vollständige Kaskade, die anschließend erläutert wird. Blau zeigt den bereits bestehenden Teil, die neue Schwallwassernutzung ist orangefarben eingezeichnet.

6096 Heiltherme - Schwallwassernutzung - Kaskadendarstellung 1.1

Erste Stufe 62 – 48°C: Fernwärme (über Wärmetauscher)

In der ersten Stufe wird dem Thermalwasser Wärme entzogen und damit ein Fernwärmenetz gespeist, das wie bereits erwähnt mehrere Objekte im Ort Bad Waltersdorf mit Wärme versorgt. Die Fernwärmenutzung erfolgt extern durch die Oststeirische Thermalwasser-Versorgungsgesellschaft (OTVG).

In weiterer Folge tritt das Thermalwasser in die Heiltherme Bad Waltersdorf ein. Die Eintrittstemperatur beträgt in der Heizsaison 48°C. Mit dieser Temperatur wird folgende Nutzung realisiert:

Zweite Stufe 48 – 42°C: Warmwasserbereitung und Lüftungsanlagen (über Wärmetauscher)

Dritte Stufe 42 – 40°C: Warmhaltung der Thermalbecken (über Wärmetauscher)

Vierte Stufe 40 – 38°C: Versorgung der Fußbodenheizungen (über Wärmetauscher)

Fünfte Stufe 38 – 30°C: balneologische Nutzung in den Bade- und Schwimmbecken (direkt)

Sechste Stufe 30 -> 58°C: Schwallwassernutzung zur Beheizung des Hotels (über Wärmepumpe)

Die Schwallwassernutzung als sechste Stufe

In der anlässlich der Pressekonferenz vorgestellten sechsten Stufe wird das Schwallwasser über Wärmetauscher abgekühlt und die so entzogene Wärme über eine Wärmepumpe auf eine Höchsttemperatur von 58°C angehoben. Mit dieser Temperatur ist es möglich, die im Quellenhotel installierte konventionelle Heizungs- und Lüftungsanlage sowie die Warmwasserbereitung mit Wärme zu ausreichender Temperatur zu versorgen.

Großer Vorteil: Energieeinsparung

Das Hotel war auch bisher bereits zum Teil mit Geothermie beheizt worden, jedoch war dafür bisher zur Unterstützung eine ölbefeuerte Kesselanlage notwendig. Diese konnte nunmehr stillgelegt werden. Zusammen mit einer zuvor erfolgten Umstellung der Legionellenvermeidung auf ein niedertemperaturtaugliches System ergab sich eine jährliche Einsparung von 160.000 Litern Heizöl.

Weiterer Vorteil: Umweltschonung

Jede Energieeinsparung hat einen angenehmen Nebeneffekt: der Verzicht auf die Verbrennung konventioneller Brennstoffe bringt eine Entlastung der Umwelt von Schadstoffen. So wird durch die Nutzung der Energie des Schwallwassers und durch den Wegfall der bisherigen Wärmeerzeugung die Emission von 261 Tonnen Kohlendioxid (CO2) vermieden.

Bautafel zum Projekt Schwallwassernutzung

An der Realisierung des Projekts waren beteiligt:

Bauherr:

Heiltherme Bad Waltersdorf GmbH & Co KG, GF Dir. Mag. Gernot Deutsch, Thermenstraße 111, 8271 Bad Waltersdorf

Planungsteam:

Projektleitung der Bauherrschaft:

Prok. Erich Weinzettl

Energie- und Installationstechnische Studien, Konzept, Projektbegleitung:

Dipl.-Ing. Dr.techn. Rudolf Ingo Sonnek, Zivilingenieur für Maschinenbau, Thannhausen 6, 8160 Weiz

Energie- und Installationstechnische Ausführungsplanung, Bauaufsicht:

Ing. Günter Grabner, Ingenieurbüro für Maschinenbau und Insatallationstechnik, Franz-Pichler-Straße 30, 8160 Weiz

Bautechnische Gestaltung, Objektplanung und Bauüberwachung:

Ingenos-Gobiet ZT GmbH, Businesspark 2, 8200 Gleisdorf

Elektrotechnische Planung und Bauüberwachung:

Dipl.-Ing. Helmut Mayer, Zivilingenieur für Elektrotechnik, 8330 Feldbach, Vogelsanggasse 7

Erste Betriebserfahrungen

Die ím Jahre 2013 fertiggestellte Schwallwassernutzungsanlage hat die „Feuertaufe“ des ersten Betriebswinters 2013/2014 nicht nur bravourös bestanden, sondern die Erwartungen an Betriebssicherheit und Wirtschaftlichkeit bei Weitem übertroffen, nach Mitteilung der Geschäftsführung liegt die Amortisationszeit deutlich niedriger und damit wesentlich günstiger als erwartet.

Einen wesentlichen Anteil daran hatte die Wärmepumpe mit völlig neuartigen magnetgelagerten Turbo-Kompressoren, deren Läufer im Gehäuse im Betrieb „schweben“,  mit dreißig- bis vierzigtausend Umdrehungen laufen und durch die berührungslose Lagerung kein Öl mehr benötigen. Die damit erzielten Leistungszahlen sind sensationell hoch.

Fazit

Eine in der Idee recht einfache, in der Umsetzung aber doch sehr komplexe Anlage wie die Schwallwassernutzung in der Heiltherme Bad Waltersdorf ist nur im besten Zusammenwirken aller Beteiligten zu realisieren. Bei diesem Projekt war diese Voraussetzung gegeben. Wertvoll war die Möglichkeit, dass die Geschäftsführung unter Direktor Mag. Gernot Deutsch einen zeitlichen, organisatorischen und finanziellen Rahmen schuf, in dem sich das Projekt auf der Grundlage ausreichender Daten allmählich entwickeln konnte, was letztendlich zu einer soliden, nachhaltigen, von allen getragenen und erfolgreichen Lösung führte.

Hervorzuheben ist hier auch die Rolle des Projektleiters und für die Technik der Heiltherme Gesamtverantwortlichen, Herrn Prokurist Erich Weinzettl. Er ist seit Anfang der Therme Teil des Teams und kennt deshalb die technischen Anlagen wie kein anderer. Sein Einsatz für die bestmögliche Betriebsführung, verbunden mit unermüdlichem Suchen nach Optimierungsmöglichkeiten und dem ständigen Bestreben, es noch besser zu machen, erscheinen vorbildhaft.

Links zu Pressemeldungen

Kleine Zeitung

oekonews.at

Comments are closed.

Copyright ©2012 Ing. R. Sonnek GmbH