Sonnek

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Da hagelt es  wechselseitige Vorwürfe, enttäuschte Erwartungen werden laut, Beschuldigungen schwirren hin und her, das ganze Arsenal menschlicher Kampfrhetorik wird mobilisiert … allein, ein sachlicher Hintergrund ist vorerst schwer auszumachen. Wer einmal als vom Gericht beauftragter Sachverständiger in das emotionale Schlachtfeld zwischen genervtem Installateur und frustriertem Bauherrn eintaucht, sieht sich bei der Erkundung der Sachlage sehr oft mit unliebsamen Orientierungsproblemen konfrontiert.  Thema heute: Faktoren, die für Verfahrensbeteiligte und Sachverständige entscheidend sind.

ZDF – Zahlen, Daten, Fakten

Das einzige, was den Sachverständigen kraft seiner Aufgabe letztlich zu interessieren hat, sind nachprüfbare Tatsachen, also Zahlen, Daten und Fakten. Um die zu ermitteln, finden im Regelfall Befundaufnahmen statt. Solche Ortstermine fordern vom Sachverständigen volle Konzentration und sind daher aus seiner Sicht nicht unbedingt gute Anlässe für parteiliche Emotionsäußerungen. Letztere kann man sich ja – wenn schon unumgänglich notwendig – für die Verhandlungen vor dem Gericht vorenthalten, wo sie vielleicht wirkungsvolleren Dienst erweisen können.

Was die ZDF finden hilft

Der Sachverständige muss im Interesse aller Kontrahenten agieren, die Betroffenen haben somit definitiv mehr Nutzen, wenn sie die Arbeit des Sachverständigen aktiv unterstützen. Das kann in vieler Form geschehen. Einige Beispiele aus meiner Praxis:

-          Das rechtzeitige Bereithalten von verwertbaren, dokumentierten Informationen mit Quellenangaben einschließlich z. B. Fotos oder Videos über Wassereinbrüche;

-          Exakte Angaben, anstatt „viel zu hoher Stromverbrauch“ besser „der Stromverbrauch für den Monat Jänner betrug 2.156 Kilowattstunden“;

-          Bereitstellen von Hilfsmitteln für leichtere Zugänglichkeit der zu untersuchenden Gegenstände, etwa Leitern und Gerüste etwa für die Besichtigung von Solaranlagen;

-          Zugänglich machen von Räumlichkeiten Dritter rechtzeitig zum Ortstermin in Abstimmung mit den Betroffenen (z. B. bei einer Wohnungsbesichtigung);

-          Ganz allgemein das Bereithalten von Besprechungshilfen wie Tisch und Sitzgelegenheiten etwa auf Baustellen, um in Ruhe gemeinsam Pläne durchsehen zu können usw.

Ein richtiges Bild der Gegebenheiten ist wesentlich

Der Sachverständige darf keine Vernehmungen durchführen, er kann aber seine Wahrnehmungen zu Äußerungen anlässlich von Befundaufnahmen protokollieren und diese in seinen Befund aufnehmen. Bei diffizileren Verfahren kann eine Gerichtsverhandlung vor Ort stattfinden, um etwa Darstellungen von Ereignissen  oder Beobachtungen von Zeugen verfahrensgerecht zu erfassen. In beiden Fällen ist dem Sachverständigen sehr geholfen, wenn vor Ort zu den Äußerungen und Aussagen gehörige Beweisstücke wie Materialien, beschädigte Teile etc. bereitgehalten werden. Der Sachverständige muss ja und kann sich dann auch selbst ein Bild von den Gegebenheiten machen. Und auf die Faktenlage kommt es letztlich an.

Konzentration auf ZDF erfordert Gelassenheit

Letztlich liegt es ja auch am Sachverständigen selbst, für eine Atmosphäre der Ruhe zu sorgen, sachlich und gelassen zu bleiben, auch wenn wieder hitzige Diskussionen aufkommen. Dazu gehören auch  Auseinandersetzungen unter den beteiligten Rechtsvertretern oder zwischen Rechtsvertretern und Sachverständigen. Es ist zugegeben nicht immer leicht, sich dabei als Sachverständiger selber unter Kontrolle zu halten. Wenn es gar zu bunt wurde, hat aber immer noch der klare Hinweis zur Beruhigung beigetragen, dass man die Befundaufnahme ja abbrechen und wenn allseits gewünscht, den Auftrag auch zurücklegen könne. Das wollte denn doch keiner verantworten.

ZDF sind letztlich entscheidend

Zahlen, Daten, Fakten … von wegen Zahlen: Letztlich geht es im Zivilprozess ja immer ums Geld. Irgendjemand wird fordern, irgendjemand wird zahlen. Je besser Forderungen oder Einsprüche dagegen belegt, begründet oder nachvollziehbar sind, desto höher sind ihr Gewicht für den Sachverständigen, was in der Folge auch in der Beweiswürdigung durch das Gericht entscheidende Bedeutung haben kann. Notizen, Anmerkungen und Vereinbarungen, die schriftlich vorliegen und deren Zeitpunkt, Verfasser und Inhalt eindeutig nachvollziehbar sind, sind äußerst wertvoll, meist besonders für den, der sie vorlegt. Man kann in diesem Zusammenhang gar nicht oft genug wiederholen: wer schreibt, der bleibt. Alles in allem und nüchtern betrachtet sollte sich ohnehin nicht der auf ein Gerichtsverfahren einlassen, der auf seine Emotionen baut, sondern der, der die Zahlen, Daten und Fakten auf seiner Seite hat …

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