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Licht

Einmal Experte, immer Experte? Eben nicht. Wir haben in einem der vorhergehenden Artikel darüber gesprochen, wie man Experte wird. Heute geht es darum, wie man Experte bleibt. Es ist wie in jeder anderen beruflichen Tätigkeit auch: Wer erfolgreich sein will, muss sich ständig und umfassend weiterbilden. Denn Routinearbeiten sind beim Sachverständigen eine seltene Sache, üblicherweise behandelt jeder Auftrag einen Einzelfall. Was bedeutet, dass auch jeder Auftrag fast zwangsläufig dazu führt, dass vorhandenes Wissen aufgefrischt wird. Doch das allein reicht noch nicht …

…will man für den Auftraggeber von echtem Nutzen sein. Denn der verlangt zusätzlich, dass dieses Wissen hochaktuell ist, dass es gut vermittelt und ohne Umschweife auf den Punkt gebracht zu werden vermag. Es muss weiters überdurchschnittliches Niveau aufweisen, was auch schon das Bürgerliche Gesetzbuch fordert, wenn es vom Sachverständigen „nicht gewöhnliche Kenntnisse“ verlangt. Kurz gesagt: Spitzenleistung ist gefragt!

Der schwedische Psychologe K. Anders Ericsson von der Florida State University macht in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass die zwangsläufig zunehmende Erfahrung eines Experten allein nichts aussagt über seine Fähigkeiten und die Qualität seiner Leistungen und warnt davor, irgendwann während der aktiven Laufbahn den Wissenserwerb de facto einzustellen, weil man glaubt, eh schon alles Wichtige intus zu haben. Er sieht in diesem Zusammenhang drei mögliche Ebenen der Kompetenz:

Alltagsfähigkeiten

Wir lernen etwas mit ganzer Hingabe, bis wir ausreichende Fähigkeit besitzen, das Gelernte zu unserem Vorteil und Fortschritt im täglichen Leben einzusetzen. Danach hören wir mit dem Weiterlernen auf, weil wir keinen Nutzen mehr erwarten. Ein einfaches Beispiel: Ich lerne Radfahren. Nachdem es mir gelungen ist, eine längere Strecke rasch und unfallfrei zurückzulegen, sehe ich keinen Sinn mehr darin, etwas mit gesteigerten Anforderungen zu erlernen, etwa das Fahren mit dem Einrad. Nein, sondern ich begnüge mich ein für alle Mal mit dem bisher erreichten Niveau und der gewonnenen Fähigkeit. Für den Alltag genügt das ja auch.

Spitzenleistungen

Anders verhält es sich mit Spitzenleistungen. Die verlangen ständiges Training, weitere Verbesserung und Konzentration. Man denke nur an den Spitzensport: Wer nachlässt, läuft Gefahr, zurückzufallen. Genau das trifft auch für die Tätigkeit eines Experten zu, der sich seiner Aufgabe und Verantwortung bewusst ist. Er muss sein Können und seine Fähigkeiten täglich aufs Neue verbessern, dazulernen, Erfahrungen sammeln und einordnen, fehlendes Wissen oder graue Zonen gefährlichen Halbwissens und „Blinde Flecken“ der Selbsttäuschung erkennen und  ausbügeln. Und das ein Berufsleben lang.

Mittelmaß mit Gefahr des vorzeitigen Stillstands

Die große Gefahr für seine Leistungsbereitschaft eines Experten besteht nach Ansicht von Ericsson darin, dass er sich im Laufe seiner Karriere von der Spitzenleistung sachte verabschiedet, indem er sich mit dem Erreichten zufrieden gibt und aufhört, weiterzulernen. Er nutzt sein Potential nicht mehr voll aus, findet sich mit Mittelmaß durchaus ab und kann in der Folge am Wettbewerb immer weniger teilnehmen, weil er schlicht den Anschluss verliert. Und das alles kann wohlgemerkt noch lange Jahre vor dem wohlverdienten Ruhestand geschehen und obwohl die Kapazität für Spitzenleistungen durchaus vorhanden wäre.

Lernen heißt Neugierde bewahren und Veränderungen willkommen heißen

Im Vorteil sind naturgemäß jene, die in den laufenden Veränderungen weniger die Probleme sehen, sondern vielmehr die Chancen suchen. Lebenslanges Lernen im eigenen Fachgebiet ist ein Muss für alle, die Zukunft haben wollen. Alle, die „ausgelernt“ zu haben glauben und nichts Neues mehr tun müssen, weil sie in ihren Augen ohnehin so gut sind, dürfen dann halt auch die Konsequenzen tragen. Auf seine unnachahmliche Weise hat der amerikanische ehemalige Werftarbeiter und Philosoph Eric Hoffer die Auswirkungen für solche, die lernen und solche, die schon alles wissen, treffend so ausgedrückt:

„In times of change learners inherit the earth; while the learned find themselves beautifully equipped to deal with a world that no longer exists.“

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