Sonnek

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„Noch dreizehn Jahre bis zur Pension!“ Den leicht verzweifelten Worten des geschätzten Staatsdieners folgte meine kurze Verblüffungspause, in der der Widerhall ebendieser Worte im weitläufigen Büroraum allmählich verebbte. Ich hatte ihn – eher höflichkeitshalber – lediglich nach seinem Befinden gefragt. Die Antwort zeigte eines: Er führte ein beamtetes Berufsleben in eingefahrenen Geleisen, mit der Sehnsucht, den Kopfbahnhof namens „Ruhestand“ als Endstation möglichst rasch zu erreichen. Anlass, über die Unterschiede zum Selbstbild von Selbstständigen nachzusinnen.

Es ist ja nicht so, dass Selbstständige andere Wesen wären. Sie haben ihre Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Berechenbarkeit etc., wie halt alle anderen Menschen auch. Grundsätzlich scheinen sie aber jene Verhaltensweisen mehr zu betonen, die der Entwicklung von Fähigkeiten, ja ihres gesamten Persönlichkeits-Potentials förderlich sind. Aus subjektiver Sicht sind nachstehend ein paar Beispiele solcher Verhaltensweisen aufgeführt. Gegenübergestellt sind Hindernisse, die ein Selbständiger, der weiter wachsen und seine Persönlichkeit entfalten will, aber überwinden muss.

MUT statt ANGST

Der Begriff der Angst hat mit Enge zu tun, mit Einschränkung, Beklemmung, Selbstblockade. Angst gegen Veränderung, vorm Unbekanntem, vor möglicherweise Gefährlichem. Dem ist Mut entgegenzusetzen, der Freiraum schafft. Wobei Mut nicht für Freisein von Angst steht, sondern für die Entscheidung, trotz Angst voranzugehen und Veränderung voranzutreiben. Das müssen wir Selbständige schon selber tun, das entscheidet und macht niemand anderer für uns.

WOHLDOSIERTES UNBEHAGEN statt  BEQUEMLICHKEIT

Nachhaltige Veränderung zum Besseren ist in unserer persönlichen Situation solange unmöglich, wie wir in unserer routinebeladenen Behaglichkeit und im „business as usual“ verharren. Es wird aber spätestens dann notwendig, wenn wir spüren, dass es so nicht weitergehen kann, dass wir etwas ändern müssen, etwas lernen. Und lernen ist wahrscheinlich dann nicht sehr lustig, wenn wir dazu gezwungen sind. Klüger ist es wohl, möglichst rasch in die vielleicht unbehagliche Phase des Dazulernens einzutreten und das Beste aus der Situation zu machen.

EXZELLENTE ARBEIT statt MITTELMASS

Mittelmaß macht keinen Spaß. Spitzenleistung schon. Und zwar dann, wenn wir unsere Talente und Fertigkeiten in eine Sache einbringen können. Wenn wir also dort gefordert werden, wo unsere Stärken liegen. Harte Arbeit und viele Stunden des Mühens hinterlassen keine Erschöpfung, sondern münden häufig in einem „Flow-Erlebnis“, untrügliches Zeichen, dass wir auf der richtigen Spur sind und Freude dabei haben. Es braucht dabei nicht extra erwähnt zu werden, dass sehr oft jene Arbeit am besten gelingt und auch am besten honoriert wird, die das größte Vergnügen macht.

KONZENTRATION statt ZIELLOSIGKEIT

„Er schwang sich auf sein Pferd und ritt in alle Richtungen davon.“ „Wer kein Ziel hat, kommt immer am richtigen Ort an.“ Wir kennen derartige Sprüche, wir wissen auch, wie wichtig eine Beschränkung auf Wesentliches sein kann. Was zwangsläufig aber auch ein Loslassen von Zweitrangigem bedeuten muss, zumindest für eine Zeit lang. Ein Ziel ist mehr als ein Wunsch, nämlich ein Wunsch mit Datum. Das bringt eine gewisse Dringlichkeit mit sich und spornt an, etwas zu tun und Notwendiges nicht länger aufzuschieben. Dafür ist das erreichen des Ziels die schönste Belohnung. Dass wir uns am Weg zum Ziel aber auch ein Stück verändert haben, ist ein angenehmer Nebeneffekt.

FORTSCHRITT statt AKTIVITÄTEN

Es ist von Vorteil, das eigene Tun hin und wieder auf Effizienz („Die Dinge richtig tun“) und Effektivität („Die richtigen Dinge tun“) hin zu überprüfen. Denn Aktivität für sich gesehen ist noch keine sinnvolle Sache, solange sie nicht auf ein Ziel gerichtet sind. Jemand im Schaukelstuhl ist auch immer in Bewegung, kommt aber nicht weiter. Gewohnheiten können sich etwa im Arbeitsstil breitmachen, werden beibehalten, obwohl sie schon längst ihren Sinn verloren haben. Regelmäßiges „Ausmisten“ ist angesagt, was schwierig sein kann, wenn es heißt, von liebgewonnen, aber ineffizienten Eigenheiten Abschied zu nehmen ….

KALKULIERTES RISIKO statt SICHERHEITSDENKEN

Nur wer nichts tut, kann keine Fehler machen, sagt man. Wer etwas Neues beginnt, kann sich nicht in alle Richtungen absichern. Hasardieren als anderes Extrem ist auch falsch. Was zählt ist, Eigenverantwortung wahrzunehmen, umsichtig und nach bestem Wissen und Gewissen zu agieren, um Erfolg zu erzielen, Widerstände zu überwinden, Gelegenheiten zu nutzen, aber auch bereit zu sein, hin und wieder Lehrgeld zu zahlen und durchaus einmal am Rand des Scheitern dahin zu balancieren, bis es wieder besser läuft. Und dann und wann die Früchte der Mühen zu genießen. Das ist, denk ich, die Art, wie Selbständige ticken. Ist ein Leben in eingefahrenen Geleisen für einen Selbstständigen erstrebenswert? Sicher nicht.

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