Was gibt es Schöneres als eine große Badewanne, noch dazu, wenn sie elegant in den Boden versenkt ist? Was dem Architekten gelingt und Bauherrn oder Baudame (sagt man das so?) wohltuende Entspannung bringt, kann den Installateur ganz schön ins Schwitzen bringen. Besonders dann, wenn die Wanne nicht und nicht vollläuft und das Badewasser schon während des Befüllens kalt wird …
Cool ist halt nicht immer cool
In zwanzig Minuten sollte die Wanne gefüllt sein mit Badewasser zu angenehm warmen 35 °C. Tatsächlich gedauert hat’s dann zwei Stunden. Als die Wanne endlich voll war, war das Wasser naturgemäß schon zu kalt zum Baden. Schuld an der Misere war zu seinem Leidwesen der Installateur. An sich eine prima Firma, hat alles Übrige bestens gemacht im wunderschönen und feinen Neubau. Bis auf die Sache mit der Badewanne halt.
Bei einem Auto würde man sagen: untermotorisiert
Was war passiert? Im Nachhinein ist man ja immer klüger und man weiß jetzt, dass man hätte wissen sollen, dass ein Elektro-Durchlauferhitzer in der Kaltwasser-Zuleitung mit 24 Kilowatt Leistung halt nicht die nötige Puste für so ein Kaliber Wanne hat. Und man weiß jetzt auch, dass – hätte man das Befüllen wirklich mit einem Elektro-Durchlauferhitzer bewerkstelligen wollen – dieser eine Anschlussleistung hätte besitzen müssen, die einer kleineren Wohnsiedlung zur Ehre gereicht hätte …
Alles wird wieder gut …
Ausgebügelt hat es dann ein anderer Installateur. Problem war die zu gering dimensionierte Zuleitung, die nachträglich durch eine über das Dach geführte ersetzt werden musste. Dazu war die Wärmedämmung am Flachdach aufzuschneiden, Wände mussten geöffnet und Durchbrüche waren nötig. Die kurze Füllzeit war nur mit einem Warmwasserbereiter zu lösen, der wenigstens 800 Liter zu 60°C bereithält (hab eine süße kleine mathematische Formel zum Nachweis dafür geschrieben), die Zuleitung zum Wanneneinlauf musste ausreichend dimensioniert sein (¾“, war aber tatsächlich leider nur ½“) und der Wanneneinlauf musste einen Durchfluss von 60 Litern in der Minute zulassen (was er auch konnte).
… aber wer zahlt?
Die Baudame (oder sagt man doch besser Bauherrin?) hatte die entstandenen zusätzlichen Kosten eingeklagt. Der erste Installateur monierte, dass man die Sanierung hätte billiger machen können: den Holzboden im Badezimmer aufreißen, durch den Heizestrich und die Fußbodenheizung (5 cm Verlegeabstand) durch bis runter in die Schüttung, dann zwei bis drei Meter den Boden aufmachen durchs Badezimmer bis zum Wannenrand und dann wieder alles zumachen. Das bei einem hochwertigen, im ganzen Geschoß durchgehend verlegten Parkettboden.
Fazit
Als Sachverständiger konnte ich mich dem nicht anschließen, unter anderem weil das alles a) kaum weniger gekostet hätte als die tatsächlich durchgeführte Sanierung, b) die Bausubstanz und die Installation qualitativ gelitten hätten und c) das Badezimmer ein paar Wochen nur eingeschränkt benutzbar gewesen wäre. Die tatsächlich durchgeführte Sanierung schien mir richtig.