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Wenn hier von Gutachten die Rede ist, sind in erster Linie Gerichtsgutachten gemeint, deren Inhalte sich einem Laien infolge einer komplexeren Aufgabenstellung nicht sofort erschließen. Vielfach müssen sich aber gerade Laien mit Gutachten auseinandersetzen, etwa dann, wenn sie als Partei in einem Verfahren direkt Betroffene sind. Für sie ist es zentral wichtig, das klar zu verstehen, was in einem Gutachten dargelegt und ausgesagt wird. Salopp gesagt geht es hier um die Frage: Wie gehe ich beim Lesen des Gutachtens vor, damit ich das, was da drinsteht, auch begreife? Dazu ein paar Tipps.

Vorausgesetzt wird hier, dass das betrachtete Gutachten einem guten Standard entspricht und eine angemessene Gliederung aufweist, sich somit als Werk eines Sachverständigen ausweist, der nicht nur sein Handwerk versteht, sondern seine Arbeit methodisch und sprachlich in einer Weise verfasst hat, die den Bedürfnissen eines Nichtfachmannes entgegenkommt. Aber auch für einen Sachverständigen ist wichtig, ein Gutachten, das etwa in einem Verfahren von anderer Seite vorgelegt wird, effizient zu studieren und es gezielt auszuwerten.

Der Vorgang zum Studium eines Gutachtens könnte etwa so verlaufen, dass ich mir Fragen stelle und den dazu passenden Abschnitt des Gutachtens anschaue:

Worum geht es? – Allgemeines, Vorbemerkung

Nein, ich würde nicht mit der Zusammenfassung beginnen, sondern erst einmal lesen, wie sich die Gesamtsituation darstellt und (wenn ich Außenstehender bin) worum es in der Angelegenheit eigentlich geht, die hier aus der Sicht des Gutachters dargestellt wird. Eine solche Schilderung findet sich üblicherweise am Beginn des Befundes.

Welche Fragen waren zu beantworten? – Aufgabenstellung

Danach lese ich die Aufgabenstellung. Ein Gutachten dient prinzipiell dazu, eine oder mehrere Fragen zu beantworten. Diese sollten in der Aufgabenstellung klar dargelegt sein, möglichst im Wortlaut des Auftraggebers. Die Fragen sind die Basis für die Arbeit des Sachverständigen.

Wie lautet das Ergebnis in der Übersicht? – Zusammenfassung

Jetzt schaue ich mir die Zusammenfassung des Gutachtens an, aus der die Antworten und deren Begründung zu entnehmen sein müssten. Damit habe ich schon einmal die wesentlichen Ergebnisse erfasst.

Welcher Sachverhalt wurde festgestellt? – Befund

Nun schaue ich mir einmal den Befund an, aus dem hervorgeht, welche Methoden der Gutachter angewendet hat, welche Sachverhalte er festgestellt hat, welche weiteren Erkenntnisquellen er verwendet hat und was seine Beurteilungsmaßstäbe waren. Dieser Teil des Gutachtens wird der umfangreichste sein und gegebenenfalls Lichtbilder oder Zeichnungen enthalten und auf verschiedene Dokumente verweisen.

Wenn sich Fachausdrücke finden, kennzeichne ich die oder schreibe sie mir auf ein eigenes Blatt. Hat das Gutachten kein Glossar, also keine Begriffserläuterungen, heißt es entweder bei Google nachschauen oder gegebenenfalls beim Verfasser rückfragen. Es hat wenig Sinn, unbekannte oder unklare Ausdrücke zu übergehen, weil sonst grundlegendes Verständnis für weitere Ausführungen fehlen kann.

Was waren die Schlussfolgerungen und wie sind sie begründet? – Gutachten

Jetzt schaue ich mir die einzelnen Fragebeantwortungen nochmals genau an und studiere die Begründungen dazu. Dann kontrolliere ich nochmals die zugehörigen Abschnitte aus dem Befund und schaue, ob die Antworten und ihre Begründung aus der Sicht des Befundes für mich schlüssig sind.

Welche Unterlagen und Informationen wurden verwendet? – Grundlagen

Schlussendlich werfe ich noch einen Blick auf die Grundlagen (also Unterlagen, Auskünfte, Normen etc.), die der Sachverständige für sein Gutachten verwendet hat. Üblicherweise sind diese nicht nur über den Befund verstreut zu finden, sondern in einer übersichtlichen Liste zusammengestellt.

Was ist für mich wesentlich? – Eigene Notizen und Nacharbeit

Aus der frischen Erinnerung heraus schreibe ich mir ein paar Zeilen über meine eigenen Erkenntnisse, über offene Fragen, ergänzende Recherchen etc. Danach lasse ich die Arbeit eine bestimmte Zeit liegen, weil sehr oft in den Stunden danach gedanklich Dinge hochkommen, die Zusammenhänge erklären oder neue Fragen aufwerfen können. Erst danach wird die Bearbeitung des Gutachtens abgeschlossen.

Haben Sie Anmerkungen dazu? Wie gehen Sie vor? Haben Sie eine bessere Methode? Ich freue mich auf Ihre Antwort!

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