Sonnek

Sehr oft besteht bei der Sanierung etwa eines Einfamilienhauses Unsicherheit, an welcher Stelle es richtig ist, mit den Verbesserungen zu beginnen: Sollen wir zuerst die Fenster erneuern? Und ist es sinnvoll, dazu gleich die Außenisolierung anbringen zu lassen? Oder ist zuerst die Solaranlage zu montieren? Und wann ist der beste Zeitpunkt, den alten Zentralheizungskessel zu tauschen? Zentrale Fragen, auf die uns das SOS-Prinzip hilft, Antworten zu finden.

Die Unsicherheit wird auch nicht geringer, wenn man Handwerker befragt – jeder hält sein eigenes Gewerk für vorrangig wichtig, na klar, für den Installateur dreht sich alles um die Heizung, der Fensterverkäufer sieht natürlich Sanierung aus seinem Blickwinkel. Ja, und der freundliche Berater im Baumarkt hat jetzt gerade eine Sonderaktion für Außendämmungen, die interessant sein könnte. Und der nette Nachbar schwärmt dauernd von seiner Wärmepumpe, die überhaupt das Beste ist und absoluten Vorrang in allen Überlegungen haben sollte …

Nun, Sanieren bedeutet zuerst einmal planen, natürlich auch in finanzieller, zuerst aber in technischer Hinsicht. Und es gilt, Prioritäten zu setzen und die richtige Reihenfolge an Tätigkeiten einzuhalten, weil gerade bei der Gebäudesanierung fast jede Maßnahme Rückwirkungen auf eine andere haben kann. Am Beispiel eines Einfamilienhauses wollen wir uns das ansehen. Vorab meine Empfehlung: gehen sie methodisch vor nach dem SOS-Prinzip, wie ich es nenne. Was steckt dahinter? Nun, es ist ganz einfach.

S – Sanieren der Gebäudehülle

Das erste „S“ steht für das Sanieren der Gebäudehülle. Gemeint sind alle Maßnahmen, die helfen, die thermische Qualität der „Außenhaut“ des Hauses zu verbessern: Austausch der Fenster; danach Aufbringen einer Außendämmung; Wärmedämmung für Dach, Obergeschoßdecke und Kellerdecke. Besonderes Augenmerk erfordern hier alle Kältebrücken, besonders die am Haus, die wie Kühlrippen wirken: Balkone, Terrassen, Stützen, etc. Balkone lassen sich „einkleiden“, was technisch oft nicht einfach und finanziell aufwändig ist. Überdachte Terrassen können in einen Wintergarten umgewandelt werden. Nischen müssen sorgfältig mit Wärmedämmung ausgekleidet werden usw.

Alle genannten Maßnahmen erfordern in Planung und Ausführung durchdachte Abstimmung miteinander, was die Zusammenarbeit mit Fachleuten erfordert, also mit Architekten, Bauingenieuren, Baumeistern und natürlich mit den ausführenden Handwerksbetrieben. Besonders interessant sind natürlich die Unternehmen, die alle geplanten Leistungen aus einer aus einer Hand anbieten oder zumindest deren reibungslose Koordination auf der Baustelle mit übernehmen können. Das erste Maßnahmenpaket – Sanieren der Außenwand – hat Rückwirkungen auf die Heizlast des Gebäudes und damit auf die Heizungsanlage, womit wir zum zweiten Schritt kommen.

O – Optimieren der Haustechnik

Das „O“ steht für Optimieren der Haustechnik. Jetzt ist der Heizkessel dran. Er wird nach der Sanierung üblicherweise zu groß sein. Doch bevor wir ihn austauschen, müssen wir überlegen, wo wir hin wollen. Ideal wäre eine gänzliche Abkehr von konventionellen Brennstoffen, weg von Öl und Gas, aber auch von Kohle – hin zu erneuerbaren Energiequellen, Biomasse, Erdwärme, Umweltwärme, Solarheizung …. Manche wechseln von Öl zu einer Pelletsheizung, aber auch wer bei konventioneller Energie bleiben will oder muss, steht vor der Tatsache, dass eine Anpassung des vorhandenen Heizsystems an die gesunkene Heizlast notwendig wird, ist doch der vorhandene Kessel meist zu groß. Auf neueste Technik sollte unbedingt zurückgegriffen werden, und bei Öl- und Gaskesseln gilt als Standard die Brennwertnutzung, die auch das letzte Quäntchen Energie aus dem Rauchgas oder Abgas herausholt.

