Sonnek

Energieausweis GB

Links im Bild: Der Schaukasten eines Immobilienmaklers in einer Stadt in Großbritannien mit Anzeigen von Mietobjekten und gleich daneben den ersten Seiten der zugehörigen Energieausweise. Zwei Dinge scheinen mir darin bemerkenswert: zum Ersten findet nach meinen Beobachtungen hierzulande eine derartige Auszeichnung der Energieeffizienz in Maklerangeboten schlicht nicht statt und zum Zweiten weicht der Inhalt des britischen Energieausweises von dem in Österreich stark ab. Der britische ist im Gegensatz zum österreichischen für den Eigentümer nicht nur ein wichtiges Dokument, sondern auch eine äußerst praktische Hilfe.

Der britische Energieausweis „Energy Performance Certificate (EPC)“ zeigt schon auf der Titelseite, wozu er gedacht ist: zuallererst soll der den Hauseigentümer ermutigt werden, aktiv zu werden und das Gebäude baulich und gebäudetechnisch zu verbessern! Dazu wird

-          zuallererst gleich auf der Titelseite festgehalten, welche Kosten für Beheizung, Beleuchtung und Warmwasserbereitung derzeit anfallen und welcher Betrag durch Verbesserungsmaßnahmen eingespart werden kann,

-          bei der grafischen Darstellung der Energieeffizienz auf technische Kennzahlen gänzlich verzichtet und lediglich ein Prozentsatz des erreichbaren Maximums angegeben, das aber für den Istzustand und den Zustand nach einer möglichen Sanierung,

-          die „Hitparade“ der drei wirkungsvollsten Sanierungsmaßnahmen angegeben, deren Kosten und ob die Maßnahmen öffentlich gefördert werden,

-          eine detaillierte Liste aller möglichen Maßnahmen angeführt,

-          die Auswirkung des Einsatzes von erneuerbarer Energie dargelegt,

-          die weitere mögliche Vorgangsweise zur Verbesserung beschrieben,

-          eine Liste aller sinnvollen Maßnahmen erstellt einschließlich einzeln dargestellter Auswirkung auf die Verbesserung der Effizienz und mit Darstellung der Kosten und Einsparungen zur individuellen Beurteilung der Wirtschaftlichkeit,

-          ein Hinweis gegeben auf alternative Möglichkeiten der Verbesserung,

-          eine Kontaktadresse für weitere Beratungen genannt,

-          die Identifikation des Ausstellers angegeben,

-          eine CO2-Klassifikation gegeben, wieder mit Ist- und Sollvergleich und

-          nur kurz auf die einzusparenden Wärmemengen eingegangen.

Warum ich das alles so ausführlich darstelle?

-          Weil damit in Großbritannien der Hauseigentümer etwas sofort Verständliches, Praktisches und sofort Umsatzbares  in die Hand bekommt, eine praktische und selbsterklärende Handlungsanweisung ohne irgendwelchen für den Laien ohnehin nicht verständlichen Ballast.

-          Weil demgegenüber aus meiner Sicht der österreichische Energieausweis ein überfrachtetes Ungetüm darstellt mit wenig praktikablen Kennzahlen und einem angeschlossenem Zahlenfriedhof, für den Hauseigentümer oder Bauherrn direkt nur äußerst beschränkt brauchbar.

Mir wurde durch diesen Vergleich des britischen und österreichischen Energieausweises klar, dass die ganze Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie hier in Österreich nur ein Werk von Techno-Bürokraten sein kann, denen man halt die Aufgabe übertragen hat, denen aber in ihrem Tun von niemandem Einhalt geboten wurde. Vielleicht haben diese Leute sogar aus ihrer Sicht höchste Qualität geliefert. Auf das wichtigste haben die dabei allerdings vergessen: auf die Gebäudeeigentümer und Bauherrn, denen dieser Energieausweis eigentlich ja helfen soll.

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