Sonnek

Klimaanlage

Vor etlichen Jahren haben sich EU-Gremien zum Ziel gesetzt, es aus Auto-Klimaanlagen zu verbannen: das künstliche Kältemittel 134a, ein enorm starkes Treibhausgas. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde daraufhin von der Industrie als Ersatz massiv auf das natürliche Kältemittel CO2 gesetzt. Der etwas höhere Technikaufwand wog gering gegen die erwarteten Vorteile: niedrigstes Treibhauspotential, leicht verfügbar, billig, ungiftig, nicht brennbar. Jetzt ist alles anders. In neuen Modellen soll ein anderes künstliches Kältemittel zum Einsatz kommen: 1234yf. Das aber soll nicht ungefährlich sein …

Anstoß zur Erinnerung

Hin und wieder hab‘ ich in Forschungs-und Entwicklungsinstitutionen zu tun. So im Vorbeigehen sehe ich unlängst einen Prüfstand mit der Kennzeichnung Kältemittel „1234yf“ und darunter den Warnhinweis „Brennbar! Giftig!“.  Hoppla, sagt mir die Erinnerung, da war doch was mit Auto-Klimaanlagen. Ja, ein Artikel in den VDI-Nachrichten; schnell nachrecherchiert, hier ist er, vom 13.01.2012: http://www.vdi-nachrichten.com/artikel/Kaeltemittel-mit-Gesundheitsrisiko-bei-Brand/56771/2.

Daraus entnehme ich:

„Automobil: Gerät das neue Kältemittel für Autoklimaanlagen 1234yf in Brand, drohen bleibende Gesundheitsschäden. Doch ist umstritten, ob Fahrzeuginsassen oder Rettern im Brandfall tatsächlich Gefahr droht. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) verweist auf Untersuchungen, die das Kältemittel für unbedenklich erklären. Dagegen warnen Behörden, Umweltverbände und Forscher vor dem Einsatz von 1234yf.“

Ein paar Fakten

Kurze Recherche im Internet, Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/2,3,3,3-Tetrafluorpropen.

Daraus entnehme ich:

„Sicherheit: 2,3,3,3-Tetrafluorpropen (die chemische Bezeichnung des Kältemittels 1234yf, Anm.) bildet brennbare Gas-Luft-Gemische und wird als hochentzündlich eingestuft. (…) Bei der Verbrennung wird giftiger und ätzender Fluorwasserstoff frei.“

Weitere Pressemeldungen

Aber noch sollen ja keine oder ganz wenige Fahrzeugtypen mit diesem Kältemittel unterwegs sein, schreibt „Auto-Bild“ am 12.12.2011 unter dem Titel „Mauer des Schweigens“. Dazu die Quelle: http://www.autobild.de/artikel/kaeltemittel-r1234yf-2328610.html.

Daraus entnehme ich:

„Die Entscheidung ist gefallen: In Klimaanlagen soll künftig das neue Kältemittel R1234yf zum Einsatz kommen. In welchen Modellen, bleibt allerdings unklar. Denn die meisten Autohersteller verweigern bei entsprechenden Anfragen derzeit die Auskunft oder antworten ausweichend. Angeblich aus ‚Wettbewerbsgründen‘. Im Klartext: Die Angst geht um, dass Neuwagenkäufer Autos mit R1234yf meiden könnten. Dabei wäre die Klimafreundlichkeit von R1234yf eigentlich ein gutes Verkaufsargument – wären da nicht massive Zweifel an seiner Ungefährlichkeit, die bislang nicht ausgeräumt werden konnten.“

Stimmen aus Verbänden

Letztlich noch der Hinweis auf eine gemeinsame Pressemitteilung des Berufsverband Feuerwehr und der Deutschen Umwelthilfe vom 15.02.2012: http://www.autoklimaanlage.info/de/presse/artikel/d52cd6373a826f000197fa51bdd1f1c4/pm.html.

Daraus ist etwa zu entnehmen:

„Nach Beobachtung der DUH verzögern die Automobilhersteller seit Jahren die auch von der EU-Kommission geforderte Umstellung auf ein weniger klimaschädliches Kältemittel. Die Autohersteller haben sich für den von Honeywell und DuPont entwickelten Chemiecocktail 1234yf als Ersatz für R134a entschieden, obwohl Autoklimaanlagen mit dem natürlichen Kältemittel CO2 bereits bis zur Serienreife entwickelt sind. Doch mehr als ein Jahr nach der verpflichtenden Einführung klimaschonender Kältemittel steht das bislang einzige chemische Ersatzprodukt 1234yf, aus dem im Brandfall in hoher Konzentration giftiger Fluorwasserstoff (HF) entsteht, nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung. Grund ist ein in China gegen die dort in der Herstellung befindliche 1234yf-Produktionsstätte verhängter Baustopp. Er soll zurückgehen auf fehlende Entsorgungsnachweise für giftige und umweltgefährdende Zwischenprodukte, die bei der Herstellung anfallen.“

Und noch was

In verschiedenen Gesprächen mit Informierten habe ich aufgeschnappt, dass …

… die europäische Automobilindustrie zwar willens gewesen sei, die CO2-Klimaanlagen einzusetzen, dass man aber nicht gegen den Rest der Welt eine „Insellösung“ hätte durchsetzen können und wollen,

… die Mehrkosten für eine CO2-Klimaanlage bloß etwa Euro 50,– pro Fahrzeug betragen hätten und

… ein gravierender Vorteil von 1234yf darin läge, dass die üblichen Auto-Klimaanlagen für 134a ohne Änderungen mit dem neuen Kältemittel betrieben werden können.

Fazit

In Österreich scheint das alles noch kein Thema zu sein und vielleicht wird es nie eines. Auch die Autofahrerclubs verhalten sich ganz ruhig. Und von Umweltbundesamt oder sonstigen Behörden hört man ebenfalls nix.

Aber ein Techniker hat auch auf Entwicklungen hinzuweisen, die er als problematisch erachtet.

Und eine Frage bleibt: wird künftig die potentielle Gefährdung unseres Lebensraumes als wichtiger erachtet als das Risiko einer persönlichen Gefährdung?

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