Sehr viele sind an einer Wärmepumpe interessiert, wobei hier Erde und Luft als Wärmequellen zur Verfügung stehen, in selteneren Fällen auch Grundwasser. Die Wärmepumpe verlangt nach möglichst niedrigen Vorlauftemperaturen des Heizsystems, ideal sind daher Fußboden- oder Wandheizungen. Sind überwiegend oder ausschließlich Heizkörper vorhanden (Radiatoren, Kompakt- und Plattenheizkörper), muss die Heizung genauer untersucht werden, insbesondere dann, wenn eine Außenluft-Wasser-Wärmepumpe geplant ist.

Noch etwas: Nach dem Fenstertausch wird das Gebäude über bessere Luftdichtheit verfügen, was energietechnisch sehr vorteilhaft ist, jedoch einen kontrollierten Luftaustausch erfordert und eine Wohnraum-Lüftungsanlage erforderlich machen kann. Und da gilt es, viele Fragen zu lösen: wohin mit dem Zentralgerät, wie wird die Luft im Hause verteilt, von woher wird die Luft angesaugt, brauche ich einen Erdreich-Wärmetauscher, etc. Auch hier ist es notwendig, sich Fachleuten anzuvertrauen, die sich in ihrer Materie auskennen und auf eine Reihe Referenzen und zufriedener Kunden verweisen können.

So, über die Haustechnik haben wir uns Gedanken gemacht, was bleibt noch zu tun?

S – Substituieren (Ersetzen) der konventionellen Energie

Der dritte Buchstabe „S“ steht für Substituieren (Ersetzen) der konventionellen Energie – hier geht es schlicht um den Einsatz erneuerbarer Energie, soweit er jetzt noch zu überlegen ist. Denn über Biomasse und Wärmepumpen, die eigentlich auch in diese Kategorie fallen, haben wir schon gesprochen. Wie kann ich Solarwärme nutzen? Als Teilheizung und Ergänzung für meine Pelletsheizung? Oder zur Warmwasserbereitung? Was bringt mir eine Fotovoltaik-Anlage? Hier haben alle Überlegungen für Maßnahmen Platz, die uns in Zukunft von Energieimporten weniger abhängig machen können. Auch hier geht es natürlich nicht ohne Experten ab. Und vielleicht mehr noch als die beiden vorhergehenden Schritte ist natürlich die Förderungssituation zu beachten, die leider meist nicht für alles ausreicht, was sinnvoll und erstrebenswert wäre …

Eine Klarstellung zum Schluss: Das SOS-Prinzip zielt darauf ab, dass die beabsichtigten Maßnahmen gemeinsam überlegt und ihre gegenseitigen Auswirkungen berücksichtigt werden sollen. Daraus ergibt sich ein schlüssiges und ganzheitliches Konzept, das auch schrittweise realisiert werden kann, insbesondere dann, wenn die finanziellen Mittel nicht für alle Maßnahmen zugleich ausreichen. Das bedeutet aber nicht, dass die geplanten Maßnahmen auch zeitlich genau in der genannten Folge ausgeführt werden müssen, etwa, wenn die Erneuerung der Kesselanlage ansteht und absolute Priorität hat. Aber die Bemessung und technische Ausführung des neuen Kessels kann bereits im Hinblick auf die geplanten Maßnahmen erfolgen.

Also: Sanieren der Gebäudehülle, Optimieren der Haustechnik und Substituieren konventioneller Energie durch erneuerbare – das sind nicht nur für Einfamilienhäuser, sondern für jede Art von Gebäuden die richtigen Schritte, die uns zu einem für uns alle positiven Beitrag zu einer guten Energiezukunft führen können.

Weiterführende Informationen sind zu erhalten zum Beispiel unter www.althausrenovierung.at, www.klimaaktiv.at, www.hausderzukunft.at oder bei offiziellen Stellen wie etwa dem Landesenergieverein Steiermark unter www.lev.at.

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